Gastbeitrag CES:
Mobilitäts-Visionen fürs nächste Jahrzehnt
Multimodalität ist auf der Messe CES in Las Vegas einer der wichtigsten Trends, sagt Johannes Plass, CEO der Hamburger Agentur Mutabor, in seinem Gastbeitrag.
Die CES in Las Vegas ist mittlerweile einer der Pflichttermine, will man sich über Entwicklungen und Trends rund um Mobilität informieren. Das hat sich auch Johannes Plass vorgenommen, Gründer und CEO von Mutabor. Und kommt zu einem klaren Fazit: Multimodalität und autonomes Fahren sind die beiden Top-Themen auf der Messe. Und Woven City von Toyota sein persönliches Highlight.
Die Messe floriert. Und wird, aufgrund des stark wachsenden Marktes der IOT-Themen, im kommenden Jahr eine neue Halle ans Netz nehmen. Gute Nachrichten also an die Messe- und Eventagenturen: Die CES ist Wasser auf unsere Mühlen und will, Gerüchten zufolge, auch im größeren Stil nach Europa kommen.
Die Schlacht um die Software-Vorherrschaft ist eröffnet
Mein Augenmerk galt in diesem Jahr den Mobilität-Themen. Hier sind zwei klare Trends abzulesen: Entweder wurden Lösungen zum autonomes Fahren ausgestellt oder systemische Konzepte vernetzter Mobilität, der so genannten Multimodalität. Und so präsentieren sich in der Mobilitätshalle die Anbieter von Sensoren und Software für das autonome Fahren.
Die Sensoren erfassen nicht nur den Verkehr und die Infrastruktur, sondern wenden sich vermehrt den Insassen zu: Daten zur Gemütslage, Gesundheit und Aufmerksamkeit der Fahrer übersetzt die Technik in smarte Entertainment- und Edutainment-Angebote. Mit dieser Entwicklung im Hinterkopf kann man das Sony Auto oder den nun serienreife XXL-Monitor im Byton besser einordnen.
Denn, warum sollte in einem Markt, der zukünftig nicht über "Horsepower", sondern über den "Quality of stay" entschieden wird, nicht auch Sony das bessere Angebot im Automobilmarkt machen? Das Design ist auf jeden Fall keine Hürde, der Vision S sieht super aus.
Es ist kaum möglich, eine Übersicht über die Vielzahl an Ausstellern zu gewinnen, die sich dem autonomen Fahren widmen. Sicher ist aber, dass die Schlacht um die Software Vorherrschaft offiziell eröffnet ist. Derjenige, der in Zukunft die Daten der Sensoren am besten verarbeitet und die smarteste Lösung für die Insassen produziert, wird vorne sein. Auf den Fluren bewegt die Fragestellung nach dem besten Betriebssystem die Autobranche.
Multimodalität ist Top-Thema: Highlight ist die Woven City
Die Highlights der diesjährigen CES sind allerdings die multimodalen Projekte. Vor allem Toyota und Hyundai sind hier zu nennen, die nicht nur in ihrer holistischen Herangehensweise, sondern auch in der Präsentation überzeugen. Hier wird visionär in das neue Jahrzehnt investiert. Toyota ist mit der Woven City mein Highlight der CES 2020. Gemeinsam mit Star Architekt Bjarke Ingels wird ein neuer Stadtteil entwickelt, der die Konzepte aus den Entwicklungsabteilungen von Toyota mit neuartiger städtischer Infrastruktur zusammenbringt uns als prototypischer Stadtteil in Tokyo realisiert wird. Hier wird über den Tellerrand hinaus gedacht – in der Keynote von Akio Toyoda kam das Wort "Car" nicht vor.
Ähnlich progressiv ist die Hyundai Mobilitätsvision 2030. Hier wird ein multimodales holistisches Konzept vom Flugtaxi (Urban Air Mobility) über die Lande-Hubs bis zu den Purpose Built Vehicles präsentiert: Infrastruktur, Fluggefährt und autonome Automobile verschmelzen zu einem durchdachten Ganzen.
Die Digitalisierung macht alles platt, was analog ist
Und was war drin für die Werbebranche? Hier habe ich leider schlechte Nachrichten. Mit dem Projekt "The Future of Automotive Retail" bietet Amazon eine Plattform für "Digital Shopping" und verzahnt dieses mit "Personalized Advertising". Wer hier die Budgets der Zukunft einfährt, kann sich jeder Branchenteilnehmer ausrechnen.
Wie dieses personalisierte Advertising aussieht, zeigt Neon mit den Artificial Humans. Die Digitalisierung macht alles platt, was noch irgendwie analog ist und dazu zählen eben auch wir Menschen in Form von Models.
Die Zukunft der Mobilität kommt aus Asien, die Zukunft des Marketing noch aus den USA. Zurück am Spieltisch gibt es für uns als Agenturmanager nur eine Farbe auf die wir setzen müssen und die heißt: Digital.
Was gibt es auf der CES sonst noch Spannendes zu entdecken? Das weiß unsere Video-Bloggerin Franziska Knoefel. Hier finden Sie Ihre Nachlese von Tag 1, unter anderem mit dem neuen veganen Produkt von Impossible Foods. Und hier das Fazit: NFL, Amazon und Sextoys: Best of CES im Video.