Louis Lewitan und Markus Böhler:
Stressless: Über Authentizität im Job
Ein ABC der Stressbewältigung von A wie Aktionismus bis Z wie Zeitmanagement: W&V bringt exklusiv Auszüge aus dem neuen Buch von Stressles-Stratege Louis Lewitan und Headhunter Markus Böhler.
Authentizität ist ein hohes Gut und ein klares Unterscheidungsmerkmal glaubwürdiger Menschen. Zu wissen, wer man ist, verleiht Sicherheit und die Kraft, für seine Werte und Überzeugungen einzutreten. Authentische Menschen täuschen nicht vor, verstecken sich nicht hinter einer Fassade, weder im Job noch in der Partnerschaft. Authentische Menschen sind charakterstark, sie machen sich und anderen nichts vor, daher sind sie glaubwürdig.
Gerade in turbulenten Zeiten sind authentische Persönlichkeiten gefragt, ob in der Politik oder in der Wirtschaft. So stehen authentische Führungskräfte bei verunsicherten Mitarbeitern besonders hoch im Kurs, umso höher, je schneller sich die Welt dreht, je häufiger Strategien wechseln und je stärker sich der Job zur Stressfalle entwickelt.
Authentische Manager mögen ihre Eigenarten haben und müssen nicht zu den beliebtesten Vorgesetzten zählen, aber sie verstellen sich nicht, drehen ihr Fähnchen nicht im Wind, spielen nichts vor und sind vor allem glaubwürdig. Sie stehen für Stabilität und Verlässlichkeit, man weiß, woran man ist. Alles echt, keine Fassade, das erzeugt Vertrauen, und Vertrauen ist die Basis jeder Beziehung.
Authenzität hilft nicht nur im Job
Authentische Menschen tun sich generell leichter im Aufbau einer Zweierbeziehung. Sie wirken oft sympathischer. Und man vertraut sich einer authentischen Person viel leichter an als jemandem, dessen eigene Wertvorstellungen und Überzeugungen undurchsichtig sind.
Authentizität hilft nicht nur im Job, sondern auch privat. Leben beispielsweise Eltern nicht das vor, was sie an Werten vermitteln wollen, werden ihnen spätestens in der Pubertät ihre Kinder Doppelbödigkeit vorhalten. So lassen sich Alkohol oder Drogen nicht verbieten, wenn sich Eltern dem selbst hingeben.
Authentisch zu sein und authentisch zu bleiben ist auch für sturmerprobte Manager gar nicht so einfach. Es birgt sogar Risiken und hat Nebenwirkungen. Jeder kennt Beispiele von scheinbarer Authentizität, die in die falsche Richtung läuft und sich letztlich als Starrköpfigkeit erweist. Frank Sinatras "I did it my way" ertönt meist auf Abschiedsfeiern, nicht wenige hören die Zwischentöne heraus und stoßen auf das Ende dieser Ära an.
Reflektierte Manager wissen: So wie sich die Erde weiterdreht, so müssen sich auch Manager verändern, sonst werden sie aussortiert. Die Zeiten ändern sich, andere Manager-"Typen" sind gefragt, junge Manager wachsennach. Gerade gestandene Manager können zeigen, wie entwicklungsfähig sie sind – statt nur von früher zu erzählen.
Bleiben Sie sich selbst treu, aber bleiben Sie am Ball. Denken Sie an den Porsche 911. Immer auf der Höhe der Zeit, aber immer als 911er wiederzuerkennen.
Anregungen
- Wenn Sie sich Respekt verschaffen wollen, müssen Sie konsequent sein, Flagge zeigen, sich nicht verbiegen lassen, sondern für Ihre Überzeugungen eintreten, auch wenn es Nachteile mit sich bringt. Zugleich bedeutet Authentischsein jedoch nicht, koste es was es wolle, immer und sofort ungefiltert seine wahren Gefühle und Gedanken zu zeigen. So zählt zur sozialen Intelligenz, laut dem US-Psychologen Daniel Goleman, u. a. die Fähigkeit zur Selbstbeeinflussung und -steuerung, sich selbst beruhigen können und sich von seinen Gefühlen nicht überwältigen lassen.
- Eine authentische Person greift in Krisensituationen nicht zu Notlügen, sondern übernimmt Verantwortung und bekennt Farbe.
- Zur Authentizität gehört die Selbstreflexion und die Fähigkeit, der Realität ins Auge zu blicken. Prüfen Sie sich selbst: Wissen Ihre Freunde, Kollegen und Mitarbeiter, wofür Sie stehen? Neigen Sie dazu, sich zu verstellen, eine Rolle zu spielen? Verstecken Sie den Wolf im Schafspelz? Halten Sie immer wieder mit Ihrer Meinung hinter dem Berg, um anderen zu gefallen?
"Stressless. Das ABC für mehr Gelassenheit in Job und Alltag" ist am 3. April im Ariston Verlag (Random House) erschienen. Autoren sind der Münchner Coach, Psychologe und "Zeit"-Kolumnist Louis Lewitan und Markus Böhler, Managing Partner der Personalberatung Hartliebpartner. Die Cartoons stammen von Dirk Meissner. Mehr Infos zum Buch gibt es hier.