
Quartalszahlen:
Amazon-Chef Bezos investiert Milliarden - das drückt den Gewinn
Amazon-Chef Jeff Bezos ist für wenige Stunden laut "Forbes" der reichste Mann der Welt. Dann kamen ihm die Amazon-Zahlen dazwischen.

Foto: Amazon
Amazon-Chef Jeff Bezos hat Microsoft-Gründer Bill Gates einige Stunden als reichster Mensch der Welt abgelöst. Zu diesem Ergebnis kam jedenfalls die Realtime-Milliardärs-Liste des "Forbes"-Magazins. In dem Ranking zog Bezos am Donnerstag mit einem Vermögen von mehr als 90 Milliarden Dollar (76,9 Milliarden Euro) am jahrelangen Spitzenreiter vorbei. Ein leichter Kursanstieg der Amazon-Aktien, von denen Bezos als Gründer und Chef jede Menge besitzt, reichte, um Gates zu überholen.
Dann ging der Kurs allerdings wieder runter. Denn Bezos weiß, wie man Geld ausgibt. Der weltgrößte Internethändler expandiert in viele Richtungen und nimmt dafür massiv Geld in die Hand.
Diese hohen Ausgaben haben Amazon im zweiten Quartal einen überraschend starken Gewinnrückgang eingebrockt. Verglichen mit dem Vorjahreswert schrumpfte der Überschuss um 77 Prozent auf 197 Millionen Dollar (169 Mio Euro), wie der Online-Handelsriese mitteilte. Die Erlöse stiegen allerdings um 25 Prozent auf 38 Milliarden Dollar und übertrafen damit die Markterwartungen.
Bezos nimmt hohe Kosten für die Expansion in Wachstumsmärkte in Kauf. Investiert wird zudem kräftig in den Aufbau einer eigenen Liefer-Infrastruktur und neue Geschäftsfelder wie Video-Inhalte. Im Streaming-Markt liefert sich der Bezos-Konzern einen teuren Wettbewerb mit Rivalen wie Netflix oder Hulu.
Im vergangenen Monat sorgte Amazon zudem mit der Ankündigung für Aufsehen, die amerikanische Öko-Supermarktkette Whole Foods inklusive übernommener Schulden für 13,7 Milliarden Dollar zu kaufen. Damit dringt der Online-Gigant, der in Seattle auch schon länger ein eigenes Konzept für den stationären Lebensmittelverkauf erprobt, tief in den klassischen US-Einzelhandel vor.
An der Börse ist Amazon ohnehin berüchtigt für hohe Ausgaben, die Löcher in die Bilanz reißen, aber auch zuverlässig den Umsatz ankurbeln. Auf diese Weise führte der US-Konzern beispielsweise seine hauseigene Hardware ein. Immerhin schaffte Amazon bereits das neunte Vierteljahr mit schwarzen Zahlen in Folge, während früher oft Verluste gemeldet wurden.
Die Cloud-Plattform Amazon Web Services (AWS), ein immer wichtigeres Standbein des Konzerns, floriert indes weiter. Im vergangenen Quartal stiegen die Erlöse hier im Jahresvergleich um 41 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar. Im Vorquartal hatte das Wachstum allerdings noch bei 43 Prozent gelegen. Das hochprofitable Geschäft mit IT-Diensten und Rechenleistung aus dem Netz ist schon länger eine Ertragsperle.
Anleger reagierten insgesamt enttäuscht auf die Zahlen, die Amazon-Aktie fiel nachbörslich um mehr als zwei Prozent. Allerdings hatte es in den vergangenen Monaten auch eine regelrechte Kursrallye gegeben, vor Vorlage des Quartalsberichts markierte die Aktie noch ein Rekordhoch. Auf Jahressicht steht sie mit fast 40 Prozent im Plus. Mit einem Börsenwert von rund 500 Milliarden Dollar zählt Amazon zu den weltweit am höchsten gehandelten Unternehmen.
Bezos investiert ein Teil seiner Amazon-Milliarden in einige persönliche Lieblingsprojekte: Dazu gehören sein Weltraumunternehmen Blue Origin und die Zeitung "Washington Post".