
"Reine Marketinghülsen": WWF-Becher von Danone treibt Foodwatch auf die Barrikaden
Danone unter Druck: "Zur Verdauungslüge kommt die Verpackungslüge", wirft Foodwatch-Kommunikatorin Anne Markwardt dem Lebensmittelkonzern vor. Auch die Naturschutzorganisation WWF gerät wieder einmal in die Kritik.
Die Verbraucherschützer von Foodwatch nehmen erneut Danone aufs Korn: Nun ist die neue Verpackung dran, für die der Konzern seit einer Weile wirbt. Der neue Becher sei mitnichten umweltfreundlich, behauptet Foodwatch, und bezichtigt Danone der "reinen Marketinghülsen".
Der Konzern beruft sich in der Außendarstellung auf die Ergebnisse einer Studie des Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg (Ifeu). Diese allerdings lässt sich tatsächlich anders auslegen. So lautet die Abschlussempfehlung der öffentlich zugänglichen Dokumentation, die W&V Online vorliegt: "Den Akteuren der öffentlichen Diskussion sei bei der Gestaltung von Informationen an die Endverbraucher empfohlen, die durch die Ökobilanz aufgezeigten Vorteile der 115 g Danone Activia Verpackungen aus PLA hervorzuheben, ohne dabei jedoch Nachteile zu verschweigen." Die Untersuchung ist sehr komplex, es werden zudem verschiedene Szenarien zugrunde gelegt.
Foodwatch wirft Danone vor, den Joghurt Activia "seit jeher mit überzogenen Gesundheitsversprechen" zu verkaufen und nun noch die "Verpackungslüge" draufzupacken. "Weder ist der Joghurt eine Wunderwaffe gegen Verdauungsbeschwerden, noch ist sein neuer Becher insgesamt umweltfreundlicher als der alte", sagt Anne Markwardt, Leiterin der Foodwatch-Kampagne Abgespeist.de.
Danone weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben unsere Verpackung gemeinsam mit dem WWF entwickelt. Die Bezeichnung ‚umweltfreundlichere Verpackung‘ auf unseren Activia-Bechern ist somit absolut korrekt“, sagt Andreas Ostermayr, Geschäftsführer Danone Deutschland. Der Becher, erklärt Danone in einer umfassenden Stellungnahme, sei "umweltfreundlicher, weil er einen industriellen geschlossenen Recyclingkreislauf möglich mache, aus nachwachsenden Rohstoffen bestehe und den Verbrauch von fossilen Ressourcen um 43 Prozent vermindere und um 25 Prozent weniger CO-Emissionen verursache als der bisher verwendete.
Seit einigen Monaten wird der Activia-Becher mit dem aus Maisstärke hergestellten Kunststoff Polylactid (PLA) produziert. Foodwatch wirft dem Konzern nun unter anderem vor, der als optimal zu recyeln bezeichnete Becher werde in der Regel einfach verbrannt, weil von Recycling-Anlagen gar nicht aussortiert. Ob das Danone in der Hand hat, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Der Konzern selbst ließ erklären: "Darauf haben wir stets hingewiesen, dabei aber betont, dass wir gemeinsam mit dem WWF bestrebt sind, weitere Unternehmen zu finden, um einen solchen Kreislauf zu begründen"
Derweil ist es um das sofort überlaufene neue Portal der Verbraucherzentrale, Lebensmittelklarheit.de, schon wieder deutlich ruhiger geworden. Hier stehen u.a. Iglo mit dem Tiefkühlprodukt "Country Chicken" und Knorr mit "Salatkrönung" am Pranger. Tatsächlich muten die Vorwürfe naiv an, dennoch sieht es die Verbraucherzentrale offenbar als notwendig an, die Produkte öffentlich als Täuscher anzugeben. Geradezu den Eindruck von Satire hat man bei der vermeintlichen Täuschung, die Sylter Salatfrische Topping betreiben soll, stellen hier die Prüfer empört doch "Kein Spur von Sylt" fest.
Besonders deutlich wird die mangelnde Logik des Ansatzes von Lebensmittelklarheit jedoch, wenn man die Produkte betrachtet, die unter "erlaubt" stehen und alles richtig machen, obwohl die Verbraucher sich in die Irre geführt fühlen. Hier lernt der sonst so mündige Verbraucher, dass in Ziegenkäse kaum Ziegenmilch, in Kalbswurst kaum Kalbfleisch - und in Leberkäse keine Leber drin sein muss.