
Mindspace:
Was Coworking-Spaces so sexy macht
Schön sein allein reicht nicht, wenn es um die Vermarktung von Coworking-Flächen geht, meint Sandra Winkler, Country Marketing Lead bei Mindspace. Dazu zählen auch Yoga und Events. Unschlagbares Argument ist aber vor allem die Community.

Foto: Mindspace
Um mit einem Produkt oder einer Dienstleistung am Markt erfolgreich zu sein, braucht es gezielte Vermarktung. Jede Branche hat dabei mit eigenen Herausforderungen zu kämpfen, auch Coworking-Anbieter. Doch selbst wenn viele Spaces heutzutage mehr nach Designerwohnung als Internetcafé aussehen: allein mit schönem Interior kommt man nicht weit.
Vielfältige Gemeinschaft statt fester Zielgruppe
Bei der Vermarktung von Coworking-Spaces spielen B2B- und B2C-Marketing zusammen. Denn im Unterschied zu anderen Unternehmen verfügen Coworking-Anbieter über keine feste Zielgruppe. Zwar fokussieren sich manche auf ein bestimmtes Klientel (wie Frauen oder soziale Unternehmen), doch vor allem größere Anbieter bringen Startups, Freelancer, KMU und Corporates an einem Ort zusammen. Man muss also einen Weg finden, all diese unterschiedlichen Gruppen zu überzeugen und spricht oftmals gleichzeitig Nutzer – also Coworking-Mitglieder – und Entscheidungsträger an, teilweise sind beide sogar ein und dieselbe Person.
Es hilft, dass der Kunde tagtäglich vor Ort ist und direktes Feedback gibt. So können Anbieter wiederum aktiv in den Austausch treten und zeitnah helfen, wenn es brennt. Was man nicht aus den Augen verlieren darf: Coworking-Spaces sind keine Hotels. Kunden bleiben länger als nur eine oder zwei Nächte, eher Monate oder sogar Jahre. Das bringt Herausforderungen mit sich, eröffnet jedoch auch mehr Marketing-Möglichkeiten. Denn jede der unterschiedlichen Gruppen bringt eigene Wünsche und Ideen ein. Hier lohnt es sich anzusetzen.
Millennials im Mittelpunkt
Einen großen Teil der Zielgruppe machen Millennials aus. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden sie ihre Vorgängergeneration ablösen und den größten Teil der arbeitenden Bevölkerung stellen. Millennials gründen Start-ups oder arbeiten in Innovationsabteilungen von Konzernen und bringen ihre Arbeitgeber durch den Wunsch nach Flexibilität und Abwechslung dazu, in einem Coworking-Space Mitglied zu werden. Eine neue Studie zeigt: Fast 70 Prozent der Millennials geht gern oder sehr gern zur Arbeit, wünscht sich aber dennoch mehr Flexibilität: 70 Prozent von ihnen wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten, und 41 Prozent mehr Auswahl beim Arbeitsort. Genau hier setzt Coworking an und bietet Unternehmen eine Lösung, die ihnen zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit verhilft.
Im B2B-Bereich punkten Coworking-Anbieter vor allem mit der flexiblen Mitgliedschaft und Premium-Standorten in Stadtzentren oder Tech Hubs. Gerade Start-ups oder kleinere Firmen freuen sich über Benefits durch Kooperationen mit Anbietern wie Facebook oder Microsoft, ebenso wie über einen 24-Stunden-Service oder den Zugang zu allen Coworking-Büros des Anbieters, teilweise weltweit.
Im Vordergrund steht für viele Mitglieder, häufig einzelne Mitarbeiter der Mitgliedsfirmen, vor allem der Austausch mit anderen Coworkern. Enthält eine Mitgliedschaft die Teilnahme an kostenfreien Workshops und Events oder gibt es spezielle Networking-Abende oder Yoga-Kurse, reizt das zusätzlich.
Ein Benefit, der sich schwer in Worte fassen lässt, ist die Community selbst. Die Mitglieder sind das Herzstück eines jeden Spaces, erst sie machen Coworking möglich. Die Kultur eines Spaces macht ihn zu einem Ort mit Persönlichkeit. Die Vermarktung der Coworking-Spaces endet also nicht beim Performance-Marketing, sondern ist deutlich weiter gefasst, denn auch die Akquise von passenden Partnern und die kontinuierliche Vermarktung bei existierenden Mitgliedern gehört dazu. Die Verträge haben nämlich meistens kurze Laufzeiten und man muss die Mitglieder immer wieder aufs Neue überzeugen.
Der Space als Teil der Vermarktungsstrategie
Für die Vermarktung lässt sich der vorhandene Coworking-Space geschickt nutzen. Veranstaltet der Space Thementage? Sie eignen sich zusätzlich für einen Open-House-Tag. So können Interessierte nicht nur einen Blick in den Space werfen, sondern sich auch ein Bild von der Community vor Ort machen. Auch monatliche, kostenfreie Probetage bieten eine gute Möglichkeit, den potenziellen Arbeitsort und das neue Zuhause der Abteilung oder der Firma kennenzulernen.
Die Öffnung ausgewählter Events für die Allgemeinheit sorgt ebenfalls für neues Publikum. Mithilfe von Plattformen wie Eventbrite oder Meetup können Events schnell und einfach online beworben werden. Spezielle Eventräumlichkeiten lassen sich sehr gut einzeln vermieten – das sorgt für zusätzliche Besucher und somit für mehr Sichtbarkeit.
Vor allem im Konzern-Bereich ist Coworking noch nicht bekannt oder wird oft nicht als gute Alternative zu klassischen Büros wahrgenommen. Hier muss im Marketing also auch darauf geachtet werden, Informationsarbeit zu leisten. Dabei kommt wieder der Space an sich als Marketing-Mittel zum Zuge: sobald Besucher einmal den Space gesehen und erlebt haben, sind sie zugänglicher für das Konzept Coworking. Hier eignen sich Veranstaltungen oder Delegationen.
Sichtbarkeit durch Social Media
Wer sich seiner Vorteile, Zielgruppen und Möglichkeiten bewusst ist, hat nur noch eine Hürde vor sich: Wie wird man als Coworking-Anbieter am besten sichtbar? Klassische Maßnahmen wie die Teilnahme an Konferenzen, Berichterstattung durch PR, SEO-Optimierung und bezahlte Onlinekampagnen gehören natürlich zum Repertoire.
Um aber dort zu sein, wo sich ein Großteil der Zielgruppe befindet, sind Social-Media-Aktivitäten ein Muss. Dass die Message, die man verbreiten will, über all diese Maßnahmen hinweg gleich ist, versteht sich von selbst. Was sich ändert, ist deren Gestaltung. Kanäle wie Facebook oder Instagram punkten vor allem mit visuellen Impressionen. Dahinter verbirgt sich eine bestimmte Strategie: der Space soll möglichst gut präsentiert und seine Angebote dargestellt werden. Coworker im Gespräch auf der Dachterrasse, Arbeitsplätze, die aussehen wie aus Interior-Magazinen, Mitarbeiter an der Coffee Bar, Veranstaltungen im Space – über Social Media-Kanäle lässt sich all das darstellen – und es wird von den Digital Natives gesehen. Wer zusätzlich einen eigenen Blog bereitstellt, kann weiterführende Insights bieten.
Glückliche Mitglieder sind das A&O
Die Vermarktung von Coworking Spaces bedeutet also vor allem eins: es braucht zufriedene Mitglieder. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht wie eine typische Aufgabe des Marketing-Bereichs wirkt, mit ihnen steht und fällt eine ganze Menge: Je glücklicher die Mitglieder, desto länger bleiben sie. Wo bei anderen Branchen der Kunde oft weit weg ist, so hat ein Marketing-Manager im Coworking-Bereich den direkten Draht zu den Kunden, also den Mitgliedern, und sollte diesen auch nutzen. Wer hier im Marketing und Customer Service gute Vorarbeit leistet, der muss weniger Ressourcen auf die Kundenakquise verwenden.
Sandra Winkler ist Country Marketing Lead Deutschland beim Coworking-Anbieter Mindspace. Zuvor war sie elf Jahre lang für Marketing, Brand und PR beim Data Analytics-Unternehmen Evalueserve zuständig. Sandra Winkler studierte Soziologie, Philosophie und Journalismus in Weilheim und war danach als Journalistin tätig.