"Wir haben nicht unendlich Geld"

Gegenüber der F.A.Z. äußerte sich Östberg zu der Entscheidung: "Wir haben nicht unendlich Geld." Er sei weiterhin überzeugt, dass der hier aufgebaute Lieferdienst sich langfristig durchsetzen könnte – doch das würde dauern und Geld kosten. Und: "Kapital aufzunehmen ist teuer. Wir müssen bei der Auswahl unserer Gelegenheiten wählerisch sein." Es gebe zahlreiche Märkte, denen das Geld besser angelegt sei, zum Beispiel in Asien und Osteuropa.

In den vergangenen Monaten hatten auch andere Anbieter ihr Engagement in Deutschland intensiviert. Neben Marktführer Just Eat Takeaway will auch der US-Fahrdienstvermittler Uber mit seinem Dienst Uber Eats in Deutschland stärker Fuß fassen. Darüber hinaus strebt der US-Anbieter Doordash unter anderem mit dem geplanten Zukauf des finnischen Anbieters Wolt nach Europa und Deutschland.

Zu viel Konkurrenz auf dem deutschen Markt

Dazu kommen Quick-Commerce-Unternehmen wie Gorillas, Getir und Flink, welche ebenfalls um den Hunger der Kundschaft buhlen. Das Handelsblatt sprach im März von einer "Schlacht um den Markt". Wie Östberg nun gegenüber dem Handelsblatt durchblicken ließ, seien auch diese mit ein Grund für die erneute Einstellung des Liefergeschäfts in Deutschland. Dort heiß es: "Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg begründete seine Entscheidung mit der scharfen Konkurrenz – nicht nur durch andere Essenslieferdienste sondern auch stark wachsende Start-ups wie Flink und Gorillas, die vorwiegend Lebensmittel ausliefern." Wörtlich wird er zitiert: "Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit größerem Potenzial verfolgen."

Wir hart diese Realität ist, bekam erst wenige Tage zuvor der Online-Supermarkt getnow.de zu spüren und zog sich bis auf weiteres ebenfalls aus dem deutschen Markt zurück. Dennoch mischt Delivery Hero indirekt mit und ist zum Beispiel an dem schnell wachsenden Speed-Lieferanten Gorillas mit acht Prozent beteiligt. (rom/dpa)


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.