Restrukturierung:
Die Times und die Sun forcieren Digitalstrategie
Der britische Verlag News UK steht vor "harten Entscheidungen": Kosten müssen reduziert werden, Print-Arbeitsplätze fallen weg. Dafür rücken die Digitalangebote in den Fokus der Unternehmensstrategie.
Der Verlag News UK, Herausgeber der Tageszeitung The Times und des Boulevardblatts The Sun sowie deren Sonntagsausgaben The Sunday Times und The Sun on Sunday, steht vor einer Neuausrichtung. Im Zuge der Budget-Festlegungen für das kommende Geschäftsjahr sollen die Kosten einer strengen Überprüfung unterzogen und die Digitalstrategie forciert werden.
"In den kommenden Monaten müssen wir unsere Unternehmensprozesse optimieren und einige harte Entscheidungen treffen", schrieb CEO Rebekah Brooks vergangene Woche in einer internen Mail an die Mitarbeiter. In diesem Zusammenhang sei es auch notwendig, sich "von einigen geschätzten und talentierten Kollegen zu trennen", so Brooks weiter. "Mir ist klar, dass dies eine traurige Nachricht ist. Aber es ist meine Pflicht zu gewährleisten, dass der Verlag für eine sichere und tragfähige Zukunft neu aufgestellt wird."
Während der Coronakrise sind die Print-Auflagen der News-UK-Blätter laut Brooks weiter eingebrochen. Wie berichtet, veröffentlicht der Verlag seit vergangenem Monat nicht mehr die Auflagenzahlen seiner Titel. Deutlich zurückgegangen seien zudem die Anzeigenerlöse.
Zugleich habe die Krise aber die digitale Transformation weiter vorangetrieben. Print bleibe zwar auch in den nächsten Jahren ein wichtiger Teil des Verlagsgeschäfts, betonte Brooks, "aber in einigen Bereichen könnte es sinnvoll sein, das Gesamtpaket, das wir unseren Kunden anbieten, zu ändern".
So habe das gestiegene Informationsbedürfnis während der Pandemie vor allem im Digitalbereich zu erhöhtem Traffic und zusätzlichen Abonnements geführt. Eine wachsende digitale Leserschaft lege es nahe, "nach neuen Formaten und Wegen zu suchen, Content zu verbreiten". Die Times will schon in den nächsten Wochen den digitalen Hörfunksender Times Radio launchen.
Verluste bei der Sun, Gewinne bei der Times
In den vergangenen Jahren hat es bei News UK, der britischen Tochter der News Corp. von Rupert Murdoch, eine weitreichende Verschiebung gegeben. Denn ursprünglich war es das Boulevardblatt The Sun mit seinen gewaltigen Profiten, das überhaupt erst dem Konzern die Expansion in den TV-Bereich und in die Vereinigten Staaten ermöglicht hatte.
Doch das Blatt hat bei seiner Digitalstrategie bislang noch kein überzeugendes Konzept gefunden. Seit die Sun Ende 2015 ihre Online-Zahlschranke wieder abgeschafft hat, erzielt es zwar eine riesige Reichweite, doch die Werbeerlöse blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr meldeten die Sun inklusive der Sonntagsausgabe einen Verlust vor Steuern in Höhe von 68 Millionen Pfund (75,7 Mio. Euro).
Wesentlich erfolgreicher ist seit einiger Zeit die Times. Sie entschied sich von Anfang an für eine strikte Paywall und verzeichnet inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 300.000 Digital-Abonnenten. Nach Jahren hoher Verluste meldeten die Times-Titel zuletzt einen Gewinn in Höhe von 3,4 Millionen Pfund (3,8 Mio. Euro).
Auch das Australien-Geschäft wird restrukturiert
Die Umbaumaßnahmen bei den Zeitungstiteln der News Corp. betreffen aber nicht nur den britischen Markt. Wie der Guardian berichtet, steht auch in Australien eine größere Restrukturierung an. Hier gibt die News Corp. unter anderem die Zeitungen Daily Telegraph, Herald Sun und The Australian heraus.
Im Zuge der neuen Digitalstrategie unter National Executive Editor Peter Blunden soll das bisherige "Silo-Modell" der einzelnen Titel abgeschafft und durch ein "optimiertes digitales Modell" ersetzt werden. Danach werden die Inhalte künftig nur "einmal und dafür besser produziert sowie von allen Titeln gemeinsam genutzt". Laut Guardian führt dies bei der Herald Sun und beim Daily Telegraph zum Abbau von 65 Arbeitsplätzen.