
UK-Lokalzeitungen:
Verlage schicken Redakteure zwangsweise ins Homeoffice
Sind lokale Redaktionsbüros ein Auslaufmodell? Zwei britische Lokalzeitungsverlage preisen die Vorteile eines "agilen Arbeitsmodells".

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Journalisten plädieren oftmals für die Möglichkeit, ihre Arbeit auch von zu Hause aus erledigen zu können. Was aber, wenn ein Verlag das Redaktionsbüro gleich ganz dichtmacht und die Mitarbeiter zwangsweise ins Homeoffice schickt?
Dies geschieht derzeit beim britischen Lokalzeitungsverlag JPI Media (früher Johnston Press). Der überprüft seit einiger Zeit seinen Immobilienbestand und hat jetzt angekündigt, acht lokale Redaktionsbüros zu schließen. So beispielsweise die Büros in Brighton, Kettering und Luton.
Weitere 19 Büros sollen in neu angemietete Büros oder in Coworking Spaces umziehen. Dies betrifft unter anderen die Büros in Blackpool, Burnley, Eastbourne, Portsmouth und Wigan.
In einer internen Mitteilung an die Belegschaft, aus der der britische Branchendienst Press Gazette zitiert, schreibt JPI-CEO David King: "Angesichts der Tatsache, dass eine wachsende Zahl Menschen bereits vom Homeoffice aus arbeitet, sehen auch wir die viele Vorteile eines agilen Arbeitsmodells – für den Verlag und für unsere Mitarbeiter."
Indem der Verlag das agile Arbeitsmodell mit der Überprüfung des Immobilienbestands in Einklang bringe, so King weiter, sei es möglich, "Arbeitsplätze und Zeitungstitel auch in Zukunft zu erhalten". Will heißen: Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Homeoffice ist eine besonders effektive Kostensenkungsmaßnahme.
Archant schließt ebenfalls lokale Büros
JPI Media steht mit diesem Schritt nicht allein da. Erst vor wenigen Wochen hatte der Lokalzeitungs-Konkurrent Archant angekündigt, fünf lokale Redaktionsbüros zu schließen. Auch dort hieß es, dass neue Technologien und die modernen Content-Management-Systeme des Verlags es ermöglichten, dass Redakteure "quasi von jedem Ort aus" arbeiten könnten.
Johnston Press hatte Ende vergangenen Jahres Konkurs angemeldet. Kurz darauf wurde der Verlag von der neugegründeten Holding JPI Media übernommen. Dabei handelt es sich um ein Konsortium bisheriger Gläubiger des Verlags – der US-Investmentfirmen Carval, Fidelity, Benefit Street Partners und Goldentree Asset Management.
JPI Media mit Sitz in London und offiziellem Geschäftssitz in Edinburg gibt in Großbritannien mehr als 200 lokale Tages- und Wochenzeitungen heraus, neben dem Scotsman unter anderem die Yorkshire Post, den Sheffield Star und The News (Portsmouth). Im April 2016 hatte der Verlag zudem für 24 Millionen Pfund die überregionale Tageszeitung i übernommen.