
Tierwohlstandard verletzt:
McDonald's zeigt Schlachthof an
Die Soko Tierschutz belegte mit versteckten Kameras schlimme Zustände in einem Schlachthof, der an McDonald's liefert. Die Burger-Kette reagiert.

Foto: Screenshot McDonald's
Die Fastfoodkette McDonald's hat zusammen mit Tierrechtsaktivisten nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Verantwortliche eines Schlachthofs in Baden-Württemberg gestellt. Es gehe um den Verdacht des Verstoßes gegen den Tierschutz, teilten das Unternehmen und der Verein Soko Tierschutz mit.
Der Schlachthof in Tauberbischofsheim wurde am Mittwoch von den Behörden geschlossen. Vom Veterinäramt gesichtete Überwachungsvideos hätten Anlass zum sofortigen Handeln gegeben, sagte ein Sprecher des Landratsamts. Auch die RTL-Sendung "Stern TV" berichtete über den Fall. Das Video selbst wurde von der Soko Tierschutz inzwischen von Youtube entfernt.
Der Schlachthof gehört zur Firma OSI mit Europa-Sitz in Gersthofen bei Augsburg, einem Lieferanten von McDonald's. Täglich wurden dort laut Landratsamt rund 200 Rinder geschlachtet. McDonald's bezog nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des Fleisches. OSI kündigte eine Untersuchung und ein erneutes Training bezüglich der firmeneigenen Tierwohlstandards an: "Auch wenn wir das Videomaterial nicht gesehen haben, finden wir die Anschuldigungen beunruhigend und haben die Produktion im Schlachthof (...) vorübergehend gestoppt."
Was die Soko Tierschutz im Schlachthof vorfand
Anlass für die Schließung waren vom Verein Soko Tierschutz mit versteckten Kameras gedrehte Bilder. Darauf ist unter anderem zu sehen, dass sich Rinder beim Einstich in den Hals und beim Ausbluten bewegen - das hält der Vorsitzende Friedrich Mülln für einen Hinweis darauf, dass sie nicht richtig betäubt sind. Er spricht von "verheerenden Tierschutzzuständen".
Auch ein McDonald's-Sprecher sagte: "Die uns vorgelegten Aufnahmen aus dem Schlachthof beinhalten auch aus unserer Sicht gravierende Verfehlungen in dem Schlachtbetrieb. Dies ist für uns nicht akzeptabel." Der Schlachthof, in dem schon 2015 Mängel angemahnt worden waren, bleibt nun nach Behördenangaben geschlossen, bis die Einhaltung des Tierschutzes sichergestellt ist.
Für das Fast-Food-Unternehmen kommt der Vorfall zur Unzeit - erst im vergangenen Herbst hat McDonald’s eine Kampagne gestartet, um für die Qualität des verwendeten Rindfleischs bei der Burgerkette zu werben. Und seit Anfang 2017 verspricht die Marke den Kunden"die Wahrheit über McDonald's". Das Unternehmen greift Gerüchte auf und versucht sie zu widerlegen. Jetzt eben per Anzeige.
W&V Online/dpa