Olaf Glaeseker:
Christian Wulffs Krisenmanager wird Cheflobbyist bei Burda
Burda macht es Springer nach und installiert einen "Director Public Affairs". Der Job geht an einen bekannten Ex-Politikberater.
Olaf Glaeseker, 56, ist der neue Cheflobbyist von Burda. Als "Director Public Affairs" ist der ab 1. Juli "für die Beziehungen des Unternehmens zu politischen Entscheidern vor allem in Brüssel und Berlin sowie für die Verbands- und Lobbyarbeit" verantwortlich (O-Ton Burda). Glaesekers zentrales Thema dürfte die Digitalisierung und die überragende Marktstellung von US-Konzernen wie Google und Facebook werden.
Ähnlich wie Axel Springer ist Burda zugleich Antreiber, Nutznießer und Kritiker der digitalen Transformation. Der Münchner Konzern erwirtschaftet genau wie Springer große Teile seines Umsatzes abseits des klassischen Printgeschäfts. Um so argwöhnischer beobachtet er die immer stärkere US-Konkurrenz. "Wir treten unter ganz anderen Bedingungen an", klagte Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen 2015 in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Wir zahlen Steuern, wir haben härtere Datenschutzregeln. Amerikanische Unternehmen aber dürfen ihre eigenen Spielregeln nach Europa mitbringen".
Springer installierte bereits 2008 einen Public-Affairs-Chef: Christoph Keese, damals "Welt"-Chefredakteur, dann Vorkämpfer für das umstrittene Leistungsschutzrecht und mittlerweile "Executive Vice President".
Der neue Burda-Lobbyist Olaf Glaesker war zuletzt Kommunikationschef der Modemarke New Yorker. Bekannt wurde er als Spin Doctor und Sprecher des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Als Wulff Ende 2011 wegen eines Privatkredits unter Druck geriet und die Kritik in den Medien nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen war, musste Glaeseker gehen. Wullff gab zwei Monate später auf.
In die juristische Aufarbeitung der Ära Wulff geriet auch Glaeseker hinein. Die Staatsanwaltschaft Hannover strengte einen Prozess gegen ihn und den Event-Manager Manfred Schmidt an, weil Glaeseker Urlaube und Flüge von Schmidt in Anspruch genommen haben sollte. Im März 2014 wurde wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt.
"Olaf Glaeseker ist sehr kenntnisreich und gut vernetzt", sagt Vorstandschef Kallen."Wir freuen uns sehr, dass er uns dabei unterstützt, unsere politische Verantwortung für den digitalen Wandel der europäischen Medienindustrie aktiv wahrzunehmen."
Glaeseker berichtet direkt an den Burda-Vorstand und wird überwiegend von München aus arbeiten.