Videostreaming-Markt:
Disney will Comcast-Anteile an Hulu übernehmen
Laut CNBC laufen derzeit entsprechende Verhandlungen. Kommt es zu dem Deal, wäre Disney alleiniger Gesellschafter des Streamingdienstes.
Die Walt Disney Company befindet sich derzeit in Verhandlungen mit der Comcast Corporation, um deren 30-Prozent-Anteil an dem Joint Venture Hulu zu übernehmen. Käme der Deal zustande, wäre Disney künftig alleiniger Eigentümer des US-Videostreamingdienstes.
Dies berichtet der Wirtschafts- und Finanznachrichtensender CNBC unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen in den Unternehmen. CNBC wird von der Comcast-Tochter NBC Universal betrieben.
Nach der Übernahme großer Teile von 21st Century Fox, die im März offiziell abgeschlossen wurde, avancierte Disney mit einem Anteil von 60 Prozent zum Mehrheitsgesellschafter an Hulu.
Mitte April wurde bekannt, dass auch Warner Media, eine Tochter des Telko-Konzerns AT&T, seinen knapp zehnprozentigen Anteil an dem Joint Venture an die Gesellschaft zurückverkauft. Damit sind nur noch Disney und Comcast als Gesellschafter des Streamingdienstes verblieben.
Wie die von Warner Media zurückgekauften Anteile auf die beiden Hulu-Gesellschafter aufgeteilt werden sollen, ist allerdings noch unklar. Würden sie entsprechend der bisherigen Anteile gesplittet, hielte Disney künftig 67 Prozent an Hulu, Comcast 33 Prozent. Außer: Disney übernimmt nun komplett die Comcast-Anteile.
Hulu wichtiger Faktor in der Streaming-Strategie Disneys
Hulu spielt in der Videostreaming-Strategie von Disney eine entscheidende Rolle. Hierzu gehören auch die vor einem Jahr gelaunchte Sportstreaming-App ESPN+ und die geplante Plattform Disney+, die im November in den USA an den Start gehen soll und sich vor allem an Familien und Kinder richtet.
Bei dem Deal mit Warner Media war der Unternehmenswert von Hulu auf 15 Milliarden Dollar angesetzt worden. Damit läge der gegenwärtige Anteilswert von Comcast an Hulu bei mindestens 4,5 Milliarden.
Laut CNBC ist derzeit aber noch völlig offen, ob Comcast tatsächlichen seinen Hulu-Anteil verkaufen wird. Eine wichtige Rolle dürften dabei die Einschätzung des gegenwärtigen Unternehmenswerts und die Zukunftsaussichten des Streamingdienstes spielen.
Starkes Abonnenten-Wachstum
Hulu hatte Ende vergangenen Jahres in den USA die Marke von 25 Millionen Abonnenten übersprungen – ein Plus gegenüber 2017 von 48 Prozent. Bis Ende dieses Jahres rechnet der Streamingdienst mit 30 Millionen Abonnenten und – mit der geplanten internationalen Expansion – bis 2024 mit 60 Millionen.
Bislang war der Einfluss von Comcast auf die Unternehmensstrategie Hulus stark eingeschränkt – die Folge einer Vereinbarung mit den US-Kartellbehörden nach der Comcast-Übernahme von NBC Universal 2011, des eigentlichen 30-Prozent-Gesellschafters von Hulu.
Diese Einschränkung fiel allerdings auflagengemäß nach sieben Jahren 2018 weg, sodass Comcast/NBC Universal seither auch aktiv die Unternehmensstrategie von Hulu mitbestimmen kann. Der Schönheitsfehler: Disney verdoppelte durch die Übernahme von 21st Century Fox seinen ursprünglichen Anteil an dem Joint Venture von 30 auf 60 Prozent und drängte Comcast damit in die Rolle des Minderheitsgesellschafters.
Riesiger Schuldenberg
Bei den Überlegungen über einen möglichen Verkauf der Hulu-Anteile dürfte aber noch ein weiterer Aspekt eine Rolle spielen: Nach der Übernahme von NBC Universal 2011 und der der Pay-TV-Plattform Sky im vergangenen Jahr für 39 Milliarden Dollar summieren sich die Gesamtschulden von Comcast inzwischen auf über 100 Milliarden Dollar.
Und: Hulu ist weiterhin ein Zuschussgeschäft. Im laufenden Geschäftsjahr werden die Verluste des Streamingdienstes laut Disney bei 1,5 Milliarden Dollar liegen. Profitabel werde Hulu nicht vor 2024, so Disney.
Nicht eingerechnet sind dabei allerdings zusätzliche Kosten, die durch die von Disney angestrebte internationale Expansion entstehen würden. Für Comcast, das seinerseits den Launch eines eigenen Streamingdienstes für 2020 vorantreibt, könnte damit ein Verkauf der Hulu-Anteile durchaus attraktiv erscheinen.