
Frankreich:
Canal Plus will fast jeden fünften Arbeitsplatz streichen
Videostreaming killt Pay-TV: Der französische Bezahlsender verliert Abonnenten und will nun Hunderte Stellen abbauen.
Der französische Pay-TV-Anbieter Canal Plus, der zum Medienkonzern Vivendi gehört, will in Frankreich rund 500 Arbeitsplätze abbauen. Damit wäre fast jeder fünfte der insgesamt 2800 Mitarbeiter des Unternehmens in Frankreich von der Maßnahme betroffen. Dies berichtete zuerst die französische News-Website Les Jours (Paywall).
Wie es weiter heißt, soll an diesem Dienstag zwischen der Unternehmensführung und Mitarbeitervertretern über den Plan verhandelt werden. Vorgesehen ist offensichtlich, dass den Mitarbeitern freiwillige Abfindungsverträge angeboten werden. Offiziell äußert sich das Unternehmen nicht zu den Plänen.
Canal Plus ist angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch die Videostreamingdienste seit geraumer Zeit unter erheblichen Druck geraten. Im vergangenen Jahr bis Ende März hat die Pay-TV-Plattform in Frankreich fast 230.000 Abonnenten verloren.
Verlust der Fußballrechte
Einen herben Schlag musste Canal Plus zudem im vergangenen Jahr hinnehmen, als die Plattform im Poker um die Live-Übertragungsrechte für die erste französische Fußball-Liga für die vier Spielzeiten von 2020/21 bis 2023/24 leer ausging. Das größte Spielepaket wanderte stattdessen für 1,15 Milliarden Euro pro Jahr an die spanische Produktionsfirma Mediapro, hinter der der chinesische Fonds Orient Hontai Capital steckt.
Ein kleineres Paket mit Spielen der "Ligue 1" sicherte sich der Sportsender und Canal-Plus-Konkurrent BeIn, der von Katar kontrolliert wird. Canal Plus hatte seit 1984 immer zumindest den Großteil die Rechte an der obersten französischen Fußball-Liga gehalten.
Netflix investiert in französische Produktionen
Auch im Film- und Serienbereich kämpft Canal Plus mit einer immer stärker werdenden Konkurrenz. Insbesondere der Videostreamingdienst Netflix investiert zunehmend in französische Produktionen, so beispielsweise in die achtteilige Epochenserie "Le Bazar de la Charité", die in einer Koproduktion mit dem französischen Privatsender TF1 entstanden ist.
Canal Plus hat bereits ein Kostensenkungsprogramm mit einem Volumen von 300 Millionen Euro hinter sich gebracht und dadurch, sowie durch das Wachstum in ausländischen Märkten die Profitabilität wieder steigern können. So stieg der Gewinn vor Steuern (EBITA) im vergangenen Jahr um 80 Millionen auf 428 Millionen Euro.