
Studie:
Ethisch Konsumieren wird vielen wichtiger
Hemmungsloser Konsum ist passé - das zeigt die aktuelle Trendstudie der Otto Group. Unternehmen werden stärker in die Verantwortung genommen. Doch die Käufer achten auch selbst auf ihr Verhalten.

Foto: Unsplash/Artem Beliaikin
Die Zeiten des hemmungslosen Konsums sind offenbar vorbei: Für 70 Prozent der Deutschen sind ethische Kriterien inzwischen fester Bestandteil der Kaufentscheidung geworden. 20 Prozent geben sogar an, seit der Corona-Krise noch bewusster nach ethischen Kriterien einzukaufen.
Das sind zwei Ergebnisse der fünften Trendstudie zum Ethischen Konsum, die die Otto Group jetzt veröffentlicht hat. Für die Analyse wurden die Ergebnisse einer Befragung von 1149 Deutschen zwischen 14 und 74 Jahren aus dem Oktober 2020 mit Perspektiven aus der Trendforschung kombiniert.
Eine weitere wesentliche Erkenntnis der Untersuchung: Die Verantwortung von Unternehmen geht inzwischen weit über die ökologische und soziale Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen hinaus. Wer durch seine Wirtschaftstätigkeit Umwelt und Natur nachweislich schädigt, hat es im Wettbewerb zunehmend schwer. Und wer sich seiner Verantwortung für das Gemeinwohl entzieht, der wird mitunter sogar boykottiert. "Die Forderungen nach nachhaltigen Veränderungen in unserem Wirtschaftssystem an Politik und Unternehmen und die Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen, haben die Mitte der Gesellschaft erreicht", erläutert Peter Wippermann vom Trendbüro, Leiter der Studie.
Sharing und Second Hand werden beliebter
Das bekräftigen auch die weiteren Resultate der Umfrage: 82 Prozent der Befragten sind bereit, den Weg von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft mitzugehen und sprechen sich für eine längere Produktnutzungsdauer und höhere Materialeffizienz aus. Darüber hinaus würden 63 Prozent die Mehrkosten für klimaneutrale Produkte tragen. Auch hier zeigt sich ein Wandel in der Haltung der KonsumentInnen, die zunehmend bereit zu sein scheinen, auch für die Emissionen zu bezahlen, die sie verursachen.
Sharing und Second Hand gewinnen ebenfalls an Beliebtheit. 73 Prozent der Befragten befürworten laut der Studie, gebrauchte Dinge wie getragene Mode und alte Möbel zu kaufen oder zu verkaufen. 54 Prozent der Befragten planen sogar, in Zukunft mehr zu leihen. Zum Vergleich: 2013 waren noch 52 Prozent der Befragten bereit, häufiger Sachen zu teilen, zu tauschen, zu leihen oder gebraucht zu kaufen. 2020 sind es bereits 64 Prozent.
Das Problembewusstsein schärft sich
Das liegt wohl auch daran, dass 70 Prozent der Befragten inzwischen ernsthafte Schwierigkeiten auf Mensch und Umwelt zukommen sehen, sollte der ungezügelte Konsum so weitergehen. 77 Prozent der Deutschen sind dafür, dass Industrieländer mehr Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel übernehmen und die ärmeren Länder mehr unterstützen sollten. 60 Prozent können sich inzwischen vorstellen, beim Einkauf die wahren Kosten für Umweltbelastung und Klimawandel zu bezahlen.
Die Politik wird dabei in der Pflicht gesehen: 41 Prozent der Deutschen erachten sie als Impulsgeber in Sachen ethischer Konsum, 23 Prozent die Wirtschaft und 22 Prozent jeden Einzelnen. In den Jahren 2011 und 2013 waren lediglich 27 Prozent der Befragten der Meinung, die Politik müsse hier ihrer Verantwortung mehr nachkommen.
Akzeptanz der Eigenverantwortung
Doch auch die Eigenverantwortung wird gesehen. 70 Prozent aller Befragten sagen, dass ethische Kriterien inzwischen fester Bestandteil ihrer Kaufüberlegungen sind; 2013 waren es noch 63 Prozent. Vor allem die Babyboomer bis Jahrgang 1964 treiben dabei den Kauf der ethischen Produkte voran. Waren es 2013 noch 65 Prozent, die häufiger ethische Produkte kauften, so kauften 2020 bereits 79 Prozent häufiger nach diesen Kriterien ein. Zudem würden 68 Prozent der Befragten einen Anbieter boykottieren, der ein unfaires Verhalten gegenüber seinen Mitarbeitern an den Tag legt und schlechte Arbeitsbedingungen schafft.
"Die Frage, ob unsere Art zu leben und zu wirtschaften korrigiert werden muss, wird immer lauter gestellt", fasst Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, zusammen. "Dies zumindest bestätigen die Ergebnisse der vorliegenden fünften Trendstudie. Wir in der Otto Group wollen etwas bewegen, denn es ist unsere Überzeugung seit Generationen, dass am Ende die Wirtschaft dem Menschen dienen muss, nicht umgekehrt."
Dazu müsse sich aber jeder auch selbst verändern. Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu nachhaltigen und recyclingfähigen Produkten und einer ressourcenschonenden Produktionsweise, in der Menschenrechte stärker geachtet und in der Respekt und Achtsamkeit gegenüber der Natur einen neuen Stellenwert erlangen. Die Otto Group fühle sich diesbezüglich mit ihren Marken wie Otto, Bonprix, Mytoys oder Manufactum gut aufgestellt: "Es geht um ein faires Miteinander und verantwortliches Handeln. Die Ergebnisse der fünften Studie zum Ethischen Konsum bestärken uns auf diesem Weg."