SAP-Marketingchefin Kerstin Köder:
"Künstliche Intelligenz ist für uns megarelevant"
SAPs Marketingchefin Kerstin Köder spricht über Nutzen und Gefahren von künstlicher Intelligenz. Sie erklärt, warum SAP sieben Grundsätze für den Umgang mit KI festgelegt hat.
Künstliche Intelligenz steckt bei SAP unter dem Dach der Plattform Leonardo. KI ist somit auch Teil der neuen CRM und Marketing-Cloudlösung C/4 Hana. Für Unternehmen sei künstliche Intelligenz in Zukunft unverzichtbar, sagt Kerstin Köder, VP Marketing Deutschland und Mittel- & Osteuropa bei SAP. Nicht nur weil es die wichtigsten Umsatztreiber im Onlineverieb erst möglich mache:
Frau Köder, für viele ist KI noch immer ein Marketing-Buzzword. Wie relevant ist KI für die Kunden von SAP?
Ich halte es für megarelevant. Künstliche Intelligenz ist die einzige Chance, aus den Massen an Daten, die wir generieren, zu lernen. Und das ist für ein Unternehmen Pflicht. Viele unserer Kunden profitieren schon davon, etwa mit Predictive Maintenance, Predictive Quality oder Predictive Demand Generation.
Zum Beispiel einige Konsumgüterhersteller unter unseren Kunden machen ihre Nachfrageplanung über Machine Learning, indem sie eigene Daten auswerten, aber auch Wetterdaten, Soziografie, regionale Daten einbeziehen, um damit die zukünftige Nachfrage zu prognostizieren.
Ein Klassiker sind Produktempfehlungen nach dem Prinzip, Kunden die A gekauft haben, haben auch B gekauft.
Auch die Fähigkeit, den E-Commerce-Kunden Next Best Offers vorzuschlagen, bringt unsere neue CRM-Software SAP C/4 Hana mit. Wir wissen aus Studien, dass das ein Keytrigger für Onlineumsatz ist. Aber drei Viertel aller Retailer nutzt diese Möglichkeit noch nicht. Dabei erwartet der Verbraucher das mittlerweile. Auch im B2B.
Viele Menschen sehen KI kritisch, haben sogar Angst vor ihr. Selbst Experten warnen: KI ist entweder die beste Entwicklung des Menschen oder die letzte. Was glauben Sie?
Ich glaube, bei allen Vorteilen, die KI mit sich bringt, muss man durchaus auf die negativen Seiten gucken. Die Frage ist ja immer, beherrschen wir die Technik, oder beherrscht die Technik uns. In dem Moment, in dem nicht mehr transparent ist, warum Empfehlungen ausgesprochen werden oder warum beispielsweise eine bestimmte Krebstherapie zustande kommt, beherrscht uns die Technik.
Künstliche Intelligenz hat nun mal keine ethischen und moralischen Standards. Da muss der Mensch eingreifen. Aber wir haben es in der Hand, wie weit wir gehen. Krebsforschung ist ein klassisches Beispiel: Lässt man die Maschine ihre Empfehlung aussprechen und durchführen, ohne dass ein Mensch drüber schaut? Oder sagt man, nein, ich nutze die Technik zwar bestmöglich, gucke aber mit gesundem Menschenverstand noch mal drauf? Ich glaube, wenn man die Technologie so einsetzt, dann ist sie absolut gewinnbringend.
Haben Sie als Großkonzern eine besondere Verantwortung für den ethisch richtigen Umgang mit und die Kommunikation zu KI?
Wir haben genau dafür sieben Leitlinien zur Nutzung von KI entwickelt und einen externen Beirat mit Menschen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Führungsgrößen von SAP gegründet. Wir können nicht auf der einen Seite behaupten, wir folgen einem höheren Ziel als der Gewinnmaximierung, aber lassen der Technologie dann freien Lauf.
Im September 2018 hat SAP Das sind zusammengefasst die sieben Grundsätze für den Umgang mit KI, die SAP im September 2018 herausgegeben hat:
- Bei der Entwicklung von KI-Software will SAP die UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte achten und den Gesetzen und international anerkannten Normen treu bleiben.
- Ziel der KI-Entwicklungen ist es, Menschen zu helfen, ihr Potenzial voll und ganz zu entfalten.
- KI-Software muss vorurteilsfrei sein.
- KI muss transparent sein, weswegen SAP dem Kunden Einblick und Kontrolle verspricht.
- KI-basierte Software muss sicher, zuverlässig und dem Verwendungszweck entsprechend arbeiten.
- SAP garantiert Datenschutz und Privatsphäre entsprechend den aktuellen Gesetzen.
- Darüber hinaus will sich SAP in Debatten rund um soziale, wirtschaftliche und sicherheitstechnische Fragen einbringen.
Gehen Sie damit auch in die Kommunikation nach außen, damit der Kunde vertrauen schöpft? Oder ist das im B2B nicht notwendig?
In Verkaufsgesprächen spielt das Thema mittlerweile fast immer eine Rolle. Da kommen Fragen auf wie: Wo sind die Grenzen der KI? Beherrscht die Technologie in Zukunft den Menschen oder umgekehrt? Dafür sind der Leitfaden und der Beirat wertvolle Argumente. Außerdem bildet es einen Kontrollrahmen, damit auch mit KI-unterstützten Lösungen die Integrität unseres Unternehmens und das Vertrauen in unsere Produkte gewahrt bleibt.
Das gesamte Interview mit Kerstin Köder über die neue CRM- und Cloud-Strategie von SAP, das neue Produkt C/4 Hana sowie über modernes B2B-Marketing lesen Sie in Ausgabe 46 der W&V.