AppNexus bewegte zuletzt im Jahr 2017 im programmatischen Display-Markt Werbung für etwa 2,8 Mrd. Dollar. Die Firma hinkt als Nummer zwei im Markt damit gar nicht so weit hinter Google hinterher. Zum Vergleich, Google setzte im gesamten Display-Business mit externen Partnern geschätzte 17,6 Mrd. Dollar um. Hiervon dürften grob zwei Drittel auf programmatisch gehandelte Werbung entfallen – also rund 11,6 Mrd. Dollar. Der Rest floss für Anzeigen, die bestenfalls programmatisch ausgesteuert aber nicht automatisiert eingebucht werden, sowie für die Nutzung von Technik. 

Wie gesagt, perspektivisch geht es um die TV-Gelder. Das hat Brian Lesser, der vor einem Jahr von der GroupM zu AT&T Advertising & Analytics als CEO wechselte, bereits betont. Er will die Leistung und die Wirkung messbar machen, sowie Kunden ein Bild geben, wie ihre Werbung auf Smartphones, TV und in Video-Umfeldern arbeitet. 

Spotwerbung in Spielen überholt alles 

Video war bereits zuletzt der am schnellsten wachsende Bereich bei AppNexus. Die Umsätze hätten sich laut O'Kelley zuletzt verdoppelt. Aber der AppNexus-CEO macht keinen Hehl daraus, dass seine Firma im TV-Business nicht sonderlich groß sei. Als AppNexus mit dem programmatischen Handel begann, gab es dieses Geschäftsfeld auch nicht. Nur jetzt herrschen andere Voraussetzungen: "TV startet mit vielen Milliarden", sagt O'Kelley. Die Zusammenarbeit mit AT&T sorgt also vom Start weg für deutlich mehr Tempo.

Dabei ist die Entwicklung schon heute beachtlich. O'Kelley nennt exemplarisch Spiele. Die Mechanik, Spots in Games zu zeigen, nehme immens zu. Die Werbeeinnahmen ergänzen derzeit bei großen Publishern wie Rovio (Angry Birds) das kaum mehr wachsende Geschäft mit digitalen Gegenständen. Allen voran setzten die GroupM-Agenturen derzeit massiv auf die Verlängerung von (TV-) Bewegtbild-Kampagnen in Spielen für Kunden wie etwa Coca-Cola

O'Kelley schätzt diesen Markt bereits für dieses Jahr größer ein, als die Summe, die Google mit Video-Ads, Video-Vermarkter wie Teads sowie Empfehlungsmarketing-Firmen wie Outbrain mit ihren neuen Videoformat in diesem Jahr zusammen umsetzen werden. 

Der Gegner ist Google

AppNexus sieht sich in der Rolle des Partners von Medienunternehmen. Google behält etwa knapp 30 Prozent der Werbeumsätze ein. AppNexus dagegen gebe laut O'Kelley über 90 Prozent weiter. "Darin sehen wir auch unsere Aufgabe, wir wollen für die Umsätze von Publishern, Spiele- und Content-Anbietern sorgen." Das war auch historisch die Positionierung. 

In Deutschland war der T-Online-Vermarkter Interactive Media der erste große Partner von AppNexus, der Mutterkonzern Deutsche Telekom hat sogar in AppNexus investiert und stieg erst jetzt im Zuge der Übernahme aus (Gleiches gilt für WPP). Mittlerweile zählt AppNexus mehr als 100 Kunden in Deutschland. Darunter viele Schwergewichte der deutschen Medienlandschaft wie Axel Springer, United Internet, Burda oder auch Ströer. O’Kelley betont, dass er mit deutschen Konzernen daran arbeiten wolle, dass Deutschland kein Google-Land werde.

Der Markt wächst immer noch stetig mit zweistelligen Wachstumsraten sagt O’Kelley. Dies gelte für die Märkte in Europa und auch außerhalb. Er hält es für wahrscheinlich, dass sich das Wachstum verlangsamt, aber vermutlich wachse AppNexus überproportional. Das liegt nicht zuletzt am gesetzlichen Rahmen. Denn die DSGVO und die Anforderungen, die sie mit sich bringt, hat diese Konsolidierungs-Tendenz bereits verstärkt.

O’Kelley betont, dass dies auch an großen Investments in Technik liege, die andere, kleinere Firmen schlicht nicht mehr leisten können. Zumal jeder Markt unterschiedlich funktioniert, besonders in Europa. Deshalb habe AppNexus auch ein breites Portfolio an Lösungen – etwas, das große Tech- Konzerne so nicht gerne abbilden wollen. O'Kelley: "Wir haben jedoch früh verstanden, dass unterschiedliche Lösungen zwingen nötig sind, um Erfolg zu haben." 


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.