
US-Kinobranche:
US-Kinos verzichten vorerst auf Wiedereröffnung
Eigentlich könnten viele Kinos den Betrieb wieder aufnehmen. Doch die Betreiber denken gar nicht daran. Sie befürchten einen möglichen Reputationsschaden – und es fehlen die Blockbuster.

Foto: Kilyan-Sockalingum on Unsplash
In mehreren US-Bundesstaaten dürfen die Kinos entweder wie in Georgia schon von diesem Montag an oder aber ab nächster Woche offiziell wieder öffnen wie etwa in Tennessee, South Carolina, Mississippi oder Ohio. Doch fast alle Kinobetreiber winken ab.
Einmal befürchten sie einen Reputationsschaden, sollten sich Kinosäle als Hotspots neuer Coronavirus-Infektionen erweisen. Zum anderen gibt es aber einen weiteren, ebenso gewichtigen Grund: Derzeit stehen überhaupt keine Filme zur Verfügung, die sich an der Kasse auch nur annähernd als Blockbuster erweisen könnten.
"Bei unseren Plänen für eine Wiedereröffnung besitzt die Gesundheit und Sicherheit unserer Besucher und Mitarbeiter absolute Priorität", heißt es in einer Stellungnahme von AMC, der größten Kinokette der USA mit mehr als 8200 Leinwänden in rund 660 Kinos. "Um aber öffnen zu können, benötigen wir ebenso die Perspektive für ein reguläres Filmprogramm mit neuen Blockbustern."
Doch die lassen auf sich warten. Denn die großen Hollywood-Studios haben Filme, die kurz vor der Schließung der meisten US-Kinos am 20. März angelaufen waren oder deren Start für die Wochen danach geplant war, inzwischen in digitale Distributionskanäle wie etwa die zum jeweiligen Mutterkonzern gehörenden Videostreamingdienste umgeleitet (W&V Online berichtete). Zudem ist die Produktion zahlreicher Filmprojekte wegen der Pandemie derzeit unterbrochen.
Der früheste Kinostart zweier potenzieller Blockbuster, des Action-Spionage-Films "Tenet" des Regisseurs Christopher Nolan sowie des Walt-Disney-Zeichentrickfilms "Mulan", ist für Mitte Juli vorgesehen. Kaum anzunehmen, dass die Mehrzahl der Kinos deutlich früher öffnen wird.
Millionen-Kredit rettet AMC
Derzeit erarbeiten die großen Kinoketten AMC, Cinemark Theaters und Regal Cinemas sowie der Branchenverband National Association of Theatre Owners Pläne, wie eine Wiedereröffnung konkret aussehen könnte – etwa mit Abständen bei der Vergabe von Sitzplätzen, längeren Pausen zwischen den Vorführungen, um den Kinosaal zu desinfizieren, Plexiglasscheiben an den Verkaufsständen, Masken und Handschuhen für die Mitarbeiter sowie mit der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln.
Bleiben die Kinos – wie zu erwarten – bis Anfang Juli geschlossen, dürfte sich die Krise der Branche allerdings weiter verschärfen. Derzeit sind in den USA rund 150.000 Kino-Mitarbeiter von Kurzarbeit oder Entlassungen betroffen. Die Kinokette AMC stand sogar kurz vor der Insolvenz. Vorläufig gerettet wurde sie durch einen weiteren Kredit in Höhe von 500 Millionen Dollar. Damit stiegen allerdings auch die Gesamtschulden des Unternehmens auf rund 5,3 Milliarden Dollar.
Über die aktuelle Situation der deutschen Kinobranche berichtet meine Kollegin Katrin Otto hier