
Rückblick:
Die Aussteiger und die Umsteiger 2015
2015 war das Jahr der überraschenden Abschiede. Und der Aufsehen erregenden Personalrochaden. Ein Überblick von W&V-Autorin Susanne Herrmann.
2015 war das Jahr der überraschenden Abschiede. Und der Aufsehen erregenden Personalrochaden. Es gab Manager, die Verantwortung übernahmen - auch für Flops. Ein Überblick von W&V-Autorin Susanne Herrmann.
Axel Springer
Kai Diekmann gibt "Bild" an Tanit Koch ab. Und das Boulevardblatt von Springer bekommt eine Chefredakteurin. Ab 1. Januar wird Diekmann als Herausgeber alle Chefredakteure der "Bild"-Titel führen und sich um die Markensteuerung und -entwicklung der Blätter und ihre publizistische Ausrichtung kümmern. Dabei hatte er doch noch 2012 von "fünf weiteren Jahren" gesprochen. In Zukunft will der geschickte (Selbst-)Inszenierer, so sagte er es dem "Handelsblatt", "auch mal etwas zur Sprengung bringen". Aber seine neuen Spielplätze vermuten wir vor allem im Digitalen. Derweil wird man ihn am 10. Januar im "Tatort" mit Maria Furtwängler erleben. Als Leiche.
Bela Anda wechselt in Wirtschaftskanzlei. Vier Jahre "Bild"-Chefredaktion waren offenbar genug: Der frühere Kanzler-Sprecher Gerhard Schröders geht im Frühjahr 2016. Nun wird er Kommunikations- und Strategieberater einer Kanzlei - klingt wieder seriöser als die Tätigkeit beim Boulevardblatt, auch wenn Anda dort für Politik und Wirtschaft verantwortlich war. Ihm wird übrigens Nikolaus Blome folgen (siehe weiter unten).
Matthias Matussek stolpert über "Arschloch-Affäre". Das Springer-Blatt "Die Welt" und Noch-Chefredakteur (siehe unten) Jan-Eric Peters trennten sich im November von ihrem Kolumnisten. Zuerst hatte es offenbar Streit gegeben über einen Facebook-Kommentar von Matussek, darauf hin sei dem Kolumnisten das A-Wort über die Lippen gekommen. Alles nur dem Vernehmen nach, versteht sich. Matussek nahm sich einen Anwalt und ließ mitteilen, dass da nichts dran sei. Die Affäre ist noch offen.
Jan-Eric Peters wechselt zu Upday. Das ist innerhalb des Konzerns; Upday ist eine Nachrichtenplattform, die Springer zusammen mit Samsung startet. Das Projekt soll der bisherige "Welt"-Chefredakteur ab 2016 leiten. Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner trauerte im September dennoch um den "besten Chefredakteur, den die "Welt" je hatte", zitiert ihn die "Taz". Upday gilt, auch aufgrund der Besetzung mit Peters, als einer der wichtigsten Abschlüsse der Konzerngeschichte. Die App soll News zusammenführen und anpassen. Peters zur Seite steht Peter Würtenberger.
Andreas Geyr hörte bei Media Impact nach nur sechs Monaten auf, um sich innerhalb der Axel Springer SE um "Vermarktungsstrategien" zu kümmern. Zum Januar 2016 wird er den Medienkonzern nun ganz verlassen.Seinen Posten als Chef des Springer-Vermarkters räumte er zum 1. September. Der frühere Havas-Chef hatte erst Anfang 2015 Peter Würtenberger abgelöst, aber gepasst hatte es nie so recht.
Spiegel-Verlag
Nikolaus Blome geht von "Spiegel" zu "Bild". Da war er ja 2013 auch hergekommen. Nun macht Bela Anda (oben) Platz für ihn in der "Bild"-Chefredaktion. Gut so, denn beim "Spiegel" war der Boulevard-Mann von Anfang an umstritten gewesen, galt als Gefolgsmann Wolfgang Büchners, der ja schon Ende 2014 den Spiegel-Verlag wieder verlassen musste. Blome traf es im Sommer. Einvernehmlich, versteht sich.
Katharina Borchert räumt ihren Arbeitsplatz bei Spiegel Online. Ziel: Silicon Valley, Mozilla. Da fängt sie im Januar an. Die Bloggerin ("Lyssas Lounge") hatte von 2006 bis 2009 das Portal Derwesten.de für die WAZ aufgebaut, bevor sie der "Spiegel" abwarb. Dort durfte nun Jesper Doub die Geschäftsführung übernehmen.
Matthias Schmolz kehrt Spiegel nach 20 Jahren den Rücken. Der Verlagsleiter des Spiegel-Verlags in Hamburg und Geschäftsführer von Spiegel Online sowie Spiegel TV hatte in dieser Zeit unterschiedliche leitende Funktione inne. Aus der Nachfolge von Ove Saffe als Geschäftsführer des Spiegel-Verlags war nichts geworden, den Job bekam Thomas Hass. Gründe für den Abschied Schmolz‘ im Sommer wurden nicht genannt. Im Herbst fand er neue Herausforderungen in einer völlig anderen Branche: Er ist nun seit November Kanzler und zweiter Geschäftsführer der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen.
Radiozentrale
Radiozentrale ohne Susanne Baldauf. Nach zehn Jahren verliert die Gattungsinitiative ihre Kommunikationschefin. Sie wende sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu. Wohin es sie zieht - unklar.
Gruner + Jahr
Stan Sugerman kehrt Gruner + Jahr den Rücken - nach 15 Jahren. Es ist halt doch nichts für ewig - wenn nicht einmal Sugarman bei G+J bleibt. "In allerbestem gegenseitigen Einvernehmen" kündigte der Chief Digital Officer seinen Abgang im Herbst an, wie so viele Kollegen auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Die will er nun ab Januar bei Salesforce finden: Bei der Softwarefirma wird er Europachef. Sein Stellvertreter Arne Wolter, gut eingearbeitet, übernahm bei G+J. G+J-CEO Julia Jäkel trauerte: "Wir - und ich persönlich - werden ihm freundschaftlich verbunden bleiben. Mit Stan Sugarman geht nicht einfach nur ein verdienter Manager. Es geht ein Mann, der über viele Jahre durch seinen Einsatz und seine Begabung das Gesicht von G+J bei den Werbekunden war."
Burda
Tomorrow Focus ohne Christoph Schuh. Der Gründungsvorstand der Burda-Tochter scheidet zum Jahresende aus. Mission beendet, teilte er mit. Seine Geschäftsbereiche waren alle verkauft worden. Nun freue er sich erst mal auf "eine kurze Auszeit mit der Familie" - wie es danach weitergeht, bleibt abzuwarten.
Andreas Schilling sucht Herausforderungen jenseits der BCN. Nach zwölf Jahren will sich der Geschäftsführer von Burdas Vermarktungstochter neu orientieren. Zwei Nachfolger treten in die großen Fußstapfen (unter seiner Führung habe sich das Unternehmen zum Marktführer unter den Zeitschriftenvermarktern entwickelt und stehe heute für einen Werbeumsatz von 600 Millionen Euro und damit einen Marktanteil von 17 Prozent, sagte die BCN zum Abschied): Michael Samak und Stefan Zarnic übernehmen zum 1. Januar die Geschäftsführung.
Condé Nast
Stefan Barchfeld hat nur kurzes Gastspiel bei Condé Nast - ein halbes Jahr. Der Head of Agency and Client Relations war im Juli gekommen und will sich ab 2016 lieber "neuen Projekten widmen". Der frühere Bauer-Mann hätte sich eigentlich um die Steuerung der regionalen Verkaufsbüros im In- und Ausland kümmern sollen. Das wird nun ein andrer tun müssen.
Verlagsgruppe Handelsblatt
Claudia Michalski zieht sich zurück. Die Fachmedien-Chefin verließ im August die Geschäftsführungsrunde der Verlagsgruppe Handelsblatt. Seither führt das Trio Gabor Steingart (CEO), Ingo Rieper und Frank Dopheide. Mit Michalski ging die letzte Handelsblatt-Geschäftsführerin aus der Vor-Steingart-Ära. Seit 2012 war sie dabei. Nun hat sie neue Aufgaben bei der Unternehmensberatung OMC, an der sie Anteile besitzt. 2016 will sie als geschäftsführende Gesellschafterin mitarbeiten.
MDR
Niels von Haken verlässt die MDR-Werbung. Seit 2007 war der heute 66-Jährige Geschäftsführer der Vermarktungstochter. Nun läuft sein Vertrag aus. Von Hakens Nachfolge übernehmen gleich zwei Mann: Frank Möhrer und Ralf Ludwig.
ProSiebenSat.1
Nicola Paalzow zieht die Reißleine. Der Sat.1-Geschäftsführer ging schon zum 15. Oktober, weil die Herbst-Programmierung floppte: "Als Geschäftsführer des Senders übernehme ich dafür die Verantwortung", sagte Paalzow und übergab die Geschäfte an Kaspar Pflüger. Drei Jahre lang hatte er seine Leidenschaft bei dem ProSiebenSat.1-Sender eingebracht. Und heuer eben auch Sendungen wie "Newtopia" und "Mila".
Antenne Thüringen
Hans-Jürgen Kratz geht in den Ruhestand. Der Geschäftsführer von Antenne Thüringen übergab zum 1. Oktober nach fast 50 Berufsjahren den Stab an Marco Maier. Kratz war seit 1995 Allein-Geschäftsführer des Senders. Harold Grönke, Vorsitzender des Gesellschafter-Ausschusses beim Sendert: "In wechselvollen und herausfordernden Zeiten hat er stets einen erfolgreichen Kurs gehalten und das Unternehmen höchst solide positioniert."
Zeitverlag
Verlagsleiterin Stefanie Hauer wechselt zu Madsack. 15 Jahre lang hatte sie "zum außergewöhnlichen Erfolg" der "Zeit" beigetragen, lobte Geschäftsführer Rainer Esser. Im Herbst zog es Hauer in die Geschäftsführung der "Lübecker Nachrichten" und der "Ostseezeitung". Im Impressum der Zeit steht noch kein Nachfolger.