Video-Streaming:
44 Millionen Amerikaner streamen schwarz
"Hast du mal dein Netflix-Passwort für mich?" Einer Studie von Cordcutting.com zufolge nutzen 44 Millionen Amerikaner Streaming-Dienste, ohne dafür zu zahlen. Sie nutzen einfach die Zugänge von anderen.
Video-Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video, Hulu oder Disney+ werden ungewollt zur Sharing-Economy. Denn viele zahlenden Nutzer teilen ihre Accounts mit anderen, zeigt eine US-Studie von Cordcutting.com. Die Zahl der Account-Schnorrer summiert sich 2020 auf 44 Millionen. Das sind in absoluten Zahlen zehn Millionen mehr als noch 2019. Doch immerhin sinkt der prozentuale Anteil der Nutzer, die sich mit fremden Zugangsdaten einloggen.
Größtes Opfer des Account-Sharings ist der Studie zufolge Netflix. Hier nutzen 27,5 Millionen Zuschauer die Plattform mit den Login-Daten von Freunden oder Verwandten. Gegenüber 2019 hat die Zahl um rund drei Millionen zugelegt. Prime Video nutzen demgegenüber "nur" 5,7 Millionen Zuschauer mit geborgten Accounts. Gegenüber 2019 wuchs hier die Zahl um rund 700.000.
Der verschenkte Umsatz geht in Milliardenhöhe
Bislang schieben die Video-Streaming-Dienste hier noch keinen Riegel vor. Sie hoffen stattdessen darauf, die Gratis-Nutzer durch die Qualität ihrer Inhalte derart zu überzeugen, dass sie irgendwann selbst ein Abo abschließen. Der verschenkte Umsatz geht in Milliardenhöhe. Nach Berechnungen von Cordcutting.com könnte Netflix allein 365 Millionen Dollar Mehrumsatz erwirtschaften, wenn das Unternehmen die Account-Schnorrer zur Kasse bitten würden. Alle Streaming-Dienste zusammen kämen auf einen Mehrumsatz von 2,7 Milliarden Dollar. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass nicht jeder, der jetzt mit geborgten Accounts Netflix oder Amazon Prime nutzt, auch wirklich selbst ein Abo abschließen würde, wenn ihnen der Gratis-Zugang gestrichen würde.
Die meisten Account-Schnorrer nutzen der Erhebung von Cordcutting.com zufolge übrigens den Accout ihrer Eltern. Andere borgen sich die Zugangsdaten von Geschwistern oder Lebenspartnern. Knapp zwei von 100 Streaming-Schnorrern loggen sich bei Netflix und Amazon Prime Video noch immer über den Account ihres Ex-Partners ein. Bei Hulu liegt dieser Anteil mit 4,7 Prozent mehr als doppelt so hoch.