Accenture-Studie:
Sicher aus der Krise mit der Zwillings-Transformation
Das Beratungsunternehmen Accenture hat untersucht, mit welchen Strategien Unternehmen die Pandemie wirtschaftlich nicht nur überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihr hervorgehen können.
Europäische Unternehmen, die ihre Digitalisierung und zugleich einen nachhaltigen Wandel vorantreiben, haben eine bessere Chance, sich schneller von den Folgen der Pandemie zu erholen. Nicht nur das: Sie könnten sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "The European Double Up: A twin strategy that will strengthen competitiveness", die das Beratungsunternehmen Accenture jetzt im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt hat. Laut der Studie erwarten die europäischen WirtschaftsführerInnen, dass sie in durchschnittlich 18 Monaten zu dem Umsatzniveau zurückkehren, auf dem sie vor Corona lagen.
Der Untersuchung zufolge priorisiert fast die Hälfte der europäischen Unternehmen (45 Prozent) Investitionen, die sowohl die digitale Transformation als auch Nachhaltigkeit betreffen. Konkret wollen 40 Prozent der Befragten in Europa größere Summen in künstliche Intelligenz stecken. 37 Prozent wollen verstärkt in die Cloud investieren, 31 Prozent richten ihren Kapitaleinsatz neu aus, um sich stärker auf nachhaltige Geschäftsmodelle zu konzentrieren.
Die Ziele für 2021 wackeln
Was die Wachstumsziele für 2021 angeht, sind die Europäer allerdings deutlich unsicherer. Weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen (45 Prozent) rechnet damit, die ursprünglichen Wachstumsziele für 2021 umsetzen zu können. In Großbritannien, Frankreich und Deutschland sind noch die größten Optimisten zu finden: 59 Prozent (UK), 52 Prozent (Frankreich) und 51 Prozent (Deutschland) der Befragten erwarten, ihre Ziele im laufenden Jahr zu erreichen. In Italien glauben nur 34 Prozent daran, in Spanien 31 Prozent.
Die teilweise gedrückte Stimmung hat natürlich plausible Gründe: Die Hälfte der europäischen Unternehmen (49 Prozent) hat in den letzten zwölf Monaten Umsatz- oder Gewinnrückgänge verzeichnet und erwartet im Verlauf des Jahres keine Verbesserung. Knapp ein Fünftel gab an, vor der Pandemie eine starke finanzielle Leistungsfähigkeit gehabt zu haben, zum jetzigen Zeitpunkt hingegen mit negativem Umsatz- oder Gewinnwachstum für die nächsten zwölf Monate zu kalkulieren. Die Studie bezeichnet diese Unternehmen als "Falling Angels", "gefallene Engel".
Nur ein Drittel der europäischen Unternehmen erwartet in den nächsten zwölf Monaten ein profitables Wachstum - sie werden in der Studie "Tomorrow's Leaders" genannt. Die Wahrscheinlichkeit, zu dieser Gruppe zu gehören, ist bei Unternehmen, die sowohl bei der Implementierung von digitalen Technologien als auch von nachhaltigen Verfahren führend sind, fast dreimal so hoch.
Am Wendepunkt
"Die Digitalisierung hat die 2010er Jahre bestimmt. Dabei haben sich die Unternehmen durchgesetzt, die diese Transformation in Geschwindigkeit und Umfang angeführt haben", so Jean-Marc Ollagnier, CEO von Accenture in Europa. "In diesem Jahrzehnt erfasst die Wirtschaft eine neue Welle des Wandels – hin zu mehr Nachhaltigkeit. Wie europäische Unternehmen diese 'Zwillingstransformation' bewältigen, wird nicht nur darüber entscheiden, wie schnell sie sich von der Krise erholen, sondern auch darüber, wie gut sie positioniert sind, um nach der Pandemie nachhaltig zu wachsen."
Um diese "Zwillingstransformation" erfolgreich voranzutreiben, schlägt die Studie mehrere strategische Ansätze vor. Dazu zählt die Förderung von ökosystembasierten Geschäftsmodellen, die von Nachhaltigkeit angetrieben und durch Technologie ermöglicht werden. Eine andere Strategie ist die Kombination von Ressourcen, um Technologieanwendungen für nachhaltige Verfahren zu skalieren.
Führende Unternehmen im Bereich der Zwillingstransformation investieren laut der Studie insgesamt stärker in Innovation und geben mehr als zehn Prozent ihres Jahresumsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Sie betrachten Nachhaltigkeit und Technologie nicht als getrennte Prioritäten. Ein weiter wichtiger Punkt ist die Förderung von Talenten. Der Aufbau und die Förderung von Talenten "sind essenziell, um aus der Transformation messbaren Mehrwert für das Unternehmen zu ziehen", so Accenture.
Wer zu spät handelt, verliert
Klar könnten europäische Unternehmen den gewohnten Weg weitergehen. "Dann werden sie allerdings zusehen müssen, wie andere Firmen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen", mahnt Ollagnier. Die Alternative: "Sie schließen sich den Vorreitern an, indem sie den Mehrwert ausschöpfen, der in der Verbindung von innovativer Technologie und Europas traditionellen Stärken wie Nachhaltigkeit, Solidarität und Sinnhaftigkeit liegt."
Die Studie basiert auf einer Befragung von 4051 C-Level-Führungskräften in 13 Ländern und 19 Branchen. Die Umfrage wurde im November 2020 durchgeführt und umfasst Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Zu den vertretenen Branchen gehören Luft- und Raumfahrt & Verteidigung, Fluggesellschaften/Reisen/Transport, Automobil, Banken; Kapitalmärkte, Kommunikation/Medien/Unterhaltung, Chemie, Konsumgüter, Energie, Gesundheit, Hightech, Industriegüter & Ausrüstung, Versicherung, Pharma/Biotech/Life Sciences, Öffentlicher Dienst, Einzelhandel, Software/Plattformen und Versorgungsunternehmen.
Die befragten Unternehmen stammen aus Australien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Singapur, Spanien, UK und den USA.