
Übernahme für acht Milliarden Dollar:
SAP kauft Datenspezialist für CRM
Im Kampf gegen Salesforce rüstet SAP auf und übernimmt den Big Data-Spezialisten Qualtric. Für immerhin das 20-Fache des Umsatzes.

Foto: SAP/Reto Klar
SAP ist weiter auf großer Einkaufstour. Für das US-Unternehmen Qualtrics legt Europas größter Softwarehersteller acht Milliarden Dollar auf den Tisch. Dies teilte SAP am späten Sonntagabend in Walldorf mit. Mit der in Euro gerechnet teuersten Übernahme in der Geschichte des Unternehmens will sich SAP weiter stärken, um den schnell wachsenden US-Konkurrenten Salesforce in Schach zu halten und diesen in seinem Stammgeschäft weiter anzugreifen. Salesforce hatte sich erst vor Kurzem den Hersteller Mulesoft für rund 6,5 Milliarden Dollar gesichert.
Bill McDermott, alleiniger SAP-Vorstand seit 2014, sprach gegenüber Analysten von einem weiteren "mutigen Schritt" für den wertvollsten Dax-Konzern Qualtrics zähle zu den weltweiten Pionieren im Software-Bereich
Experience Management (XM), hieß es. Es ist spezialisiert auf das Datensammeln zu Kunden, Kunden, Mitarbeitern, Produkten und Marken. Auch das Tracking von Webseitenbesucher gehört zum Portfolio.
Die zugekaufte Firma erwarte für das Gesamtjahr 2018 über 400 Millionen US-Dollar Umsatz und zukünftige Wachstumsraten von über 40 Prozent. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Utah wollte eigentlich bald selbst an die Börse gehen.
Mit acht Milliarden Dollar ist Qualtrics in Dollar gemessen nur etwas billiger als der 2014 gekaufte Hersteller von Reisekostensoftware Concur. Dieser hatte 8,3 Milliarden Dollar inklusive Schulden gekostet. Da der Euro damals aber mehr wert war, lag der umgerechnete Kaufpreis unter den jetzigen 7 Milliarden Euro. Diesen will SAP in bar zahlen. Die Finanzierung sei gesichert. Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen sein. Mit der Übernahme will SAP, der größte Anbieter von Unternehmenssoftware, vor allem das Cloudgeschäft stärken. Hier ist derzeit der Rivale Salesforce Branchenprimus.
Salesforce wächst hier aber - unter anderem getrieben von Übernahmen - weiter rasant, so dass das 1999 von Konzernchef Marc Benioff gegründete Unternehmen SAP auch künftig beim Gesamtumsatz angreifen könnte. McDermott hat in den vergangenen Jahren zunehmend auf das stark wachsende Cloudgeschäft gesetzt und die Erfolge mit Software für das Management von Kundenbeziehungen und für den Vertrieb (CRM) betont.
Salesforce-Chef Benioff hat sich zum Ziel gesetzt, 2022 die Hürde von 20 Milliarden Dollar Umsatz zu knacken. SAP hat für das Jahr 2020 derzeit einen Umsatz von bis zu 29 Milliarden Euro im Plan. W&V-Redaktion/dpa
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