Corona-Krise:
Wie Amazon ein PR-Coup auf lokalen US-TV-Sendern gelang
Eigentlich heißt es, Eigenlob stinkt. Wenn einen aber gerade gar keiner lobt, kann es nicht schaden, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, wie toll man ist, fand zumindest Amazons PR-Abteilung in den USA.
Bei all den negativen Schlagzeilen der jüngsten Zeit über Amazon ist es doch mal an der Zeit, wirklich positiv über das Unternehmen zu berichten. Das befand zumindest der E-Commerce-Riese selbst - und schickte sich an zu einem PR-Coup.
Auf mindestens elf amerikanischen Lokalsendern brachte das Unternehmen die Botschaft unter, wie vorbildlich es lief bei Amazon während der Corona-Krise. "Erstmals können wir einen Blick ins Innere eines Amazon-Logistikzentrums werfen und sehen, wie das Unternehmen dafür sorgt, dass seine Mitarbeiter sicher und gesund bleiben – während sie immer weiter Pakete zu Ihnen nach Hause bringen. Todd Walker nimmt uns mit hinein", moderierten die Lokalsender den Filmbeitrag an - und lasen dabei brav das Skript ab, das Amazon ihnen vorformuliert geschickt hatten.
Im Film wurden dann Sequenzen aus Amazons Logistikzentren gezeigt. Zu sehen war beispielsweise, wie ein Arbeiter sich die Hände gründlich desinfiziert - und verschiedene Mitarbeiter äußern sich begeistert darüber, wie unglaublich stolz sie auf sich und die Leistung ihres Unternehmens während der Corona-Krise wären. Nicht thematisiert wurde, wer eigentlich der vermeintliche Reporter Todd Walker ist - ein PR-Mann des Konzerns nämlich.
Zur Ehrenrettung des unabhängigen Journalismus ist zu sagen: Viele Sender durchschauten die Aktion und machten sie über ihre sozialen Kanäle publik.