Microsoft: Chatbot mit Verstorbenen

Microsoft will die Toten auferstehen lassen – zumindest virtuell. Der US-Konzern hat ein Patent auf einen Chatbot angemeldet, der verstorbene Menschen täuschend echt nachahmen soll. So könnten sich Hinterbliebene weiterhin mit ihren Lieben unterhalten. Laut Standard und The Independent wertet die Chat-Software unter anderem Bilder, Sprachnotizen, Social-Media-Beiträge und Messenger-Nachrichten von Verstorbenen aus, um sie, ihre Ausdrucks- und ihre Denkweise möglichst genau zu imitieren. Neben der Stimme können dabei auch 2D- und 3D-Bilder für einen "lebensnahen" Chat sorgen.

Laut Patent funktioniert das System noch besser, wenn bereits lebende Personen ihren Chatbot trainieren, und so vorab ein virtuelles Abbild ihrer Persönlichkeit erschaffen. Versuche, auf diese Weise Verstorbene als Software wiederzubeleben, gab es bereits mehrere. Eugenia Kuyda, Mitgründerin der Technologiefirma Luka, hat 8.000 Original-Zeilen aus Textnachrichten dazu verwendet, um einen Chatbot ihres Freundes Roman zu programmieren, der bei einem Verkehrsunfall starb. Ihr erstes Fazit: "Noch ist es nur der Schatten einer Person. Aber selbst das war vor einem Jahr noch unmöglich. Und in sehr naher Zukunft können wir hier noch deutlich mehr tun."

Stimmen aus dem Grab: Angehörige sollen mit ihren Verstorbenen sprechen können.

Stimmen aus dem Grab: Angehörige sollen mit ihren Verstorbenen sprechen können.

Menstruations-Apps sind zu neugierig

Millionen von Frauen in aller Welt nutzen Menstruations-Apps, um ihre Periode zu verfolgen, und um ihre Fruchtbarkeit zu bestimmen – entweder, weil sie Kinder wollen, oder weil sie keine Kinder wollen. Allein die führende iOS- und Android-App Flo hat weltweit mehr als 100 Millionen Nutzerinnen. Doch offenbar sind viele solcher Apps deutlich neugieriger, als sie es sein müssten und sollten. Darüber berichtet jetzt die Futurezone aus Österreich. Demnach teilen viele der Apps Daten mit Facebook und anderen Datenhändlern. Diese verwenden die Informationen dann dazu, um Nutzerinnen zielgerichtet Werbung anzuzeigen, die genau auf ihre aktuelle Stimmung und ihren Zyklus zugeschnitten ist. Das ist ein klarer Eingriff in die Intimsphäre der Nutzerinnen.

Daneben erfassen viele der Apps mehr Daten, als überhaupt nötig wären – vom Hautbild über Verhütung, Blutdruck, Verstopfung oder Schlaflosigkeit bis hin zu detaillierten Fragen zum Sexleben. Frauen werden sogar gefragt, ob sie sich momentan sexy, romantisch oder ängstlich fühlen. Der Hersteller der Flo-App musste sich gerade in einem Vergleich mit der US-Verbraucherbehörde FTC dazu verpflichten, intime Daten von Schwangeren zu löschen und nicht mehr zu erfassen. Behördenchef Andrew Smith fordert: "Konsumenten müssen diesen Apps vertrauen können." Für Frauen, die eine solche App verwenden wollen, gibt es eine datenschutzfreundliche Alternative aus Berlin: Die Open-Source-App Drip ist seit Anfang Januar erstmals als stabile Version im Google Play Store verfügbar. Das Programm funktioniert laut Entwicklerin Marie Kochsiek nach dem Motto "Deine Daten, deine Wahl". Ihr Eindruck von anderen Zyklus-Apps: "Ich werde dabei behandelt wie ein kleines Mädchen im Blumenkleid."

Menstruations-Apps sind für viele Frauen hilfreich – wollen aber zu viel wissen.

Menstruations-Apps sind für viele Frauen hilfreich – wollen aber zu viel wissen.

Safari: Endlich Schluss mit Cookie-Einblendungen

Die nervigen Einblendungen zum Akzeptieren oder Ablehnen von Cookies verärgern Internet-Nutzer jeden Tag von Neuem. Das Bundesjustizministerium plant derzeit neue Regelungen, die das Ablehnen von Werbe-Cookies genauso einfach und transparent machen sollen wie eine Zustimmung. Doch weil hierfür erst einmal eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, können Verbraucher in absehbarer Zeit noch nicht auf Besserung hoffen. Der Entwickler Joel Arvidsson, Lead Ingenieur bei Klarna in Berlin, hat die Angelegenheit nun in die eigenen Hände genommen. Er hat mit "Hush" (Deutsch: "Pssst!", "Still!") eine Open-Source-Erweiterung für Apples Safari-Browser veröffentlicht, die die lästigen Cookie-Fenster unterdrückt und gar nicht erst anzeigen lässt.

"Surfen Sie im Web, wie es sein sollte – frei von Quengeleien, Cookies zu akzeptieren oder von in die Privatsphäre eingreifendem Tracking. Hush ist winzig, schnell, kostenlos, offen, sicher, und greift nicht auf Ihre Daten zu", schreibt Arvidsson über sein Programm, das jetzt kostenlos im Mac App Store verfügbar ist. Der Code ist auf der Open-Source-Plattform GitHub zu finden. Laut Joel Arvidsson erlaubt Hush alle Cookies, die für die Funktionalität einer Seite erforderlich sind, verhindert aber Werbe-Tracking. Die Erweiterung soll auf der Mehrzahl aller Websites funktionieren, läuft momentan aber nur mit der aktuellen macOS-Version Big Sur. Wer den Cookie-Fenster-Blocker nur ausprobieren will, kann ihn danach unter Einstellungen/Erweiterungen in Safari wieder deinstallieren.

Der beste Pokémon-Spieler der Welt

Letztes Jahr hat Hersteller Niantic die Zahl der Level in "Pokémon Go" von 40 auf 50 erhöht. Die magische Zahl 50 hatte bis gestern aber noch kein Spieler erreicht. Doch nun ist der Rekord gefallen. Pokémon-Profi FleeceKing aus Sydney hat den entscheidenden Moment, in dem er mit Level 50 zum besten Monstersammler der Welt wurde, live auf Twitch gestreamt. Er jubelte auf Twitter: "Ich hatte fast 5.000 Zuschauer gleichzeitig bei Twitch, ich bin richtig geschockt. Danke an Euch alle!" Niantic hat das Erreichen von Level 50 so schwierig gemacht, dass bisher alle Spieler daran gescheitert waren.

Zu den Hindernissen gehört beispielsweise die Verpflichtung, zum Erreichen von Level 49 insgesamt 500 virtuelle Geschenke an Freunde zu schicken. Dabei gilt allerdings ein Limit von einem Geschenk pro Tag und Freund, und von 200 Freunden pro Account. Bisher war diese Hürde nicht zu überwinden. Niantic hat es seinen Spielern laut Kotaku nun aber versehentlich leichter gemacht. Nach einem Bug hat der Entwickler Pokémon-Profis wie FleeceKing direkt auf Level 49 gesetzt. Nach weiteren fünf Stunden Spielzeit hatte der Australier dann Level 50 erreicht – und war ein wenig enttäuscht, dass ihm der Rekord relativ einfach gemacht wurde.


Autor: Jörg Heinrich

Jörg Heinrich ist Autor bei W&V. Der freie Journalist aus München betreut unter anderem die Morgen-Kolumne „TechTäglich“. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Internet und Social Media künftig funktionieren, ohne die Nutzer auszuhorchen. Zur Entspannung fährt er französische Oldtimer und schaut alte Folgen der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.