Eine Folge dieser Ungleichheit ist das Phänomen Homeoffice-Neid. Wie aus der Befragung von Appinio und Indeed hervorgeht, beneiden 54 Prozent der Deutschen in Voll- und Teilzeit, für die Homeoffice nicht machbar ist, ihre von zuhause aus arbeitenden Mitmenschen. Jeweils ein Drittel der Befragten wäre für die Chance auf Homeoffice sogar dazu bereit, den Arbeitgeber (34 Prozent) oder den Beruf (35 Prozent) zu wechseln.

Vorgesetzte sind bei Slack & Co. außen vor

Im Zuge der Pandemie setzen zahlreiche Unternehmen verstärkt auf digitale Anwendungen. Für mehr als die Hälfte aller Befragten (53 Prozent) hat sich durch die Einführung von Zoom, Slack & Co. der Arbeitsalltag tendenziell verändert. Sie geben an, zufriedener (44 Prozent) und motivierter (40 Prozent) zu sein, eine größere Aufgabenvielfalt zu haben (40 Prozent) und häufiger Feedback zu ihren Leistungen zu erhalten (32 Prozent). Allerdings beklagen die Befragten gestiegenen digitalen Stress (37 Prozent), mehr Kontrolle durch Vorgesetzte (33 Prozent) sowie Überforderung (32 Prozent). Digitalen Stress empfinden die 35- bis 44-Jährigen am stärksten – mit 43 Prozent liegt diese Altersgruppe sechs Prozentpunkte über dem Durchschnitt.

Doch trotz der verstärkten Einführung digitaler Tools bleiben das gute alte Telefon und die E-Mail die am häufigsten genutzten Kommunikationskanäle, um sich mit Kolleg:innen (Telefon: 48 Prozent, E-Mail: 41 Prozent) und Vorgesetzten (Telefon: 54 Prozent, E-Mail: 44 Prozent) auszutauschen. Erst danach folgen jeweils Messenger-Dienste. Brisant: Die Vorgesetzten sind bei der Kommunikation via Whatsapp, Slack & Co. offenbar außen vor. Während 32 Prozent der Deutschen angeben, mit den Kolleg:innen zu chatten, tun dies nur halb so viele (16 Prozent) mit den Vorgesetzten.

Verhältnis zu Chef:innen leidet nicht

Das bedeutet nicht, dass das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter:innen im Zuge der Corona-Pandemie gelitten hat. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. 87 Prozent aller Arbeitnehmer:innen würden das Verhältnis zu ihren direkten Vorgesetzten als (eher bis sehr) positiv beschreiben. Arbeitnehmer:innen, die ihre Vorgesetzten als "wertschätzend" oder "vertrauensvoll" beschreiben, haben am häufigsten ein (sehr) gutes Verhältnis zu ihnen. Vor allem in der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen scheint Corona einen positiven Einfluss auf ihr Verhältnis mit den Vorgesetzten zu haben: 28 Prozent dieser Befragten geben an, ein eher besseres Verhältnis zu haben, 52 Prozent ein deutlich besseres.

"Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich unsere Arbeitswelt durch die Pandemie enorm schnell gewandelt hat. Unser Anliegen war es, mit dieser Befragung die Chancen aber auch die Probleme aufzuzeigen – denn vor allem die Digitalisierung des Arbeitsplatzes birgt auch ihre Schattenseiten, wie etwa Stress und Überforderung. Mit unserem Report ist es uns gelungen, Licht ins Dunkel zu bringen", sagt Jonathan Kurfess, CEO von Appinio.

Laut Frank Hensgens, Managing Director Indeed DACH, hat sich das Arbeitsleben vieler Millionen Menschen in diesem Land durch Corona über Nacht verändert. Während viele Berufstätige von der neuen Flexibilität profitieren, erlauben viele Berufsbilder oder sogar ganze Arbeitgeber keine Arbeit aus dem Homeoffice – viele davon in systemrelevanten Bereichen: "Daher mischt sich in die Freude über zahlreiche Veränderungen zum Positiven, die der Future of Work-Report zu Tage fördert, auch das ungute Gefühl, dass nicht alle Bereiche gleichermaßen davon profitieren. Dabei sollte es für Unternehmen das Gebot der Stunde sein, in Digitalisierung und neue Formen der Zusammenarbeit zu investieren. Beide Themen haben einen zunehmend stärkeren Einfluss auf die Jobzufriedenheit und Entscheidungen über einen Jobwechsel." 

Appinio hat für die Studie zwischen dem 3. und 11.12.2020 insgesamt 2.000 berufstätige Personen zwischen 18 und 65 Jahren über das eigene Mobile-Panel befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung nach Alter und Geschlecht.


Autor: Belinda Duvinage

legt ein besonderes Augenmerk auf alle Marketing-Themen. Bevor die gebürtige Münchnerin zur W&V kam, legte sie unter anderem Stationen bei burdaforward und dem Münchner Merkur ein, leitete ein regionales Magazin in Göttingen und volontierte bei der HNA in Kassel. Den Feierabend verbringt sie am liebsten mit ihren drei Jungs in der Natur, auf der Yogamatte, beim perfekten Dinner mit Freunden oder, viel zu selten, einem guten Buch.