Mediengestalter*in / Reinzeichner*in / Layouter*in

Unseriös und intransparent: Nach einer Untersuchung fordert das Kartellamt die Portale dazu auf, mehr Verantwortung im Kampf gegen Fake-Bewertungen zu übernehmen. Und gibt diese Empfehlungen.
Text: Alessa Kästner
18. Juni 2020
Foto: Pixabay
Wer online kauft, der verlässt sich gern auf die Bewertungen von anderen Nutzern. Doch das ist nicht ganz unproblematisch, wie das Bundeskartellamt im Rahmen einer sogenannten Sektoruntersuchung, die die Funktionsweisen dieser Bewertungssysteme prüft, festgestellt hat. Die Analyse hat gezeigt, dass große Unterschiede im Hinblick auf die Vorgehensweise der verschiedenen Portale bei der Erfassung, der Filterung und der Darstellung von Bewertungen bestehen.
Ein großes Problem sei, dass nur einzelne Portale auf spezifische Filter zur Identifizierung von gefälschten Bewertungen setzen und diese dann systematisch sanktionieren. Ein Großteil der Portale nehme dagegen nur eine automatische oder manuelle Vorab-Prüfung auf Schimpfworte, Werbung oder Datenschutzverstöße vor. So kommt es mitunter zur Löschung von überproportional vielen negativen Bewertungen. Die Untersuchung hat zudem gezeigt, dass ein Großteil der Verbraucher zwar Nutzerbewertungen lesen will, aber nur wenige Verbraucher in bestimmten Situationen selbst Bewertungen schreiben. Gleichzeitig sei das Interesse der Portale und der Anbieter an Nutzerbewertungen aber sehr hoch, da viele Bewertungen regelmäßig zu Umsatzsteigerungen führen.
"Unsere Ermittlungen zu Nutzerbewertungen im Internet zeigen vor allem eines: Portale und Plattformen müssen für die von ihnen dargestellten Bewertungen deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Dazu gehören vor allem eine zielgenaue Filterung der abgegebenen Bewertungen und die Zulassung gekennzeichneter und damit für den Verbraucher erkennbarer Produkttests", sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. "Viele Verbraucher vertrauen bei der Suche nach einem Produkt, einem Arzt oder einer Reise im Internet auf die Bewertungen anderer Nutzer. Nutzerbewertungen sind häufig auch für das Ranking von Waren und Dienstleistungen bedeutsam. Wenn die angezeigten Bewertungen aber gar nicht von echten Nutzern stammen, inhaltlich beeinflusst oder durch die Portale verzerrend gefiltert werden, können Verbraucher getäuscht werden und eine falsche Entscheidung treffen. Dies benachteiligt auch diejenigen Unternehmen, die sich nicht an unseriösen Nutzerbewertungen beteiligen."
Das Bundeskartellamt hat die identifizierten Probleme bei Nutzerbewertungen nun verschiedenen Kategorien zugeordnet und dafür differenzierte Lösungsansätze entwickelt:
Da es in Deutschland jedoch keinen behördlichen Verbraucherschutz gibt, obliegt es laut der Mitteilung des Bundeskartellamts den betroffenen Portalen, die vorgeschlagenen Maßnahmen freiwillig umzusetzen - oder es könne auf dem Zivilrechtsweg eine entsprechende Verantwortlichkeit eingefordert werden. Dazu müsse zudem die Frage der Verantwortlichkeit für Verstöße gegen bestehende Vorschriften geklärt werden, da an der Entstehung und Verbreitung einer Bewertung meist mehrere Parteien, die Plattform, der Hersteller, ein Händler oder Dienstleister und evtl. auch ein Bewertungsvermittler beteiligt sind.
Die Ermittlungen des Bundeskartellamts betrafen über 60 große Internet-Portale, die Nutzerbewertungen aus 16 verschiedenen Branchen anzeigen, sowie zahlreiche andere Marktteilnehmer.