38 Milliarden Dollar Gewinn fuhren Apple, Google, Facebook und Amazon zusammen im vergangenen Quartal ein. Die Corona-Krise hat sie in mancher Hinsicht noch unentbehrlicher gemacht. Doch zugleich ziehen sich immer mehr Wolken über ihnen zusammen - unabhängig davon, wer am 3. November die Präsidentenwahl gewinnt. Ob es einen Präsidenten Joe Biden oder eine zweite Amtszeit von Donald Trump gibt, entscheidet eigentlich nur darüber, ob der Fokus mehr auf Wettbewerb und Zerschlagung oder auf der Einmischung in den Umgang der Dienste mit problematischen Inhalten liegen wird.

Denn Trumps Präsidentschaft brachte einen permanenten, zermürbenden politischen Druck auf die Technologie-Konzerne mit sich, der im Wahlkampf noch einmal drastisch anstieg. Die Republikaner beschwerten sich schon lange, dass konservative Ansichten angeblich auf Online-Plattformen unterdrückt würden. Nachdem Twitter und Facebook beschlossen, gegen falsche und irreführende Informationen zum Coronavirus und zur US-Wahl vorzugehen, zogen sie den Zorn des Präsidenten auf sich.

Trump schießt sich dabei besonders auf die sogenannte "Section 230" ein, eine gesetzliche Regelung aus den 90er Jahren. Sie schützt Online-Plattformen vor Verfolgung für Inhalte, die ihre Nutzer hochladen - und gibt ihnen zugleich weitreichenden Spielraum für das Vorgehen gegen einzelne Beiträge. "Die größte Gefahr für die amerikanische Demokratie ist die Konzentration von Macht in den Händen einer kleinen Gruppe nicht gewählter Vertreter besonderer Interessen - der Chefs großer Tech-Konzerne" verkündete Trump in einem Wahlkampfauftritt am Wochenende. Diese Macht müsse ihnen wieder genommen werden: "Ich erkenne das besser als alle anderen."

Vor wenigen Tagen mussten die Chefs von Facebook, Twitter und Google sich erneut im Senat gegen Vorwürfe wehren, sie würden ihre Macht nutzen, um Biden ins Weiße Haus zu verhelfen. Und Trumps Justizministerium startete ein Wettbewerbsverfahren gegen Google - auch wenn Beobachter in den USA es als eher zahnlos einschätzen. Bei einem Wahlsieg Bidens dürfte der Druck der Kartellwächter noch einmal zunehmen. Die einflussreiche demokratische Senatorin Elizabeth Warren forderte bereits im vergangenen Jahr ein rigoroses Vorgehen gegen Facebook, Google und Amazon bis hin zur Zerschlagung. "Die heutigen großen Tech-Konzerne haben zu viel Macht über unsere Wirtschaft, über unsere Gesellschaft und über unsere Demokratie", warnte sie. Sie wolle dafür sorgen, dass die nächste Generation amerikanischer Technologie-Firmen erfolgreich sein könne. "Dafür müssen wir diese Generation großer Tech-Unternehmen stoppen."