AG wehrt sich gegen "Short-Attacke":
Was hinter dem Kursrutsch von ProSiebenSat.1 steckt
Der Kurs knickt mehr als 8 Prozent ein, die ProSiebenSat.1-Aktie rutscht auf den niedrigsten Stand seit Dezember. Der Auslöser heißt Viceroy Research.
ProSiebenSat.1 setzt sich gegen Vorwürfe über unlautere Bilanzierungspraktiken zur Wehr. Die von dem selbsternannten Analysehaus Viceroy Research erhobenen Anschuldigungen entbehrten jeglicher Grundlage, teilt der Medienkonzern am Dienstag mit. ProSiebenSat.1 werde mit seiner Unternehmensstrategie fortfahren und bestätige zugleich den Ausblick auf das laufende Jahr sowie die erst kürzlich vorgestellten Geschäftszahlen.
Die Münchener sehen sich als Ziel einer so genannten Short-Attacke, bei dem der Angreifer Viceroy Kasse machen will. Dabei setzen die Urheber auf hohe Kursverluste der Aktien. Zunächst verkaufen sie geliehene Aktien des Unternehmens zu möglichst hohen Kursen am Markt und verbreiten dann negative Nachrichten, um einen Kursverfall herbeizuführen. Gerät die Aktie unter Druck, kaufen sie die Papiere zu dann niedrigen Kursen wieder zurück und verdienen so Geld.
Hintergrund: Viceroy Research hatte in einer am Dienstag veröffentlichten Studie schwere Geschütze gegen den Konzern aufgefahren und unter anderem behauptet, die Münchener würden ihre Gewinne aufblähen. Die Dividendenzahlungen seien finanziell verantwortungslos und die Expansionsstrategie eine einzige Katastrophe. Aus Sicht von Viceroy sei die Aktie nicht mehr wert als 7,51 Euro.
ProSiebenSat.1-Aktie im Minus
An der Börse sorgten die Vorwürfe für erhebliche Unruhe, der Kurs knickte vorübergehend mehr als 8 Prozent ein und die ProSiebenSat.1-Aktie rutschte auf den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember. Zuletzt lagen sie mit 5 Prozent im Minus bei 28,55 Euro.
Viceroy hatte auch schon den kriselnden Möbelkonzern Steinhoff im Visier gehabt. Diverse andere Unternehmen sind bereits Opfer von Short-Attacken geworden, so etwa Außenwerber Ströer. Auch am Aktienmarkt wurden die gegen die Mediengruppe erhobenen Vorwürfe als "unsachlich" eingestuft. Sie seien "überhaupt nicht nachvollziehbar, wie eigentlich immer bei Short-Attacken", sagte ein Händler.
ProSiebenSat.1 hatte erst Ende Februar trotz des schwächelnden Werbegeschäfts eine starke Bilanz für 2017 vorgelegt und mit Max Conze einen neuen CEO präsentiert, der ab Juni die Nachfolge von Thomas Ebeling antreten wird. Dank des gut laufenden Digitalgeschäfts verdiente der Konzern mit 471 Millionen Euro unterm Strich sechs Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Der Konzern erwirtschaftet inzwischen 51 Prozent des Umsatzes außerhalb des TV-Werbegeschäfts.
W&V Online/dpa