Der Talk ist anders, aber auch irgendwie gleich. Ein bisschen von beidem. Ich bin total stolz und froh, dass wir alle unser Comeback feiern dürfen. Und ich kann auch wirklich nur sagen: Wenn es bei den Kollegen gut klappt, freue ich mich selbst total mit! Denn ich erlebe quasi ihr Comeback auch so ein Stück weit mit einer gewissen Genugtuung und einem positiven Gefühl, als wäre es auch ein Teil von mir selbst. Und das ist ganz toll.

Wie erklären Sie sich diesen Erfolg der Retro-Welle?

Ich verstehe dieses Revival total. Ich glaube, es ist psychologisch betrachtet ein sehr schnell einzuordnendes Prinzip. Wir haben alle gerade so dermaßen viel am Wickel - und hören und lesen viel über die aktuellen Bedrohungen in der Welt. Das hängt natürlich über uns. Und da ist es nachvollziehbar, dass man auf Dinge Lust hat und sie ausprobiert, mit denen man eine gute Zeit verbindet und die auch aus einer Zeit kommen, in der sich viele Dinge sicherer angefühlt haben.

Was nehmen Sie denn aus dem früheren "Britt" in ihr neues Format mit? Was sind die bewährten Zutaten, die Sie einbringen?

Also das offensichtlichste Merkmal bin natürlich ich selbst. Aber nicht nur die Sendung, sondern auch ich habe mich verändert - ich bin jetzt eine gereiftere Person und älter geworden. Ich habe meine Sicht auf Themen verändert. Weil ich in meinem Leben inzwischen mehr Erfahrungen gemacht habe, die meine Bewertung für gewisse Dinge auch geprägt haben. Ich schöpfe jetzt aus den Erfahrungen aus über 2000 Sendungen gepaart mit weiteren Erfahrungen aus zehn Lebensjahren, die danach ins Land gegangen sind. Damals war ich auch schon Mutter, aber von Kleinkindern. Heute weiß ich, wie sich ein Leben mit kleinen Kindern anfühlt, aber auch wie es sich mit pubertierenden Kindern anfühlt zu leben. Ich bin inzwischen nicht mehr frisch verheiratet, sondern seit 17 Jahren. Und ich weiß, was es bedeutet, längerfristig eine Ehe und Partnerschaft zu führen.

Ihre ursprüngliche Sendung lief von 2001 bis 2013. Es ist ja nicht mehr dasselbe Publikum. Die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer ist deutlich gesunken. Vermutlich muss man mehr triggern. Es gibt ein anderes Umfeld, die Streamingkonkurrenz. Was wird das mit Ihrer Sendung machen?

Wir finden nach wie vor: Eine gute Geschichte muss erst einmal erzählt werden. Wir sind kein Musikvideo. Wir sind kein Film, sondern wir sind eine Talkshow, in der Menschen ihre Geschichten erzählen und sie auch eine Plattform dafür von uns bekommen. Und um eine Geschichte zu verstehen, muss man einfach auch wissen, worum es da geht. Deswegen nehmen wir uns im Talk die Zeit, um erst einmal hinzuhören: Was genau ist eigentlich los? Abgesehen davon bin ich mir im Klaren darüber, dass Streaming auch eine TV-Konkurrenz ist. Aber wir sind mit dem Daily Talk aktuell und erzählen echte Storys aus dem Leben der Menschen anstatt Fiktion.

Viele der klassischen Nachmittags-Talkshows zeichneten sich dadurch aus, dass man das Publikum angefeuert hat, gern mal ein wenig Karacho und Streit da hereingebracht hat. Würde man das heute genau so machen? Unsere Gesellschaft ist ja ohnehin von Unruhe erfasst.

Ich möchte das jetzt gar nicht generell beurteilen. Aber mir liegen reine Krawall-Sendungen nicht mehr. Ich bin 50 Jahre alt und ich möchte mit der Sendung so umgehen, dass sie sich für mich und die Zuschauer gut anfühlt. Denn ich glaube, dass auch ganz viele Leute darauf keine Lust mehr haben. Ich denke, wir haben so viel Unruhe, und wir haben so viele Dinge, die uns belasten, dass viele Menschen überhaupt kein großes Rumgestreite sehen wollen. Was aber total nötig ist, und da stehe ich mit voller Überzeugung dahinter, ist ein guter Diskurs. Denn in unserem Miteinander geht er ein Stück weit verloren. Ich finde, wenn es irgendwas gibt, das wirklich wichtig ist, dann ist es ein Diskurs. Das heißt: die Fähigkeit, sich über Themen kontrovers auseinanderzusetzen und trotzdem wertschätzend zu bleiben. Und wenn ich irgendwas viel stärker im Fokus halte, als ich es vielleicht früher getan habe, dann ist das ganz genau der Punkt.

Welche Themen stehen im Mittelpunkt ihrer Sendung? Wird es eher um Einzelschicksale gehen? Wird es um die großen gesellschaftlichen Themen gehen? Können Sie einen Vorgeschmack geben?

Die Talk-Themen sind tatsächlich immer noch an vielen Punkten denen von damals sehr ähnlich. Aber sie haben sich um ein Riesenspektrum erweitert. Um ein Beispiel zu nennen: Was vor neun Jahren noch keine übermäßige Relevanz hatte, spielt heute in vielen Talks eine wichtige Rolle - nämlich der Aspekt Social Media. Das hat eine völlig neue Gesprächskategorie eröffnet. Wir behandeln Themen wie Tattoo-Sucht, Social Mums - also Mütter, die bei Social Media unterwegs sind. Auch alleinerziehende Mütter und Väter kommen bei uns als Riesenthema vor. Und wir sprechen beispielsweise auch über Shopping-Sucht. Dabei spielt unter anderem eine Rolle, dass viele Menschen der Versuchung von Ratenkäufen erliegen. Und wir behandeln natürlich auch das gesellschaftliche Miteinander - dazu gehört auch die Ausgrenzung von Personen aus einer Gruppe, zum Beispiel durch Mobbing. Das finde ich sehr wichtig zu thematisieren.