
Digitalisierung:
So bunt ist der Digitalrat der Bundesregierung
Das neue Gremium setzt sich aus renommierten, aber eher unbekannten Leuten zusammen, leider eher Juristen-lastig. Katrin Suder, zuvor im Bundesverteidigungsministerium, leitet die Truppe.

Foto: BMVG/Sebastian Wilke
Die frühere Verteidigungsstaatssekretärin und Unternehmensberaterin Katrin Suder wird Vorsitzende des neuen Digitalrats der Bundesregierung. Das Kabinett setzte am Mittwoch den Digitalrat ein, der im Anschluss gleich zu seiner ersten Sitzung zusammenkam. Das Gremium aus Wissenschaftlern, Forschern, Unternehmern und Startup-Gründern soll mindestens zweimal pro Jahr mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Regierungsmitgliedern tagen, um ihre Praxiserfahrungen in die Politik einzubringen.
"Wir sollen die Bundesregierung beraten, wir sollen sie antreiben, und wir sollen sie unterstützen", erklärte Suder, die den Vorsitz im Digitalrat übernommen hat. Merkel erwartet nach eigenen Worten "einen lebendigen Austausch, der uns insgesamt in unserer Arbeit gut voranbringen wird". Die Einrichtung eines Digitalrats hatten CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.
Der Digitalrat soll die Regierung praxisnah beraten und antreiben. Laut Tagesspiegel sind das die wichtigsten Felder: "Der Zukunft der Arbeitswelt, Umgang mit Daten, der Gründerszene sowie neuen Partizipationsmöglichkeiten, hinzu kommt als Querschnittsthema die Frage, wie sich die Digitalisierung auf Kultur und Gesellschaft auswirkt."
Die 46 Jahre alte Suder war im Mai von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit großem Lob auf eigenen Wunsch als Staatssekretärin verabschiedet worden. 2014 hatte die Ministerin die McKinsey-Beraterin abgeworben. Suder sollte das Beschaffungswesen der Truppe umkrempeln, sie galt als eine der wichtigsten Vertrauten von der Leyens. Suder ist seit gut einem Jahr mit Katja Kraus, Geschäftsführerin bei Jung von Matt/Sports verheiratet. Sie leben mit den drei Kindern in Hamburg.
Suder sagte am Dienstag bei ihrer Vorstellung, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft seien erheblich. Es gebe dabei zwangsläufige Veränderungen in globalem Rahmen, die im Sinne der Menschen gesteuert werden müssten. Zudem gebe es "Bereiche, in denen wir noch sehr aktiv gestalten können und auch die Chance dazu haben". Für beide Bereiche müssten Lösungen gefunden werden, die die spezifische deutsche Gesellschaftsordnung auch in Zukunft sicherten. Es gehe um die Frage, wie bei der Digitalisierung der deutsche Weg innerhalb Europas aussehe, verglichen mit den Entwicklungen in den USA oder China.
In dem Rat sitzen neben Suder unter anderem Peter Parycek, Leiter des Kompetenzzentrums Öffentliche IT am Fraunhofer Fokus Institut, der an der Universität Oxford lehrende Internet-Professor Viktor Mayer-Schönberger, die New Yorker Professorin Beth Simone Noveck, die bereits die Regierung des damaligen US-Präsidenten Barack Obama beim Aufbau einer Digitalplattform beraten hat, der Harvard-Professor und Regulierungsexperte Urs Gasser sowie die Rektorin der Fernuniversität Hagen, Ada Pellert.
Inzwischen sind auch die restlichen Mitglieder öffentlich geworden, die Presseabteilung der Bundesregierung porträtiert sie hier. Auch Netzpolitig.org hat sich mit den zehn Persönlichkeiten befasst und stellt sie ausführlich vor. Autor Ingo Dachwitz ist jedoch enttäuscht von der Auswahl: "Gänzlich fehlen nämlich Menschen und Initiativen, die technologischen Fortschritt ganz praktisch in den Dienst von Emanzipation, Solidarität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl stellen."
Hier kündigt Angela Merkel den Digitalrat an:
am/dpa