Außenwerbung in Berlin für die Oatly-Petition.

Außenwerbung in Berlin für die Oatly-Petition.

Statt seine Produkte abzubilden, zeigt der Hersteller eine Hand mit Bleistift. Unter dem Motto "Unterschreibe die Petition, damit CO2e-Kennzeichnung von Lebensmitteln Gesetz wird" leitet die Kampagne auf die Website zur Petition.

Erstmals hatte Oatly in Deutschland im Frühjahr 2019 geworben.

Strategie passt zum Trend

Die Stimmung in der deutschen Bevölkerung für Oatlys Anliegen ist gut: Die Schweden berufen sich auf eine Emnid-Umfrage (Juli 2019), der zufolge die CO2-Angabe auf Lebensmitteln ein interessantes Thema für viele Deutsche ist und dass sich 85 Prozent eine Kennzeichnung auf Lebensmitteln wünschen. Kaum ein Konsument (9 Prozent) fühle sich demnach wirklich gut informiert über die Klimafreundlichkeit eines Produktes, 63 Prozent sprechen sich für eine Pflichtkennzeichnung aus, damit sie die Klimabilanz beim Einkauf berücksichtigen können.

Hier sehen viele Verbraucher eine wirkungsvolle Möglichkeit, selbst Einfluss auf den weltweiten CO2-Ausstoß zu nehmen. Gut 80 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung, den Klimawandel zu stoppen, nicht allein bei der Politik, sondern auch bei sich selbst.

Tatsächlich macht von den 11,3 Tonnen CO2, die jeder Deutsche im Jahr verursacht (2017; Statistisches Amt der EU), die Ernährung immerhin gut 12 Prozent (1,38 Tonnen) aus. Zu den größten Emittenten gehören Milchprodukte wie Butter und Käse sowie Rindfleisch.

Fast 60 Prozent der Deutschen geben laut Emnid-Studie an, dass ein ausgewiesener CO2e-Fußabdruck auf der Verpackung bei der Kaufentscheidung sehr helfen würde.

Die will Oatly den Verbrauchern natürlich erleichtern und weist nun den CO2-Fußabdruck auf seinen Produkten aus; ermittelt wird dieser vom Institut Carbon Cloud. Abgedeckt würden, so Oatly, "alle über den gesamten Produktionslebenszyklus verursachten Treibhausgasemissionen in Kohlenstoffdioxidäquivalenten – von der Ernte bis zum Supermarkt und individuell für jedes einzelne Produkt".

Diese Form von Transparenz fordert das schwedische Unternehmen nun für alle Hersteller ein. Denn der Wert helfe Verbrauchern "nur dann, wenn sie ihn einschätzen und mit anderen Optionen vergleichen können", sagt Tobias Goj, General Manager Oatly DACH.

Oatly wurde an der schwedischen Universität Lund vom Doktoranden Rickard Öste gegründet. Die pflanzliche Alternative zu Kuhmilch macht aus Hafer ein flüssiges Nahrungsmittel. Laut Hersteller verursacht die Produktion der Haferdrinks bis zu 80 Prozent weniger Treibhausgase als die Herstellung von Kuhmilch. Die Produkte von Oatly sind in mehr als 30 Ländern in Europa, Asien und den USA erhältlich. CEO Toni Petersson gab für 2018 einen Umsatz von 96 Millionen Euro an, in Deutschland hat Oatly unter den Milchalternativen einen Marktanteil von 10 Prozent errungen, schreibt die Zeit im Artikel "Die Milch von morgen" (Ausgabe vom 10. Oktober 2019). Rund 60 Prozent von Oatly gehören den Investoren China Resources (staatlicher Mischkonzern) und Verlinvest (belgische Investoren, u.a. AB Inbev).

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Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.