Social Media:
Wirbel um Toblerone
Die nächste Marke bringt Verschwörungstheoretiker und Nationalisten gegen sich auf: Toblerone hat - bei unveränderter Rezeptur - das Zertifikat "halal" bekommen.
Die Adventszeit brachte einige skurrile Boykotte gegen weltweit bekannte Getränke- und Süßwarenmarken. Bei denen Coca-Cola, Nutella oder Früh Kölsch oft gar nicht selbst die Auslöser lieferten: Werbemotive der Marken waren als Anti-AfD-Plakate gekapert worden. Was zu Protesten und Boykottaufrufen seitens der AfD und ihrer Unterstützer vor allem im Social Web geführt hatte (W&V berichtete unter anderem hier über Coca-Cola, Nutella und Früh).
Und zu Jubelrufen von Nicht-Nationalisten. Vielen Onlinern war dabei egal, ob die Unternehmen Absender der Botschaft waren oder nicht. Dass sich aber viele Marken umgehend erklärten, dass sogar Pepsi, vor den Karren der AfD-Unterstützer gespannt, sich hiervon distanzierte, kam im Netz bei vielen gut an.
Toblerone, die Schweizer Schokolade in der unverwechselbaren Gipfelform, hat den Anlass für rechte Boykotte aber selbst geliefert: Die Marke aus dem Mondelez-Konzern hat ihr Produkt "halal" zertifizieren lassen, also als im Einklang mit muslimisch-religiösen Speisegeboten. Schon im April. Auswirkungen aufs Rezept hat das keine. Halal war Toblerone also auch vorher. Die Schokolade wird aber weltweit verkauft, auch in Märkten, in denen Moslems darauf achten, beispielsweise keine Gelatine oder Schweinefleischprodukte und Alkohol zu sich zu nehmen.
Auf die Kennzeichnung der Schokoladenprodukte hat Toblerone aber verzichtet. Um keine Boykotte zu provozieren, wie das zum Beispiel Maggi vor rund einem Jahr passiert war.
Für Wirbel im Social Web sorgt Toblerone halal erst jetzt, nachdem die Schweizer Zeitung Blick am Sonntag darüber berichtet hatte.
Und unter anderem von AfD-Chef Jörg Meuthen umgehend als Beleg gewertet wurde für die rechtsexterme Verschwörungstheorie von der "Islamisierung des Abendlandes". In Österreich schloss sich FPÖ-Politiker Harald Vilimsky an.
Viele Nutzer auf Facebook und Twitter reagieren mit Spott auf den neuerlichen Boykottaufruf.