Hinzu kommt, dass der Händler mit dem Ausbau seiner Self-Service-Tools gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: einerseits wird es damit immer einfacher und attraktiver für Brands, die riesige Reichweite für Performance-Marketing-Kampagnen zu nutzen; andererseits erhofft sich Amazon ein Outsourcen der eigenen Werbekosten. Denn der Online-Marktplatz verteilt jährlich Milliarden Dollar an Google & Co., um durch Targeting und Retargeting User auf seine Plattform zu holen. Das können Brands über die "Amazon DSP" und womöglich auch bald über das "Enhanced Ad Network" nun für ihre Produkte selber steuern – und auch selber das Media-Budget dafür bezahlen.

Amazons Datenschatz

Der kleine Unterschied mit großen Auswirkungen: die Macht über Daten Amazon investiert mit großem Engagement und auch seine Buchungs-Tools werden immer besser. Doch der wichtigste Grund, weshalb Google und Facebook zukünftig immer mehr Marktanteile an Amazon verlieren werden, liegt in den Daten. Amazon kennt das Shopping-Verhalten der Nutzer sehr viel genauer als Google und Facebook: nicht nur das produktbezogene Such- und Browsing-Verhalten, sondern vielmehr auch die tatsächlichen Käufe inklusive der Produkte, den Warenkorbwert, die Kauffrequenz und vielem mehr.

Und dies nicht nur durch Daten von der Amazon-Plattform selbst, sondern auch von externen Webshops, die Amazon Payment als Zahlungsmethode eingebunden haben. Während Googles Nutzerdaten vor allem auf dem "Search Intend" und Facebboks Datensätze auf "Social Profiles & Relations" basieren, hat Amazon mit seinen höchst kaufrelevanten Daten im Wettbewerb um Werbebudgets einfach die härteste Währung. Und das wird mittelfristig dazu führen, dass Amazon seine Position im Werbemarkt nicht nur ausbauen, sondern möglicherweise bis hin zur Marktführerschaft entwickeln wird.

*Über den Autor: Tim Nedden, ist Co-Founder und Geschäftsführer der Agentur Finc3 Commerce, Hamburg.


Autor: W&V Gastautor:in

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