
Ex-Springer-Mann wird Berater:
Warum Kai Diekmann gut zu Uber passt
Fahrdienst-Vermittler Uber ist in der Kritik. Das Blatt wenden soll unter anderem Kai Diekmann. Der Ex-"Bild"-Macher berät das US-Unternehmen.

Foto: Axel Springer
Überraschung zu Ostern: Der ehemalige "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann wird Berater beim Fahrdienst-Vermittler Uber. Als Mitglied im "Public Policy Advisory Board" soll er künftig beim US-Unternehmen Ratgeber in politischen Fragen sein, wie am langen Osterwochenende "Der Spiegel" und das Online-Magazin t3n.de berichteten.
Ein Uber-Sprecher betonte gegenüber dpa, die Mitglieder des Gremiums betrieben keine Lobbyarbeit, sondern stünden Uber als "interner Feedback-Kanal" für politische Fragestellungen zur Verfügung. Sie kämen einmal jährlich zu einer Sitzung in San Francisco zusammen. Die Runde reicht vom früheren US-Verkehrsminister Ray LaHood bis zur ehemaligen EU-Kommissarin Neelie Kroes.
Doch für Uber kommt gerade der mit allen Wassern gewaschene langjährige "Bild"-Macher zur rechten Zeit - ob nur in politischen Fragen oder auch darüber hinaus. Geriet doch das Unternehmen zuletzt in den Mittelpunkt mehrerer Kontroversen. Eine ehemalige Software-Entwicklerin beschrieb in einem Blogeintrag etwa eine Unternehmenskultur, die von Frauen-Diskriminierung geprägt sei. Das Unternehmen kämpft nun seit Wochen mit Sexismusvorwürfen.
Welche Uber-Probleme Diekmann kennt
Nichts, was Diekmann fremd sein dürfte, der mit vielen Leitartikeln Politikern, Frauen, Prominenten oder auch Unternehmenslenkern sehr öffentlichkeitswirksam auf den Schlips trat. Und selbst zuletzt nach seinem Ausscheiden bei Springer nachträglich mit dem Vorwurf sexueller Belästigung im Rahmen seiner "Bild"-Tätigkeit konfrontiert wurde. Solch eisiger Wind blies ihm oft um die Nase.
An der Spitze des Boulevard-Blatts agierte Diekmann allerdings recht frauenfreundlich. Zahlreiche Beförderungen von Journalistinnen ins Top-Team von "Bild" datieren aus seiner Zeit. Vielleicht kann er Uber ja gute Tipps geben, wie hier die Wogen zu glätten sind?
Ach ja – Uber hat darüber hinaus vergangene Woche seine PR-Chefin Rachel Whetstone verloren, die erst vor zwei Jahren von Google zum Taxi-Konkurrenten gewechselt hatte. Whetstones bisherige rechte Hand Jill Hazelbaker übernimmt laut E-Mail von Uber-Boss Travis Kalanick. Gute Ratschläge in Sachen Öffentlichkeitsarbeit könnten jetzt auch von Diekmann kommen: Kein anderer Medienmacher versteht es wie der rührige 52-Jährige, in sozialen Netzwerken zu trommeln, Geschichten zu verkaufen.
Doch für Uber kommt es noch dicker: Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft dem Unternehmer in einer Klage den Einsatz von Technologie für selbstfahrende Autos vor, die ein ehemaliger führender Mitarbeiter gestohlen haben soll. Ein Eklat im Silicon Valley! Das auch Kai Diekmann nach einem langen Aufenthalt im Namen Springers gut kennt. Wer weiß – wer in Berlin Strippen ziehen kann, schafft es vielleicht auch in San Francisco.
Wie sich Diekmann bereits einbringt
Viel Arbeit steht für Uber zudem in Europa an: Hier ist das Angebot des Taxikonkurrenten, bei dem die Vermittlung direkt zwischen Kunden und Fahrer stattfindet, teilweise oder ganz verboten worden. Es gilt, Politiker zu überzeugen. Uber muss Lobbyarbeit leisten. Das kann Kai Diekmann zwar am besten für sich selbst – aber er soll dem US-Unternehmen ja auch nur zeigen, wie es besser geht.
Dass sich der viel reisende und digital vernetzte Diekmann für Uber ins Zeug legen wird, wird durch erste Spuren auf Twitter deutlich:
Inzwischen grämen sich aber vor allem die Uber-Investoren, die ihr Geld in den mit über 60 Milliarden Dollar bewerteten Fahrdienst-Vermittler gesteckt haben. Ihnen machen all diese Turbulenzen genauso Sorgen wie die fortlaufenden Milliardenverluste. Zumindest bei einem steten Auflagenminus kann Kai Diekmann mitreden: Er hat in den letzten Jahren seiner "Bild"-Regentschaft geschickt vom Printschwund abgelenkt und Leser wie Werbekunden mit einer Digitalstrategie in neue Bahnen gelotst.
Uber statt Facebook
Der langjährige "Bild"-Chef Diekmann hatte das Medienhaus Axel Springer Ende Januar 2017 verlassen. Er wolle sich anderen Aufgaben widmen, hieß es damals – auch ein Berater-Engagement bei Facebook wurde dem Ex-Springer-Mann zum Jahresstart zugetraut.
"Diekmann hat schon das Image von Bild gedreht, das könnte er auch bei Facebook schaffen", zitierten Medien damals Investorenkreise. Jetzt darf er also für Uber die Kohlen aus dem Feuer holen.
ps/dpa