Nach den guten Abonnentenzahlen wird Netflix nun mutiger mit seinen Prognosen: Nach dem laufenden Quartal sollen es bereits 108,35 Millionen Abonnenten sein - ein Plus von gut 4 Millionen also. Mit höheren Kundenzahlen und besseren Finanzen kann Netflix sich auch noch aggressiver auf die Jagd nach exklusiven Inhalten machen. Netflix und Amazon haben bereits in der Vergangenheit die Preise für Produktionen im Wettbewerb mit klassischen TV-Sendern hochgetrieben.

Zugleich hatte Netflix in einem Eingeständnis, dass nicht alle Konzepte beim Publikum erfolgreich sind, in den vergangenen Monaten zwei teure und groß beworbene Serien von Hollywood-Regisseuren eingestellt: "The Get Down" von Baz Luhrmann und "Sense 8" von den Wachowski-Schwestern. Abrufzahlen gibt der Konzern nicht heraus; man biete auch Zielgruppenformate. Das US-Magazin "Variety" und die Marktforscher von Nielsen veröffentlichen aber immer wieder belastbare Zahlen. So waren vor rund einem Jahr die erfolgreichsten Formate des Streamingdienstes "Fuller House" (21,51 Mio.) und "Making a Murderer" (19,35 Mio.). In diesem Jahr dürfte das aufmerksamkeitsstarke "Tote Mädchen lügen nicht"( "13 Reasons Why") weit vorn dabei sein.

Weltweit ein Plus von 4 Millionen

In dem bereits stark abgegrasten Heimatmarkt USA gewann Netflix im vergangenen Vierteljahr gut 1 Million Kunden statt der erwarteten rund 600.000. International kamen über 4 Millionen anstelle der in Aussicht gestellten rund 2,6 Millionen hinzu. Damit trägt die 2016 umgesetzte, schnelle globale Expansion Früchte. Von den wichtigen Märkten ist Netflix nur in China nicht selbst aktiv, sondern musste dort einen Lizenz-Deal mit einem lokalen Streaminganbieter machen.

Inzwischen setzten auch andere Streamingdienste immer mehr auf eigene Inhalte. Netflix produziert verstärkt lokale Sendungen in verschiedenen Sprachen, die dann auch weltweit vermarktet werden. So soll Ende des Jahres die in Deutschland gedrehte Serie "Dark" starten. Konkurrent Amazon produzierte hier unter anderem den Sechsteiler "You Are Wanted" mit Matthias Schweighöfer.

Laut Daten von Goldmedia hat Netflix in Deutschland einen Marktanteil von 11 Prozent bei den Onlinern und liegt damit zwischen Amazon Video (22 Prozent) und Sky (8 Prozent). Von allen VoD-Nutzern schauen 17 Prozent Netflix, 32 Prozent via Amazon und 12 Prozent Sky-Abrufdienste. (sh/mit dpa)


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.