Alles sehr nah am Boulevardjournalismus. Die Handschrift der Macher ist nicht zu leugnen.

Viel haben die Manager hinter Storymachine noch nicht über sich erzählt, auch nicht, für wen sie arbeiten. Auch wenn jetzt mit der Bahn ein prominenter Kunde bekannt ist, darf der Podcast nicht als Vorzeigeprojekt verstanden werden. Jessen und seine Kollegen sehen die Agentur als Beratung für strategische Kommunikation und für CEOs, machen Krisen-PR und sehen sich als Storyteller für Unternehmen.

Dafür wurde ein Newsroom aufgebaut, der denen von großen Medienhäusern gleicht. Die Agentur neuen Schlags will eine Alternative sein, zumal die Medien zunehmend an Einfluss und Reichweite verlieren. Zu den weiteren 18 Kunden haben sich die Berliner allerdings noch nicht ­geäußert. Nur soviel: Knapp 40 Mitarbeiter zählt die Agentur bereits ein Jahr nach Gründung. 

Podcast als B-toB-Medium

Podcasts werden kaum an die Reichweiten der klassischen Medien herankommen. Das erklärt sich schon aus der Verbreitung. Der Bahn-Podcast wird beispielsweise über die Site Digitale-Schiene-Deutschland.de sowie über die Audio-Plattformen von Deezer, Spotify und I-Tunes angeboten. User auf die eigene Site zu bringen, erfordert Marketingspendings, worauf die Bahn weitgehend verzichtet. 

Auf den Plattformen herrscht dagegen enorm viel Konkurrenz. Allein Apple hatte im April 525.000 aktive Shows im iTunes-Shop gemeldet. In Deutschland dürfte es eine kleine fünfstellige Zahl an regelmäßig erscheinenden Formaten geben. Die Werbemöglichkeiten sind begrenzt. Promotionflächen auf den Portalen in den Empfehlungsbereichen kosten etwa 15.000 Euro. Das macht Reichweite vergleichsweise teuer. 

Die Ausrichtung von Unternehmen, in erster Linie gezielt "Stakeholder" anzusprechen, sei daher durchaus richtig, sagt Podcast-Pionier Alexander Wunschel. Hierbei lassen sich mit Bordmitteln, sprich mit Mailings und Hinweisen auf eigenen Seiten bereits nennenswerte Ergebnisse erzielen, auch wenn sich B2B-Podcast-Formate erst noch etablieren müssen. „Eine vier­stellige Abozahl gilt schon als Erfolg“, sagt Wunschel.

B-to-B-Podcasts, wie ihn etwa Wunschel für die Dmexco produziert, können durchaus wirksame Kommunikationswege sein. Allerdings muss hier relevanter Content geboten werden. Sonst hören auch Abonnenten nicht mehr in die Podcasts rein. Geht es nur um werbliche Botschaften, sei es laut Wunschel wie beim Influencer-Marketing. Es sei derzeit leichter, wenn Unternehmen mit den Machern von etablierten zusammenarbeiten würden.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.