
Negativpreis Plagiarius 2019:
Die 10 unverschämtesten Produktfälschungen
Auf seinem Weg zur Wirtschafts-Supermacht fälscht China schamlos weiter. Alle zehn Plagiarius-Preisträger 2019 kommen aus dem Reich der Mitte.

Foto: Aktion Plagiarus e.V
Der vom Designer Rido Busse ins Leben gerufene Negativ-Preis "Plagiarius" wurde heute auf der Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente zum 43. Mal verliehen. Bereits seit 1977 vergibt die Verein Plagiarius den gefürchteten Schmäh-Preis an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Ziel ist, die plumpen und skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.
Gleichzeitig will der Verein die Wichtigkeit und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten hervorheben. Und bei Konsumenten die Wertschätzung für kreative Leistungen steigern, indem er ihnen vor Augen führt, dass die Entwicklung eines Produktes von der ersten Idee bis zur Marktreife viel Zeit, Geld, Know-how und Innovationskraft kostet. Dafür soll auch die Trophäe des Negativ-Preises stehen: Ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – Symbol für die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und der Industrie erwirtschaften.
"Schädliche Auswirkungen auf Volkswirtschaften"
Allein 2017 haben die europäischen Zollbehörden laut EU-Kommission an den EU-Außengrenzen mehr als 31 Millionen rechtsverletzende Produkte mit einem Gesamtwert von über 580 Millionen Euro beschlagnahmt – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Alarmierend sei die Tatsache, dass der Anteil gefälschter, potenziell gefährlicher Waren zunimmt, beklagt der Verein. Zoll und auch Interpol haben in den letzten Jahren unter anderem bereits folgende Produkte aus dem Verkehr gezogenen: Verunreinigte Parfums und Kosmetika, technische Produkte mit mangelhafter Elektronik, gepanschte Lebensmittel, fehlerhaftes oder schadstoffreiches Kinderspielzeug, falsch oder gar nicht dosierte Medikamente.
Der diesjährige Laudator, Arndt Sinn, Direktor des Zentrums für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien an der Universität Osnabrück, fasste in seiner Rede die negativen Auswirkungen wie folgt zusammen: "Der illegale Handel mit gefälschten Produkten führt zu schädlichen Auswirkungen auch auf die Volkswirtschaften: Innovation und Einnahmen nehmen ab und das Steueraufkommen sowie die Beschäftigungsquoten sinken." Würden die illegalen Gewinne dann mittels Geldwäsche in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust, würden die legalen Märkte unterminiert, was letztendlich von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sei, sagte Sinn.
China fälscht und kauft auf
Die Zoll-Statistiken zeigen eindeutig, dass China nach wie vor mit großem Abstand das Hauptursprungsland gefälschter Waren ist. Vor diesem Hintergrund thematisieren Politiker aller Industrienationen bei jedem Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern die Probleme westlicher Firmen in Bezug auf Produktpiraterie und unfaire Marktzugangsbarrieren.
Gleichzeitig aber verfolgt China seit Jahren mit Nachdruck und mit Investitionen in Milliardenhöhe seinen ehrgeizigen Zehnjahresplan "Made in China 2025": Das Land will zu den technologisch führenden Industrieländern aufschließen. Weg von der verlängerten Werkbank des Westens hin zum ernsthaften Mitbewerber auf den Weltmärkten. Diese Strategie Chinas beinhaltet auch die gezielte Übernahme westlicher Unternehmen, die zukunftsweisende Schlüsseltechnologien besetzen. "Westliche Regierungen und Firmen realisieren langsam die Gefahr, die für die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten von dieser Entwicklung ausgeht und fangen an gegenzusteuern", so der Verein.
Deutschland ist Fälschernation Nr. 2
Zoll-Statistiken berücksichtigen nur Waren, die aus Drittländern in das jeweilige Gebiet (z.B. EU oder U.S.A.) eingeführt werden sollten, sie erfassen keine Rechtsverletzungen innerhalb dieser Region. Fakt ist aber, unlautere Nachahmungen werden häufig auch in Industrieländern hergestellt, vertrieben oder sogar von dort in Auftrag gegeben. Zwar war China im aktuellen Produktpiraterie-Bericht des Branchenverbandes VDMA klar Ursprungsland Nr. 1 von Plagiaten. Gleichwohl folgen zum wiederholten Mal Deutschland mit 19 Prozent auf Platz zwei und Italien mit 18 Prozent auf Platz drei.
Das Museum Plagiarius zeigt ab 15. Februar in Solingen die Gewinner 2019 in seiner Ausstellung mit mehr als 350 Plagiarius-Preisträger der unterschiedlichsten Branchen - jeweils Original und Plagiat im direkten Vergleich.