Ein Grund könnte möglicherweise der höhere Verkaufspreis des Guardians im Vergleich zu den beiden Konkurrenzblättern Daily Telegraph und The Times sein. Während der Copypreis des Guardians montags bis freitags bei 2 Pfund und samstags bei 2,90 Pfund liegt, kostet der Daily Telegraph mit 371.000 verkauften Exemplaren 1,80 beziehungsweise 2,20 Pfund, die Times mit 428.000 Exemplaren 1,60 beziehungsweise 1,90 Pfund.

Wenn der Guardian dennoch in der politischen Debatte in Großbritannien und auch in der publizistischen Wahrnehmung derselben in Deutschland eine überproportionale Rolle spielt, so liegt dies inzwischen längst nicht mehr an der Print-Ausgabe des Titels, sondern an den stark genutzten Digital-Angeboten, insbesondere der Guardian-Website.

Deren Nutzung ist im Gegensatz zu den Websites der Hauptkonkurrenten The Times (strikte Paywall) und Daily Telegraph (Freemium) weiterhin kostenlos zugänglich. Der Verlag Guardian Media setzt hier auf freiwillige Spenden der Nutzer. Allerdings: Seit einigen Monaten lässt der Verlag die Nutzungszahlen der Website nicht mehr durch den Auflagenkontrolleur ABC prüfen, sodass für die Entwicklung in diesem Bereich keine unabhängig geprüften Zahlen vorliegen.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.