
#MeToo:
Jennifer Salke wird Chefin der Amazon Studios
Die Unterhaltungschefin des Senders NBC geht zu Amazon: Salke wird die neue Chefin der Amazon Studios. Dort war ihr Vorgänger Roy Price nach Belästigungsvorwürfen entlassen worden.

Foto: NBC
Es ist nicht nur eine Personalie, sondern auch ein Symbol: Amazon will zeigen, dass sich im Sumpf von sexuellem Machtmissbrauch im Filmgeschäft wirklich etwas ändert. Und ernennt eine Frau zur Nachfolgerin des früheren Studiochefs Roy Price. Jennifer Selke führte sieben Jahre lang NBC Entertainment. Sie war dort maßgeblich für den neuen Kurs verantwortlich, der dem schwächelnden Sender wieder jüngere Zielgruppen bescherte - mit Formaten wie "Sunday Night Football" und "The Voice" und Serienerfolgen wie "This Is Us" und "Will & Grace".
Nun wird sie für die Produktionen der Amazon Studios verantwortlich sein und damit auch für die Eigenproduktionen für Amazon Prime Video. Ein Herz für Nischenformate hatte sie schon bei NBC bewiesen: Sie setzte sich dafür ein, etwa Comdedy-Serien zu produzieren, die nicht der Masse gefallen müssen. Heraus kamen dabei unter anderem "The Good Place" und "Superstore".
Bei Amazon wird es nicht nur zu ihren Aufgaben gehören, Netflix und Hulu die Stirn zu bieten, sondern auch eine neue Kultur der Gleichberechtigung und Sicherheit zu repräsentieren. Ihr Vorgänger Roy Price und sein Mitarbeiter Joe Lewis mussten im Oktober gehen, weil er nicht nur von den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Geschäftspartner Weinstein gewusst haben und diese gedeckt haben soll, sondern Price selbst unter Verdacht steht, Mitarbeiterinnen belästigt zu haben.
Amazon hat vier Monate lang nach einer geeigneten Nachfolgerin gesucht und deutlich gemacht, dass man nach einer Frau suche. Salke kann sich nun um die Aufholjagd kümmern - der Wettbewerb um kreative und herausragende Formate ist deutlich härter geworden, seit die Streamingdienste mit massenweise Qualitätsserien um Abonnenten buhlen.
Entsprechend groß das Lob vom neuen Vorgesetzten bei Amazon, Jeff Blackburn: Jennifer Salke verfüge über enge Beziehungen zu Kreativen und Talenten, zitiert die New York Times Amazons Senior Vice President Business Development und Entertainment.
Während Amazon mit Schadensbegrenzung beschäftigt war, haben die Konkurrenten emsig Projekte angeschoben: Apple bereitete ebenso wie Facebook und Google seinen Weg auf den Fernseh-, Streaming- und Serienmarkt, Netflix wird in diesem Jahr 8 Milliarden Dollar in Produktionen investieren, Hulu stellte eine Serie zu den Anschlägen am 11. September 2001 vor und den zweiten Teil des Serienerfolgs "The Handmaid's Tale" (Report der Magd).
Amazon bietet Hits wie "Bosch" und "The Man in High Castle" auf - und Salke wird auch ein Mammutprojekt übernehmen: Amazon Prime Video plant ein Serienformat zum Fantasy-Epos "Herr der Ringe".