Über viele Jahre hinweg haben die Arbeitgeber eine Bewerbungskultur geschaffen, in der ein standardisierter Idealkandidat das Maß aller Dinge ist. So standen Bewerber in den letzten Jahren unter erheblichem Druck, möglichst perfekt dazustehen. Ihr Frust in einschlägigen Online-Foren ist entsprechend groß: „Die Arbeitgeberanforderungen werden zunehmend aberwitziger. Für einen befristeten Minijob hätten die Herrren in diesem Land am liebsten einen multilingualen Professor nicht älter als 20 und mit maximal drei Jahren Berufserfahrung“, klagt ein User mit dem Pseudonym Realist im Bewerberforum von Jobrobot. Das Resultat: Ein Teil der Kandidaten arbeitet schon frühzeitig mit sehr viel Aufwand an einer ansprechenden Vita, während andere ihre Bewerbungsunterlagen „trimmen“. Die Arbeitsrechtlerin und Fachbuchautorin Verena Rottmann sieht in den Schönungen und Mogeleien eine Art legitimer Notwehr gegen einen Markt, der ausnahmslos lückenlose und stringente Karrieren verlange. Dennoch geht mancher Kandidat damit nur ein unnötiges Risiko ein.

Absolventen sind immer wieder versucht, auch noch die mickrigsten Berufserfahrungen aufzumotzen. So wird mal ein Praktikum hinzugedichtet oder in eine längere Auslandsreise uminterpretiert. Gerade Auslandspraktika lassen sich nur schwer und mit großem Aufwand nachprüfen. In vielen Branchen wird allerdings auf dem „kleinen Dienstweg“ schon mal nachgehakt, was der Praktikant tatsächlich gemacht hat. „Bei Berufsanfängern hat der Interviewpartner ja gar keine anderen Möglichkeiten einzuhaken. Kandidaten müssen daher damit rechnen, im Bewerbungsgespräch in dieser Hinsicht auf Herz und Nieren geprüft zu werde“, warnt Beraterin Bettina Wengenroth von der GK-Personalberatung.

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