
Netflix & Co.:
Passwort-Weitergabe bei Videostreaming stark verbreitet
Die große Mehrheit junger Streaming-Abonnenten gibt ihr Passwort an Freunde oder Bekannte weiter. Den Streamingdiensten entgehen damit Umsätze in Milliardenhöhe.
Fast ein Drittel (31 Prozent) der US-Bürger hat schon einmal das Passwort eines Videostreamingdienstes an jemanden weitergegeben, der nicht im gleichen Haushalt lebt, oder selbst ein Passwort von jemand anderem erhalten. In der Altersgruppe der 13- bis 24-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei über 80 Prozent.
Dies geht aus der aktuellen Studie "Video Redefined" des amerikanischen Marktforschers Hub Entertainment Research hervor. Befragt wurden hierfür 2.050 US-Bürger im Alter von 13 bis 74 Jahre.
Wohl wenig überraschend ist Netflix am stärksten vom sogenannten "password sharing" betroffen: So gaben 56 Prozent der Befragten im Alter von 13 bis 24 Jahren an, dass sie ihre Log-in-Daten schon einmal an jemand anderen, der nicht im gleichen Haushalt lebt, weitergereicht haben. Entsprechend erklärten 69 Prozent in dieser Altersgruppe, dass sie schon einmal das Netflix-Passwort einer anderen Person genutzt hätten.
Auf Rang zwei nach Netflix folgt mit einem Anteil von 31 Prozent in der jüngsten Altersgruppe bereits der erst vor zwei Monaten gelaunchte Streamingdienst Disney+. Dicht dahinter liegt Hulu mit einem Anteil von 30 Prozent.
Deutlich anders sieht dies bei Amazon Prime Video aus. Hier liegt die Passwort-Weitergabe bei den jungen Nutzern bei lediglich 14 Prozent. Dies hat vermutlich damit zu tun, dass das Amazon-Passwort auch den Zugang zum Premiumversand des Onlinehändlers ermöglicht.
Streamingdienste nicht ganz unschuldig
Weit verbreitet ist die Passwort-Weitergabe aber nicht nur in der jüngsten Altersgruppe. Laut der Studie geben auch in der Gruppe der 35- bis 74-Jährigen immerhin 29 Prozent ihre Log-in-Daten an Dritte weiter.
Für die Streaming-Anbieter hat dies ernsthafte ökonomische Folgen. Laut einer Studie von Parks Associates entgingen den Diensten vergangenes Jahr etwa 9,1 Milliarden Dollar aufgrund von Passwort-Weitergabe oder Passwort-Piraterie. Bis 2024, so die Prognose des US-Marktforschers, könnte die Summe sogar auf 12,5 Milliarden Dollar steigen.
An dem Problem nicht ganz unschuldig sind aber auch die Streamingdienste selbst. "Die Hälfte der Menschen in diesem Land leben in Haushalten mit maximal zwei Personen. Und trotzdem bieten diese Dienste fünf Streams (pro Abonnement) an", kritisierte jüngst Tom Rutledge, CEO des Telekommunikationsriesens und Kabelnetzbetreibers Charter Communications. "Es stehen also mehr Streams zur Verfügung als es überhaupt Haushalte gibt, die sie nutzen könnten."