Reichweitenforschung:
AGF plant mit Doppelspitze
Die AGF Videoforschung will neben Anke Weber wohl einen weiteren Geschäftsführer einstellen. Mit einer Doppelspitze könne man die vielen Projekte besser bewältigen, erklärt Vorstandschef Martin Berthoud.
Nach dem überraschenden Abgang von Willibald Müller sucht die AGF Videoforschung wohl einen zweiten Geschäftsführer neben der neuen Chefin Anke Weber. "Die Gesellschafter behalten sich diesen Schritt vor", erklärt der Vorstandsvorsitzende Martin Berthoud im Interview mit W&V. "Mit einer größeren Geschäftsführung" könne man "die vielen intensiven und zeitkritischen Projekte noch besser bewältigen". Müller hatte den Forschungsverbund, der im Auftrag der deutschen TV-Sender die Einschaltquoten misst, Ende Juni nach nur eineinhalb Jahren verlassen. Die langjährige Geschäftsstellenleiterin und Direktorin Operations Weber wurde daraufhin zur Geschäftsführerin befördert.
Bei ihrem wichtigsten Projekt kann die AGF noch keinen Vollzug melden. Gemeinsame Online-Reichweiten mit dem Digitalkonzern Google lassen weiter auf sich warten. Man sei zwar "in den letzten Monaten sehr gut vorangekommen und heute deutlich weiter als noch vor einem halben Jahr", erklärt Weber. Auf einen genauen Zeitpunkt, wann es die ersten Reichweiten inklusive Youtube veröffentlicht werden, wollen sich die AGF-Verantwortlichen jedoch nicht festlegen.
Crossmedia-Zahlen sollen schneller kommen
Bei einem anderen Problem des Prestige-Projekts Crossmedia-Quote verspricht die neue AGF-Geschäftsführerin Besserung. Die bislang vorliegenden integrierten Reichweitenzahlen von ARD, ZDF sowie den Sendern der ProSiebenSat.1- und RTL-Gruppe werden bislang nur monatlich veröffentlicht. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das zu beschleunigen", kündigt Weber an. Die ersten Tests für eine tägliche Datenveröffentlichung – analog zu den klassischen TV-Einschaltquoten – werde man noch in diesem Jahr beginnen. Der "Umstieg im Livesystem" sei dann in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres geplant, so Weber.
Viel Kritik hat die AGF wegen des Quoten-Ausfalls vom Jahresanfang einstecken müssen. Weil der beauftragte Forschungskonzern GfK eine Lizenz für ein Messsystem nicht verlängert hatte, konnte die AGF im Januar eine Woche lang keine aktuellen TV-Reichweiten liefern. Man habe in der Zusammenarbeit mit der GfK "noch einmal ganz bewusst Nachschärfungen vorgenommen", sagt Weber. Die weitere Zusammenarbeit mit der GfK steht aber offenbar nicht grundsätzlich zur Debatte. "Wir haben laufende Verträge, die wir erfüllen werden", sagt ZDF-Manager Berthoud.
Der Werbekundenverband OWM und sein Vizevorsitzender Uwe Storch hatten die AGF zuletzt heftig kritisiert und gefordert der Quotenmess-Verbund müsse "dringend renoviert werden".