Großbritannien:
BBC und ITV streiten über Videostreaming-Projekt
Die geplante gemeinsame Plattform Britbox ist als Konkurrenz zu Netflix gedacht. Doch die beiden Partner haben unterschiedliche Prioritäten.
Bei dem Vorhaben der BBC und des kommerziellen Fernsehsenders ITV, einen gemeinsamen Videostreamingdienst mit dem Namen Britbox als Konkurrenzangebot zu Netflix & Co. zu launchen, gibt es Probleme. Die beiden Partner setzen offensichtlich unterschiedliche Prioritäten, wie die Financial Times berichtet.
Danach hat sich bisher lediglich ITV bereit erklärt, bis Ende nächsten Jahres 65 Millionen Pfund in das Projekt zu investieren. Dagegen scheint die BBC inzwischen den Fokus mehr auf ihre eigene Onlinemediathek iPlayer zu richten.
So hat die britische Rundfunkanstalt bei der Medienaufsichtsbehörde Ofcom einen Plan eingereicht, wie die Mediathek "neu erfunden" werden könnte. Die Nutzer sollen künftig zwölf Monate lang auf einzelne Programme zugreifen dürfen (W&V Online berichtete). Erst danach würden die Programme auch über den Streamingdienst Britbox zugänglich sein.
Dieser Plan stößt bei ITV verständlicherweise auf wenig Gegenliebe. Carolyn McCall, CEO des Senders, hat bereits zu verstehen gegeben, dass sie die BBC-Pläne vehement ablehnen werde, es sei denn, die BBC unterstütze künftig verstärkt das Britbox-Projekt.
Unterschiedliche Ausgangspositionen
Die Streaming-Plattform, die in den USA bereits auf dem Markt ist und dort mehr als eine halbe Million Abonnenten hat, ist für ITV deutlich wichtiger als für die über Rundfunkgebühren finanzierte BBC. Auch ist die ITV-Mediathek in Großbritannien weit weniger populär als der BBC iPlayer, die Onlinemediathek der britischen Rundfunkanstalt.
Brancheninsider sind gegenwärtig eher skeptisch, dass Britbox mit lediglich einer Anschubfinanzierung von 65 Millionen Pfund durch ITV auf dem Streamingmarkt überhaupt eine relevante Rolle spielen kann. Ein an den Britbox-Verhandlungen Beteiligter erklärte gegenüber der FT, dass es "ausgeschlossen" sei, dass die Plattform "in derselben Liga spielen kann wie irgend ein anderer der bereits existierenden Videostreamingdienste".
Trotz der derzeitigen Probleme mit der BBC hält ITV offiziell an dem gemeinsamen Projekt fest und setzt weiterhin auf dessen Erfolg. Die Verhandlungen sollen deshalb fortgeführt werden. Auch die beiden britischen TV-Sender Channel 4 und Channel 5 befänden sich gegenwärtig in "konstruktiven Diskussionen" über eine Teilnahme an dem Britbox-Projekt, heißt es.