
Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei..... Mindshare
Flexible Arbeitszeit, Remote Work und Ausgleich für geleistete Überstunden kennzeichnen die Arbeitskultur bei Mindshare. Was die Agentur sonst alles bietet, sagt Alexandra Ebert-Wudi, Head of HR und Marketing.

Foto: Mindshare
Als der Lockdown die Arbeitswelt komplett auf den Kopf stellte, hatte die Agentur Mindshare Glück im Unglück: Dort wurde auch vor Corona schon viel auf digitale und innovativen Formen des Zusammenarbeitens zurückgegriffen. Außerdem hatten die Mitarbeiter von je her die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Das kam der Mediaagentur in der Krise zugute. Dass man sich in Sachen HR bei Mindshare gut aufgestellt sieht, mag unter anderem auch der Tatsache geschuldet sein, dass dort keine Überstunden gemacht werden. Und wenn, dann werden diese in Freizeit ausgeglichen. Alexandra Ebert-Wudi, Head of Human Ressources beantwortet unsere Fragen zur Arbeitssituation und zur Agenturkultur.
Wie hat Corona den Arbeitsalltag in Ihrer Agentur verändert?
Vor allem die ersten Wochen nach dem Ausbruch der Pandemie waren eine Art digitale Boot-Camp-Situation. Das hat die Entwicklung hin zu flexibleren, digitalen und innovativen Formen der Zusammenarbeit noch beschleunigt. Doch Remote Working gab es bei Mindshare auch schon vor dem Ausbruch der Pandemie. Davon haben wir sehr profitiert.
Was wird davon auch nach Corona bleiben?
Diese moderne Form des Zusammenarbeitens, sowie der noch stärkere Teamgeist. Obwohl wir uns lange nicht persönlich sehen konnten, sind wir noch stärker zusammengewachsen. Ich bin davon überzeugt, dass uns dieser Team-Spirit sehr über diese nicht einfache Zeit getragen hat.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt?
Wir suchen zum Teil hochqualifizierte Spezialisten. Diese Menschen sind nicht immer leicht zu finden und zu gewinnen. Trotzdem sind wir recht erfolgreich im Recruiting. Lange bleiben diese Stellen nicht unbesetzt.
Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Wir nutzen alle Möglichkeiten des aktiven, modernen Recruitings und sprechen geeignete Kandidaten proaktiv an. Wir suchen gezielt über soziale Netzwerke und kooperieren mit diversen Hochschulen. Wir arbeiten mit qualifizierten Partnern zusammen. Sehr oft werden wir auch über die Netzwerke unserer eigenen Kollegen fündig. Das Prinzip Mitarbeiter werben Mitarbeiter funktioniert bei uns sehr gut.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke?
Im Kern geht es darum, eine klare, einheitliche Haltung und Firmenkultur zu definieren - und diese auch zu leben. Seit der Gründung der Agentur vor mehr als 20 Jahren steht Mindshare für einen bestimmten internationalen Spirit. Unsere Haltung etwa beschreiben wir mit dem Begriff „Provocation“. Das bedeutet: wir hinterfragen stets kritisch – uns selbst, und alles, was bei uns auf dem Tisch landet. Nur so kann letztlich Innovation entstehen. Weitere Schlüsselbegriffe unserer Kultur sind "Speed" und "Teamwork", dafür steht die Marke Mindshare.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu
a, Home-Office
Ja, bislang hatte jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, 20 Prozent seiner Arbeitszeit – also einen Tag – remote zu arbeiten. Nicht zuletzt durch die Corona-Situation haben wir das auf 40 Prozent (zwei Tage pro Woche) erweitert.
b, Sabbaticals
Verschiedene Formen des Sabbaticals sind bei uns seit mehr als fünf Jahren möglich. Damit zählen wir in unserer Branche übrigens zu den Vorreitern.
c, flexiblen Urlaubszeiten pro Jahr
Bei uns gibt es 30 Urlaubstage also deutlich mehr, als gesetzlich vorgeschrieben. Mitarbeiter können sich davon 27 Tage frei einteilen und für die restlichen drei gibt es eine mit dem Betriebsrat abgestimmte Regelung.
d, flexible Arbeitszeiten
Seit Januar gibt es bei uns die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Die Flexibilisierung entspricht unserer dynamischen Arbeitsweise und soll jedem die Möglichkeit geben, Beruf und Privatleben freier zu gestalten.
e, Wechsel zwischen den Standorten
Das kommt bei einer Agentur wie Mindshare häufig vor. Es gibt bei uns immer die Möglichkeit, innerhalb der Standorte Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg zu wechseln. Wer in einem anderen Land arbeiten möchte, kann das in der Regel auch tun. Wir wollen, dass unsere Talente Teil der Mindshare-Family bleiben oder sich innerhalb des WPP- bzw. GroupM-Netzwerks lokal oder international weiterentwickeln können.
f, Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts
Bei Mindshare gibt es viele Beispiele für solche Herzensprojekte. Jeder hat die Möglichkeit, auf einem bestimmten Feld etwas für die Gemeinschaft zu tun und dies auch in seine persönlichen Zielvereinbarungen einzubringen. Zwei Mal im Jahr werden die Pioneer-Awards vergeben. Kollegen nominieren hier andere Kollegen, die etwas Bemerkenswertes geleistet haben.
g, bezahlten Überstunden
Unbezahlte Überstunden gehören bei uns nicht zum Business-Modell. Wir haben da eine klare Regelung dazu eingeführt, wie Überstunden abgebaut und in Freizeit ausgeglichen werden. Und wir achten auch sehr darauf, dass das passiert.
h, Weiterbildungsmöglichkeiten
Im Schnitt nimmt jeder Mindshare-Mitarbeiter, ob Young Talent oder oberste Führungsebene, im Jahr mindestens einmal an einem Trainings- oder Weiterbildungsprogramm teil. Außerdem haben wir kürzlich zusammen mit der renommierten internationalen Wirtschaftshochschule INSEAD ein spezielles Programm für unsere Top-Führungskräfte entwickelt. Wir schicken unsere CEOs gleichsam noch mal auf die Schulbank, um sie im Sinne unserer Kunden bestmöglich und auf höchstem Niveau fit zu machen für die Herausforderungen der digitalen Transformation.
Was bieten Sie den Mitarbeitern an außergewöhnlichen Incentives?
Da gibt es vieles. Das fängt an bei Leistungen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich erscheinen aber in unserer Branche doch nicht selbstverständlich sind: Urlaubsgeld, eine betriebliche Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen, eine Unfallversicherung, die auch privat genutzt werden kann oder eine subventionierte Kantine. Und bei Mindshare kommt auch das Thema feiern nicht zu kurz. Jeden Freitag lädt Mindshare zur Happy Hour, bei der wir mit Drinks und Abendessen die Woche gemeinsam ausklingen lassen.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit?
Mit einer großen Umfrage, die jedes Jahr in der Regel in drei Wellen durchgeführt wird. Die Umfrage ist anonymisiert und wird von den Mindshare Kollegen sehr stark genutzt. Sie fragt nicht nur eine allgemeine Zufriedenheit ab, sondern auch Themen wie Feedback-Kultur oder Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Welche Errungenschaften und Vorteile sind Ihren Mitarbeitern besonders wichtig?
Sehr viel positives Feedback haben wir in den letzten Jahren zu unseren Initiativen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit und zum Überstunden-Ausgleich erhalten. In der Agenturbranche und speziell bei den Mediaagenturen gehören wir damit ganz sicher zu den Vorreitern.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
61 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen. In der Geschäftsleitung liegt die Quote bei 50 Prozent. Dort sind wir fünf Frauen und fünf Männer. Diversity ist unserer Agenturgruppe generell sehr wichtig, und dieses Thema geht weit über die Frage der Frauenquote hinaus. Mindshare ist von seiner Geschichte her die vielleicht internationalste Mediaagentur der Welt (33 Nationalitäten in unseren deutschen Offices). Wir sind stolz auf unsere Vielfalt und achten seit jeher darauf, dass Rassismus und Diskriminierung bei uns keinen Platz haben.
Und die Quote mit Blick auf die über 45-Jährigen? Und unter 25?
Wir haben eine sehr ausgewogene Altersstruktur. 30 Prozent unserer Mitarbeiter sind jünger als 30. 31 Prozent sind über 40 Jahre alt.
Wie lange bleibt ein Mitarbeiter im Durchschnitt bei Ihnen?
Wir haben bei Mindshare eine stabile Kontinuität. 25 Prozent unserer Mitarbeiter bleiben länger als zehn Jahre.
Clean Desk Policy oder persönlicher Schreibtisch: Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Ich würde sagen: wir haben eine moderate Clean-Desk-Policy. Es kommt dabei immer auf die Aufgabenstellung an. In vielen Bereichen, etwa in unserer Performance-Unit Outcomes, arbeiten inzwischen alle in einem großen Open Space zusammen. Dort gibt es gar keine festen Arbeitsplätze mehr, auch nicht für die Geschäftsführerin.
Was halten Sie von einer internen Offenlegung der Gehälter?
Ich halte das Entgelttransparenzgesetz für sehr sinnvoll. Die Möglichkeit, anonymisierte Informationen abzufragen, um Ungerechtigkeiten in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern auszuschließen, ist gut. Eine völlige interne Offenlegung von Gehältern halte ich dagegen derzeit nicht für zielführend. Man muss den Kontext von Gehaltsstrukturen kennen und verstehen.
Und vom Thema Arbeitszeiterfassung?
Bei uns erfassen die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit auf Vertrauensbasis. Wir bringen unseren Mitarbeitern damit doppeltes Vertrauen entgegen. Denn schließlich vergüten wir ja die Überstunden.
Was verdient bei Ihnen ein Junior im ersten Jahr?
Er verdient gut. Wieviel genau kommt auf seine Vorbildung und den Bereich an.