
Milchersatzprodukte:
Warum Oatly testet, wie dumm die Menschen sind
Können Menschen anhand der Verpackung unterscheiden, ob sie Milch kaufen oder ein Ersatzprodukt? Die EU glaubt nein - und plant Einschränkungen. Der Haferdrinkhersteller Oatly läuft dagegen Sturm.

Foto: Oatly
Der Haferdrink-Hersteller Oatly startet seine erste europaweite Kampagne - und wird dabei politisch. Unter dem Motto "Are You Stupid" wehrt sich das Unternehmen gegen den Änderungsantrag 171, der starke Einschränkungen für pflanzliche Milchalternativen fordert. Weil die bestehenden Verpackungs- und Marketingrichtlinien nach Ansicht der EU für Verbraucher irreführend sind, soll künftig jeglicher Hinweis auf Milchprodukte für pflanzliche Alternativen illegal werden. Stimmt der EU-Ministerrat dem Änderungsantrag zu, dürften die Hersteller von Milchersatzprodukten künftig unter Umständen keine Verpackungen verwenden, die denen von Milcherzeugnissen ähneln. auch Vergleiche des CO2-Fußabdrucks dürften dann nicht mehr kommuniziert werden, befürchtet Oatly.
Oatlys Frage "Are You Stupid" gilt aber nicht der EU, sondern den Verbrauchern. Aussage der Kampagne ist, dass Konsumenten durchaus in der Lage sind, den Unterschied zwischen pflanzlichen Alternativen und Milchprodukten zu erkennen. Laut einer gemeinsamen Umfrage mit der GfK haben nur fünf von 100 Teilnehmern schon einmal versehentlich ein veganes Produkt gekauft. Und die Hälfte davon habe sich darüber noch nicht einmal geärgert.
Oatly zieht auch die breite Öffentlichkeit zu Rate
Jetzt zieht Oatly auch die breite Öffentlichkeit zu Rate. In einer digitalen Kampagne zeigt der Haferdrinkhersteller in verschiedenen Videos die Antworten von Teilnehmern einer Studie, die eine Woche dauerte und zwölf Fokusgruppen mit Menschen aus 17 Ländern im Alter von 21-64 Jahren umfasste. Auch nachdem elf Stunden lang immer dieselbe Frage auf verschiedene Arten gestellt wurde, konnten die Teilnehmer problemlos den Unterschied zwischen pflanzlichen Produkten und Milcherzeugnissen ausmachen. Außerdem können die Nutzer auch selbst einen Online-Test durchführen.
Für Tobias Nordström, Head of Planning, bei Oatly ist klar: "Die Einschränkungen, die durch Änderungsantrag 171 drohen, machen den Umstieg auf pflanzliche Produkte nur noch komplizierter. Der Änderungsantrag widerspricht der Mission der Farm To Fork-Strategie, den Konsum von pflanzlichen Produkten zu erhöhen - das ist unserer Meinung nach absurd".