Während dem Data Scientist, dem Artificial Intelligence Engineer und der eierlegenden Wollmilchsau vergleichsweise rosige Berufsperspektiven vorhergesagt werden, verschwinden eine ganze Reihe klassischer Marketing-Jobs in den kommenden zehn Jahren - sofern sie sich nicht dem stetigen Wandel anpassen.

Unbestritten, man darf sich auch weiterhin auf die eingangs erwähnten Basics verlassen, auch kommende Kundengenerationen werden irgendwie vergleichbar ticken. Doch der Teufel liegt im Detail: In der täglichen Umsetzung des Basiswissens und -könnens werden sich eine viele Berufsbilder enorm verändern müssen, damit sie die kommenden Jahre überleben.

1. Der Suchmaschinenoptimierer (SEO)

100 Millionen Sprachassistenten werden bis Ende 2018 in den Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmern stehen und bereitwillig die "Suchanfragen" ihrer Familien beantworten - Input und Output in weitestgehend natürlicher Sprache, ohne Bildschirm. Nach dem Überschreiten dieser Marke und der zunehmenden Verbreitung außerhalb der USA dürfte sich die Entwicklung lawinenartig fortsetzen. Den klassischen Suchmaschinenoptimierer stellt das vor enorme Herausforderungen - auch, weil ihn Amazon, Google und Konsorten gezielt als Mittler zwischen Kunden und Anbieter ausschließen.

2. Der Mediengestalter und Grafikdesigner

Werbebanner sind tot, Zeitungswerbung siecht dahin, Plakate sind Nische, Prospekte landen in der Tonne. Die Mediengestalter und Grafiker der kommenden Generation werden sich mit UX-Design, interaktiven datengetriebenen Grafiken und Charts, Virtual und Augmented Reality oder - weiterhin, zunehmend - mit möglichst hohen Interaktionsraten beschäftigen müssen, wenn sie in einer noch visueller geprägten Branche überleben wollen.

3. Der Content Marketer

2005 bis 2018, war ‘ne schöne Zeit und "Content Marketing" hat alle Chancen, das prägende Buzzword der Branche für diese Ära zu werden. Doch von der Idealvorstellung strategisch geplanter, wertvoller, Nutzen stiftender, den Kunden gewinnender und bindender Inhalte ist die Realität immer noch weit entfernt. Schlecht umgesetzte Sponsored Posts und ein alle Jubeljahre "viral gehender" Spot stehen symptomatisch für das verpasste Potential. Die immer anspruchsvoller werdende Kundschaft (mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege) wartet bisher vergeblich auf den Michelin Guide und Pirelli Kalender des 21. Jahrhunderts.

4. Der Event (Marketing) Manager

Ein Döschen Red Bull? Die Österreicher haben mit ihren Events und ihrem Event-Sponsoring einen neuen Standard für die Branche etabliert. Felix Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre ist nun sechs Jahre her, kürzlich schoss Elon Musk einen Tesla als Raketenballast ins All. Diese aufsehenerregenden Ereignisse setzen Maßstäbe - aber wo sind all die Live-Streams von den Veranstaltungen, die Woche für Woche überall auf der Welt stattfinden? Mit YouTube und Facebook verfügt fast jedes Unternehmen über einen eigenen "Fernsehsender". Wo sind die "Let’s Player" im Marketing?

5. Der Influencer

"War schön mit euch, bitte verschwindet wieder." Die Wunderwaffe des Marketings entpuppte sich im Laufe der zurückliegenden Monate allzu oft als raffgierige, Follower kaufende Bullshit-Bubble ohne Konzept und Wirkung, als Spielwiese zum Erschleichen des Taschengelds von 12-jährigen. Fraglich ist, wie lange ihnen die Fanboys und -girls weiterhin "beim Leben zuschauen", wenn sich die Szene nicht endlich professionalisiert.

6. Der Chief Marketing Officer (CMO)

Produkt-, Preis-, (Teile der) Kommunikations- und Distributionspolitik - an Verantwortlichkeiten mangelt es beim Chief Marketing Officer nicht. Nicht nur Sachzwänge machen den CMO leider anfällig für das Beharren auf lange etablierten Vorgehensweisen: Wer sich mit der Strategieentwicklung und Markenführung beschäftigt und dabei die unterschiedlichsten Unternehmensbereiche koordiniert, muss den zunehmend von äußeren Einflüssen dominierten Wandel ins Unternehmen kommunizieren. Oder: Zuständigkeiten abtreten, Freiräume bieten, Eigenverantwortlichkeiten stärken. Das gelingt nicht jedem und wird mitunter zur Charakterfrage.

7. Der Public Relations Manager

Push, push, push - drei Pressemeldungen pro Woche dürfen es schon noch sein, gerne als per E-Mail versandte PDF-Datei? Was das mit "Beziehungen" zu tun hat und warum Journalisten, Blogger, Influencer oder andere Medienvertreter nicht ebenfalls wie "Customer" behandelt werden kann wohl kein Kommunikationsexperte erklären. Wie denn auch, wenn PR und Marketing in vielen Unternehmen um den mickrigen Werbe-Etat konkurrieren? Der Public Relations Manager von morgen oder übermorgen entwickelt (endlich) Strategien für eine Unternehmenskommunikation ohne Fokus auf Brand und Product. Gibt es schon "Inbound-PR"?

8. Der Online Marketing Manager

Gerade erst ein bisschen etabliert, schon droht mit Künstlicher Intelligenz, Algorithmen und einem sich drastisch verändernden Nutzerverhalten das Ende der Karriere - sofern man sich in diesen Bereichen nicht schnellstens weiterbildet. Real-Time-Bidding, KI-basierte Kampagnensteuerung und Auswertung, "Mobile", "Ad Fraud" - der Online Marketing Manager wird in den kommenden Jahren nicht zur Ruhe kommen und darf sich dabei auch noch mit den Nerds in der IT-Abteilung um "die Daten" zanken, die er so gerne hätte. Zukunftsaussichten? Grandios - wenn man nur wüsste, für was in 10 Jahren dieses "online" steht.

9. Der YouTuber

Der YouTuber ist Selbstvermarkter und wartet darauf, dass der Influencer (5) und mit ihm auch gleich auch Instagram wieder verschwindet, so dass der Event Manager (4) den CMO (6) überzeugt, dass das Budget dort viel besser aufgehoben ist. Mädels und Jungs, auch ihr müsst euch professionalisieren, der "Disruptive"-Vorschuss ist aufgebraucht. Eure Clickbait-Thumbnails werden irgendwann nicht mehr funktionieren, Google wird die Spracherkennungs-Algorithmen auf eure Clips loslassen und kurz danach folgt der Bilderkennunf die Videoerkennung. Mehr als alle anderen konkurriert ihr um die knapp bemessene Zeit des Zuschauers.

10. Der Praktikant

Es gibt wohl kaum eine Branche, die immer noch so sehr vom 24-jährigen Praktikanten mit (in Kürze anstehendem) Hochschulabschluss profitiert wie "das Marketing". Warum eigentlich? Die Branche steht jetzt schon enorm unter Druck und sucht händeringend nach Experten, die nicht als "Data Scientists" auf dem Sprung ins Silicon Valley sind. Ihr seid die Gen Z und mit all’ den Technologien aufgewachsen, die in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Ihr habt "nur" Sozialwissenschaften studiert? Super, dann wisst ihr ja, wie man die riesigen Datenmengen interpretieren muss, die überall gesammelt werden. Sprich: Prostituiert euch nicht, lasst euch nicht mit einem Hungerlohn abspeisen, legt Wert auf das richtige Umfeld. Tut ihr das nicht, lernt ihr irgendeinen Mumpitz, den in 5 Jahren keiner mehr braucht.