Der Weg geht eindeutig Richtung Internetradio, so das Panel einvernehmlich. Denn für die Privatsender stellt sich auch die Frage nach dem Mehrwert von DAB+ im Bereich Vermarktung. Internetradio hat den Vorteil, dass der Hörer adressierbar, zielgruppengenaue Ansprache also möglich ist. Und Audio lässt sich im Netz um vermarktbare Bewegtbildformate erweitern. Beispiel Radioplayer: In England ist auf dem Aggregator Bewegtbild buchbar. Das Stichwort sei Kanalrentabilität, sagt Zimmer von RTL. Wenn über DAB nur acht Prozent der Haushalte erreicht würden, sind die Verbreitungskosten höher als die vermarktbare Reichweite einbringt.

Die fünf Trends aus dem Webradiomonitor 2017

Den Wandel dokumentiert auch der  Webradiomonitor 2017 von BLM, BVDW und VPRT. Demnach legt bei Internetnutzern der Radio- und Musikkonsum deutlich zu, auch, weil immer mehr via Smartphone gelauscht wird. Genutzt werden dabei vor allem die klassischen Radiomarken, Webradio- und Online-Audioangebote holen aber zügig auf. Für die Studie hat Goldmedia vom 14. bis 26. Juli neben 1104 Online-Audiohörern auch 277 Webradio- und Online-Audioanbieter befragt.

71 Prozent der Online-Audiohörer gaben an, Simulcast-Wellen zu hören, gefolgt von Video- und Musik-Streamingdiensten (56 und 55 Prozent). 29 Prozent nutzen reine Online-Marken der Radioanbieter, 28 Prozent Online-Only-Radio. Der Anteil der mobilen Audionutzung liegt übrigens inzwischen bei einem Drittel. Dabei entspricht der Online-Audio-Konsum über Smartphone mit 65 Prozent fast der Nutzung über Laptop und PC mit 70 Prozent. 2019 soll er auf 40 Prozent steigen.

Neu: Der Webradiomonitor 2017  hat erstmals Podcasts in die Befragung integriert. Sie werden von 17 Prozent der Online-Audiohörer genutzt. Im Großen und Ganzen gilt: Tagsüber wird UKW gehört, abends Podcasts.

Trend eins und zwei: Online Audio erweitert die Primetime von Radio und die klassischen Radiomarken sind stark

31 Prozent der Hörer hören Online-Audio. Interessant: Webradio ergänzt klassisches Radio. Denn am liebsten wird Simulcast gehört, sprich der Livestream der klassischen Radiomarken, und das zur klassischen Radiozeit, nämlich vormittags.

Trend drei und vier: Podcasts können immer und überall gehört werden, sie sind im Mainstream angekommen

Das Format kommt raus aus der Nische, sagt Klaus Goldhammer von Goldmedia. 36 Prozent der Podcast-Hörer hätten ihren Konsum gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Über die Hälfte hört Podcasts nonlinear als Download, 46 Prozent als Stream. Die Gründe liegen auf der Hand: Über die Hälfte nutzt das Format wegen der Download-Option und 50 Prozent, weil Themen dort intensiver besprochen werden. Am beliebtesten sind Unterhaltungsformate, Hörspiele und Wissens-Podcast. Entsprechend produzieren immer mehr Medienmarken Podcasts. Beispiel Spiegel Online: „Spiegel Online soll eine Audio-Marke werden“, sagt Charlotte Meyer-Hamme von Spiegel Online.

Trend fünf: Sprachsteuerung revolutioniert Audio

Obwohl es Sprachassistenten wie Alexa erst seit einem Jahr gibt, hören bereits vier Prozent Online-Audio über sprachgesteuerte Geräte. Radio gehört zu den Top 3-Anwendungen beim Sprachassistenten.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.