Kolumne:
Like Gin and Tonic: Branded Apps und auditiver Content
W&V-Kolumnist Stephan Schreyer ist überzeugt: Eine App zu bauen, nur damit eine da ist, ist ab dem Jahr 2020 zu wenig. Die wertstiftende, content-zentrierte App ist also nicht mehr nur Kür, sondern Pflicht.
Ich habe die zurückliegenden Feiertage genutzt, um mein Smartphone abzuspecken. "Digital Detox" mal anders. Eine willkommene, kurzweilige Abwechslung zwischen den komatösen Fressorgien. Resultat: 40 Apps weniger! Bei manchen wusste ich gar nicht mehr, dass sie installiert waren, geschweigen denn, wann ich sie zuletzt benutzt habe.
Damit bin ich nicht allein. Zwar steigt die App-Nutzung kontinuierlich, allerdings sind rund 90 Prozent der App-Nutzer nach 30 Tagen wieder weg. Der Grund? Unter anderem fehlender, regelmäßiger Content mit Relevanz und Mehrwert. Insbesondere für Corporate-, Produkt- und/oder Marken-Apps ein Problem. Schaut man sich an, wie viel Geld in einzelne Apps gesteckt wird, kommt eine hübsche Summe zusammen, die einfach so "in Rauch aufgeht". Pufff!
Gibt es Rettung? Ja. Branded Apps und Audio-Content passen perfekt zueinander. So wie Gin und Tonic. Warum, ist rasch erklärt:
1. Laut PwC-Mann Mathias Elsässer heißt einer der Trends für 2020: mobile, mobile, mobile. Damit ist jedoch nicht "mobile Werbung" oder "mobile optimiert" gemeint. Das Zauberwort lautet "wertstiftende App". Wertstiftend sowohl für das Unternehmen (Datengenerierung), als auch für die User (Mehrwert und Relevanz). Und daran hapert es derzeit noch bei vielen Companies. Eine reine App zu bauen, nur damit eine da ist, ist ab dem Jahr 2020 zu wenig. Fazit: Die wertstiftende branded App wird zur Pflicht, nicht zur Kür.
2. Brand Value ist zukünftig eine der größten Herausforderungen für Unternehmen und Marken. Grund: Produkte werden immer identischer, häufig entscheidet der Preis darüber, ob gekauft wird oder nicht. Vorbei die Performance getriebenen Zeiten. Die Relevanz von Markenbildung und Markenbindung steigt. Und das nicht nur, wenn man beim Voice-Commerce vorne mitspielen will. Hier kann auditiver Content unterstützen. Audio schafft, was andere Content Formen nicht bieten - Emotionalität und Nähe. Die Basis für Markenbildung und Markenbindung. Aus Gelegenheitsnutzern können Markenbotschafter werden. Sie bleiben dem Brand treu und zeigen das auch mit ihrer Brieftasche.
3. Das Smartphone ist der Dreh- und Angelpunkt unseres (digitalen) Lebens. Immer und jederzeit verfüg- und nutzbar. Offline wie online. Egal ob in der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit oder abends im Bett. Es ist der Abspielort Nummer eins bei auditivem Content und die "Home Base" der App Nutzung.
Auditiver Content in der branded App
Eine Content-zentrierte App ist in meinen Augen ziemlich effektiv. Das ist nicht neu. Nike und Red Bull zeigen bereits erfolgreich wie Content-Marketing geht. Neu bzw. derzeit noch wenig verbreitet hingegen ist die Nutzung von auditivem Content in einer branded App. Noch stehen wir am Anfang. Doch die Relevanz wird steigen. Davon bin ich überzeugt. Insbesondere durch die stetige Zunahme der Audionutzung und der stärkeren Verbreitung von Voice. Aber Vorsicht: Es geht NICHT um Podcasts. Also jene mp3-Files, die einmal für alle produziert, dann hochgeladen und nie wieder angefasst werden.
Nachhaltige Integration in die Customer Journey
Auditiver Content in einer branded App ist mehr. Viel mehr! Er ist bestenfalls datadriven und bietet damit individuellen Mehrwert. Es geht um eine sinnvolle, nachhaltige und lückenlose Integration in die Customer Journey und letztlich um die Integration in den Alltag der Nutzer. Klingt nach viel Arbeit. Genau. Aber das ist doch mit allen guten Vorsätzen im neuen Jahr so. Und was wäre auch in Zeiten von "Generation Kopfhörer" und dem Vormarsch von Voice die Alternative?
In diesem Sinne: "Happy New Year"!