
Magazin-Aus:
Corona rafft den gedruckten US-Playboy dahin
Der Print-Markt hat sein erstes Corona-Opfer. Mit 66 Jahren auf dem Buckel fällt der US-Playboy altersgemäß zwar noch nicht in die Risikogruppe. Doch Vorerkrankungen beschleunigten das Aus des gedruckten Nacktmagazins.

Foto: Philipp von Ostau / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
Der Playboy ist unter den Print-Magazinen weltweit das erste Opfer des Coronavirus. Das Männermagazin, das Ende 1953 von Hugh Hefner gegründet wurde, gab in den USA bekannt, dass die wirtschaftlichen Turbulenzen durch das Coronavirus für die schon jetzt stark unter Druck stehenden Print-Aktivitäten nicht mehr tragbar waren, meldet WWD.com.
"Vergangene Woche, als die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Content-Produktion und Supply Chain immer deutlicher wurden, waren wir gezwungen, die Diskussionen, die wir schon länger intern führen, zu beschleunigen: die Frage ist, wie wir unser US-Print-Produkt transformieren", schrieb Ben Kohn, CEO of Playboy Enterprise, in einem offenen Brief. "Wir haben beschlossen, dass unsere Frühjahrsausgabe 2020, die diese Woche in den US-Zeitungskiosks und zum digitalen Download erscheint, die letzte Print-Publikation des Jahres in den USA sein wird."
Künftig heiße die Devise beim Playboy "Digital First"
Künftig heiße die Devise beim Playboy "Digital First". Allerdings sollen Kohn zufolge im kommenden Jahr auch wieder Print-Produkte erscheinen. Denkbar seien beispielsweise gelegentliche Special Editions. "Es ist keine Überraschung, dass sich die Medienkonsumgewohnheiten seit einiger Zeit ändern. Die Geschichten, die wir produzieren, und die Kunstwerke, die wir schaffen, werden über digitale Plattformen von Millionen von Menschen genutzt, aber in gedruckter Form erreichen die Inhalte nur noch einen Bruchteil unserer Fans", erklärt der Playboy-Chef.
Entlassungen erwartet eine Playboy-Sprecherin auf Nachfrage von WWD "zu diesem Zeitpunkt" nicht. Der Playboy stellte bereits im vergangenen Jahr auf eine vierteljährliche Erscheinungsweise um und änderte das redaktionelle Konzept. So wurden Aktfotos reduziert und als Zielgruppe nicht mehr nur Männer angesprochen.
Das Playboy-Business funktioniert als Ganzes aber noch immer gut. Drei Milliarden Dollar gaben Konsumenten weltweit für die Marke aus. Video-Abos stiegen im Jahresvergleich um 30 Prozent. Das Social-Media-Engagement legte in den vergangenen sechs Monaten um 50 Prozent zu. "In den vergangenen 66 Jahren wurden wir zu weit mehr als nur einem Magazin. Und manchmal muss man sich von der Vergangenheit trennen, um Platz für die Zukunft zu schaffen", gibt sich der Playboy-Chef zuversichtlich.
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