Die Erkenntnisse des Reports deuten darauf hin, dass viele Unternehmen sich rein auf die regelkonforme Umsetzung von Maßnahmen konzentrieren, dabei aber die Geschäftschancen hinter der DSGVO übersehen. So berichten 31 Prozent der Befragten, ihr Fokus läge allein auf der Compliance und weniger auf Wettbewerbsvorteilen.

Tatsächlich nimmt sich nur eine von zehn Organisationen vor, ein Vorreiter in Sachen Datenschutz und Privatsphäre zu werden. Dabei könnten sich Unternehmen hierdurch höhere Gewinne ausrechnen.

"Für diejenigen Unternehmen, die frühzeitig begonnen haben, sich dem Thema anzunehmen und in Compliance und Datentransparenz zu investieren, fängt der Aufwand bereits jetzt an, sich wirtschaftlich zu lohnen", sagt Christian Kaupa, Vice President Insights & Data bei Capgemini in Deutschland.

Datenschutz als Wettbewerbsvorteil

Gut die Hälfte der befragten Verbraucher in Deutschland (52 Prozent) hat ihre Einkäufe bei solchen erhöht, Unternehmen, die sie für datenschutzgemäß halten. 37 Prozent geben an, dabei auch mehr Geld ausgegeben zu haben, und zwar um bis zu 24 Prozent. Außerdem haben sie weitaus öfter mit diesen Organisationen interagiert.

Aber die Vorteile reichen noch weiter: Fast die Hälfte der Befragten hat positive Erfahrungen mit Freunden und Familie geteilt und somit die Reputation der Firma bei anderen potentiellen Kunden gestärkt.

Firmen unterschätzen Kunden

Mit der DSGVO können Verbraucher nun wieder selbst die Hand über ihre Daten halten und lassen im Zweifel auch Taten folgen: In Deutschland wollen 61 Prozent der Verbraucher reagieren, wenn Unternehmen ihre persönlichen Daten nicht ausreichend schützen. Dazu gehören: Ausgaben und Einkäufe bei betroffenen Unternehmen reduzieren (71 Prozent), Geschäftsbeziehungen beenden (71 Prozent) oder Negativerfahrungen im Bekanntenkreis teilen (73 Prozent).

Auf Seiten der Unternehmen unterschätzt man diese Bereitschaft der Kunden, selbst aktiv zu werden: 71 Prozent der befragten Führungskräfte bezweifeln zum Beispiel, dass Kunden ihre Daten wirklich löschen lassen würden. In Deutschland ist die angesprochene Fehlwahrnehmung mitunter am größten: 76 Prozent der deutschen Unternehmen glauben nicht, dass Verbraucher sich von der Organisation abwenden, während 39 Prozent der Verbraucher angeben, genau dies tun zu wollen.

Noch dazu wähnen sich acht von zehn Unternehmen im Vertrauen der Verbraucher, während nur gut die Hälfte der Kunden dem tatsächlich zustimmt. Am meisten vertrauen Verbraucher übrigens den Banken und ihrem eigenen Arbeitgeber.

"Folgen Unternehmen weiter diesem Irrglauben, dann verspielen sie wichtige Chancen auf ein besseres Image und zusätzliches Surplus", sagt Christian Kaupa. Laut Umfrage konzentrieren sich lediglich 11 Prozent bei ihren Bemühungen rund um die DSGVO auf die Bedürfnisse ihrer Kunden. Dabei könnten sie das Vertrauen der Kunden und ihre Bereitschaft mit dem Unternehmen Geschäfte zu machen, mit einer kundenzentrierten Datenschutzstrategie signifikant erhöhen.

"Die klare Übersicht über alle gespeicherten personenbezogenen Daten hilft Unternehmen aber auch, Analysen effektiver zu gestalten und die eigenen Prozesse zu verbessern. Wer genau weiß, welche Daten er löschen oder aufräumen kann, der spart wertvollen Speicherplatz und reduziert damit die hohen Kosten für das Halten von Daten, für das die globale Wirtschaft Schätzungen zufolge bis 2020 rund 3,3 Billiarden US-Dollar ausgeben wird", so Kaupa.

Was sich Kunden in Deutschland wünschen

Was sich Kunden nun wünschen sind innovative Ansätze, die die Hoheit über ihre Daten wieder zurück in ihre eigenen Hände spielen. Hier haben Unternehmen laut Report jedoch teilweise noch großen Aufholbedarf.

61 Prozent der befragten deutschen Verbraucher würden einen ausgewiesenen Ansprechpartner beziehungsweise eine anonyme Email-ID für datenbezogene Anfragen begrüßen. Bisher bieten aber nur 33 Prozent der Organisationen dies an.

Auf Platz zwei folgt mit 56 Prozent ein spezifischer Help Desk für Rückfragen zum Umgang mit persönlichen Daten, der bei 45 Prozent der Unternehmen existiert. 44 Prozent äußerten den Wunsch nach einem Self-Service-Portal, zum Beispiel im Stil von Google Takeout, um Daten einzusehen und bei Bedarf herunterladen zu können. Aktuell ist das bei knapp einem Drittel (29 Prozent) der befragten Unternehmen möglich.

Zur Studie

Die Capgemini-Umfrage wurden unter zwei verschiedenen Personengruppen durchgeführt: Privatpersonen und Führungskräfte großer Unternehmen. Im Zeitraum März bis April 2018 befragte das Digital Transformation Institute, kurz DTI, von Capgemini rund 1000 Führungskräfte in Organisationen mit einem Mindestumsatz von über 1 Milliarde US Dollar und 6000 Verbraucher über 18 in sieben verschiedenen Ländern - Frankreich, Deutschland, USA, Großbritannien, Italien, Schweden und Spanien. 150 Führungskräfte und 1000 Verbraucher kommen aus Deutschland.

Für alle, die noch nicht wissen, was Sie mit der DSGVO anfangen sollen: Tipps finden Sie in unserem W&V-Report DSGVO-Check.


Autor: Rolf Schröter

Rolf Schröter ist Chefredakteur der W&V und interessiert sich nicht nur deshalb prinzipiell für alles Mögliche. Ganz besonders für alles, was mit Design und Auto zu tun hat. Auch, wenn er selbst gar kein Auto besitzt.


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