Nach Protesten:
Stolperstein Katar: Supermarkt zieht Werbespot zurück
Wer zur Fußball-WM in Katar wirbt, wird besonders kritisch beäugt. Das musste jetzt die niederländische Supermarktkette Jumbo erfahren. Sie stoppte einen Spot, der völlig daneben geraten ist .
Eine fröhliche Polonaise mit orange gekleideten Fußballfans - so erwartbar wie harmlos, wenn es um einen Werbespot zur diesjährigen Fußball-WM im Katar geht, könnte man denken. Leider nein. Denn die fröhliche Truppe, zu der auch einige Prominente gehören, marschiert auch als Bauarbeiter verkleidet über ein Baugerüst. Angesichts der Arbeitsbedingungen in dem Wüstenstaat mehr als fragwürdig.
Er stammt von der niederländischen Supermarktkette Jumbo, dem zweitgrößten Lebensmitteleinzelhändlers des Landes. Als Mitwirkende war die Musikgruppe The Toppers dabei, Sportler des Jumbo-Visma Eislauf-Teams sowie die Schauspieler Frank Lammers, Maike Meijer und Rapper Donnie.
Nach heftiger Kritik von Menschenrechtsorganisationen und auch in Social Media hat Jumbo den TV-Spot für WM-Fanartikel gestoppt. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hatten empört reagiert, da Katar als Austragungsland der Fußball-WM schon lange wegen der schlechten Lebens- und Arbeitsumstände von Bauarbeitern der WM-Stadien in der Kritik steht.
Der Konzern zog am Mittwoch den Film zurück und entschuldigte sich: "Wir verstehen jetzt, dass man in dieser Reklame einen Link sehen kann zu den erbärmlichen Arbeitsbedingungen in Katar, und das ist nie unsere Absicht gewesen." Amnesty International lobte die Entscheidung.
Auf Ablehnung stieß der Spot auch bei Marketing-Experten, die urteilten: "Unbeholfen, schlampig und außerordentlich dumm". Außerdem meinte Supermarkt-Experte Paul Moers: "Negative Aufmerksamkeit ist das Letzte, was Jumbo braucht." Er spielte damit auf Jumbo-Chef Frits van Eerd an, der der Geldwäsche beschuldigt wird und kurzfristig in U-Haft saß. Derzeit lässt er sein Amt ruhen.
Bei Twitter hagelte es starke Kritik. Hier ist der Spot auch noch zu finden:
Wie andere Marken den sensiblen Spagat hinbekommen, lest ihr hier.
am/mit dpa
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