Eigentlich wollte Facebook beim Pressevent in Berlin genau erläutern, wie die Singlebörse funktioniert. Doch da es das Produkt unter anderem in den USA bereits seit September gibt, können wir trotzdem erahnen, wie es in Deutschland aussehen könnte:

7,5 Millionen potenzielle Partner für jeden

Gut 30 Millionen Deutsche nutzen Facebook monatlich. Da laut der Verbrauchs- und Medienanalyse jeder zweite in Deutschland ledig ist und allein lebt, dürften sich auf Facebook rund 15 Millionen Singles tummeln. Immerhin 7,5 Millionen potenzielle Partner für die meisten von uns, wenn man die unterschiedlichen sexuellen Vorlieben mal außen vorlässt. 

Hinzu kommen Singles aus der Schweiz, Österreich – und natürlich aus anderen europäischen Ländern, wenn man eine Fernbeziehung nicht scheut. Das ist eine hervorragende Basis, von der andere Singleportale nur träumen können. Laut der Agof hatte zum Beispiel Parship im Dezember 2019 gut 1,2 Millionen Unique User. 

Herz oder X – wie bei Tinder

Aber: All diese Singles auf Facebook sind nicht automatisch für Dating angemeldet. Wer mitmachen will, muss die Funktion, die es bisher nur in der App gibt,  freischalten und sein Datingprofil ausfüllen. Bin ich Frau, Mann, will ich mich nicht festlegen? Fotos kann man zum Beispiel aus seinem Instagram-Feed oder aus den Stories integrieren. Die Profilfragen sollen sich einfacher und schneller beantworten lassen als bei anderen Plattformen. 

Facebook Dating 2

Man kann sein Dating-Profil mit Bildern aus dem eigenen Instagram-Auftritt verschönern.

Viele Auskünfte sind auch gar nicht nötig. Schließlich kennt Facebook seine Nutzer ohnehin besser als vielen lieb ist. Die Daten aus dem eigenen Profil, wie Likes, Events, Gruppen, abonnierte Seiten und mehr, nutzt das Netzwerk, um potenziell passende Partner vorzuschlagen. Gefällt einem das Datingprofil, das man als Vorschlag erhält oder sich selbst aus Gruppen oder Freundeslisten von Freunden raussucht, markiert man es mit einem Herz. Ähnlich wie bei Tinder. Wenn nicht, gibt man der Person ein X. Anders als bei Tinder benötigt es kein Herz der anderen Person, um sie anzuschreiben. Trotzdem kann man unangenehme Verehrer blockieren.

Neunmal heimlich verknallt

Etwas Besonderes bei Facebooks Onlinedating ist der „Secret Crush“. Prinzipiell landen Facebook-Freunde nämlich nicht in der Liste potenzieller Partner. Es gibt eine Ausnahme: nämlich wenn man einen Freund bewusst als „Secret Crush“ markiert. Weil man sich in ihn verguckt hat – oder ihn zumindest näher kennenlernen will. Besonders Unentschlossene können bis zu neun dieser heimlichen Schwärme angeben. Steht man selbst auch auf der Liste seines Crushs, haben beide einen Match. 

Facebook Dating 1

Als Secret Crash kann man Facebook-Freunde oder Instagram-Follower markieren.

Und noch eine Funktion unterscheidet Facebook Dating von der Konkurrenz: die Sicherheitssfunktion, mit der man Freunden seinen Aufenthaltsort bei einem Date mitteilen kann. Für die Sicherheit der Privatsphäre innerhalb des Netzwerks will Facebook selbst sorgen. Die Infos aus dem Datingbereich, oder die Tatsache, dass man ihn überhaupt nutzt, sollen für Nicht-Dating-Nutzer nicht sichtbar sein. Dieses Versprechen dürfte Minimalvoraussetzung für viele der vielleicht zukünftigen deutschen Nutzer sein. 

Aber die müssen noch warten. Während Facebook Dating neben den USA bereits in 19 weiteren Ländern in Lateinamerika und Asien verfügbar ist, müssen die europäischen Facebook-Singles zumindest diesen Valentinstag noch allein verbringen. Oder sie unternehmen einfach was mit ihren anderen Singlefreunden. Offline. 


Autor: Verena Gründel

Verena Gründel ist seit Anfang 2021 Chefredakteurin der W&V. Die studierte Biologin und gelernte Journalistin schrieb für mehrere Fachmagazine in der Kommunikationsbranche, bevor sie 2017 zur W&V wechselte. Sie begeistert sich für Marken- und Transformationsgeschichten, hat ein Faible für Social Media und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.